Nürnberger Unternehmen kauft Fürther Humbser-Gebäude

17.12.2014, 06:00 Uhr
Nürnberger Unternehmen kauft Fürther Humbser-Gebäude

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Kriminell ging es zu, als das historische Sudhaus zum letzten Mal Schlagzeilen machte: Im Juni 2012 verschafften sich Einbrecher Zutritt zu dem leerstehenden Gebäude, um Kupferrohre und die rund 30 Kilogramm schweren Sichtluken der mächtigen Kupferkessel abzumontieren. Ihre Beute, die dank der hohen Rohstoffpreise ein erkleckliches Sümmchen eingebracht hätte, ließen sie zurück. Offenbar, so glaubte es die Polizei, waren die Diebe gestört worden.

Nürnberger Unternehmen kauft Fürther Humbser-Gebäude

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Drei Jahre zuvor hatte die Tucher Bräu den Betrieb an der Schwabacher Straße stillgelegt und war an die Stadtgrenze gezogen. Seit dem Frühjahr 2013 bestimmen Kräne das Bild auf dem Areal zwischen Schwabacher und Dambacher Straße. Zwei große Bauträger errichten Mehrfamilienhäuser mit Dutzenden von Wohnungen.

Diesen Arbeiten fiel das historische Gärhaus aus dem Jahr 1896 zum Opfer - Denkmalschützer hatten zu spät und vergeblich versucht, den Abriss zu verhindern. Während nun die Neubauten in die Höhe schießen, liegen die verbliebenen historischen Gebäude in einem Dornröschenschlaf.

Der Prinz aus dem Märchen kommt in diesem Fall aus Nürnberg: Die MIP Immobilien-Verwaltungs-GmbH & Co. KG hat das Areal der Münchner Inselkammer-Gruppe abgekauft. Wie die neuen Eigentümer erklärten, schwebt ihnen eine Mischung aus Läden, Büros und Wohnungen vor. Im markanten Sudhaus an der Ecke von Schwabacher Straße und Fichtenstraße soll Gastronomie Einzug halten. Eine Hausbrauerei als Betreiber wäre schön, heißt es. Die Gäste könnten rund um die alten Braukessel sitzen, denkbar sei auch, Glasböden in der Jugendstilperle einzuziehen, um mehr Raum zu schaffen.

Mit Biergarten

Nach hinten soll sich ein begrünter Biergarten anschließen. Dort steht das kleine Portiershaus, das bereits über eine Zapfanlage und einen Kühlraum verfügt, und daher prädestiniert wäre, um von dort den Garten zu versorgen. Das benachbarte ehemalige Verwaltungsgebäude soll künftig Büros beherbergen. Die historischen Wandverkleidungen aus Holz sollen ebenso erhalten bleiben wie Jugendstil-Fliesen in den Toiletten.

Neben dem Sudhaus erstreckt sich ein markanter Backsteinbau an der Schwabacher Straße: die früheren Malzböden. In die mehrere Meter hohen Räume im Erdgeschoss könnten nach der Sanierung Geschäfte einziehen, um die Nahversorgung für das neue Stadtviertel sicherzustellen: Lebensmittelläden, ein Frisör oder auch ein Blumenladen seien denkbar. In den oberen Stockwerken – umgeben von Holzbalken – ist weiteres Gewerbe geplant, unter dem Dach könnten Wohnungen entstehen. Reizvoll: Brauerei-Reliquien wie Haken oder Ketten, die von den Decken baumeln, sollen integriert werden.

Obwohl es nicht denkmalgeschützt ist, will MIP Immobilien – nicht zu verwechseln mit Neue-Mitte-Bauherr MIB – das kleine benachbarte Heizkesselhaus erhalten, ebenso den Schlot. Der gehöre schließlich auch dazu, heißt es. Zur Johann-Geismann-Straße hin, die das Baugebiet erschließt, bleibt Raum für einen Neubau, der laut Bebauungsplan an die Malzböden anschließen dürfte. Der Investor will jedoch unten sechs Meter Platz lassen und oben mit Glas für einen luftigen Übergang sorgen. Sonst, so die Begründung, werde die schöne Fassade des Altbaus verdeckt.

Nürnberger Unternehmen kauft Fürther Humbser-Gebäude

Auch die großen Bierkeller unter der Erde will MIP Immobilien wiederbeleben und mit einem Fahrstuhl erschließen. Sie böten Platz für einen Weinkeller, eine Pilzzucht oder eine Käserei. Zurzeit sammeln die Macher weitere Ideen, im Frühjahr soll der Bauantrag bei der Stadt eingereicht werden. Ende 2015 könnten die Arbeiten beginnen. Mit dem Landesamt für Denkmalpflege stehe man in Kontakt.

Die Münchner Behörde bestätigte gegenüber den FN ein erstes Vorgespräch. Es zeichne sich ab, dass der Investor „sorgsam mit dem historischen Bestand umgehen wolle“.  Angetan zeigen sich die Denkmalschützer von der vorgesehenen „Nutzungsmischung“ und den Plänen für das ehemalige Sudhaus:

Gastronomie zwischen alten Braukesseln würde an Ort und Stelle die frühere Nutzung bestens dokumentieren.

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