Nürnberger zieht es in die Fürther City

8.5.2013, 09:00 Uhr
Nürnberger zieht es in die Fürther City

© Hans von Draminski

Sie haben Kunden in Parkhäusern befragt, die Passantenströme an verschiedenen Punkten der Innenstadt gemessen und die Einzelhändler um ihre Meinung gebeten: Das Unternehmen „Standort & Kommune“ will im Auftrag der IHK Strategien erarbeiten, mit denen sich Kunden in das Fürther Zentrum locken lassen – vor allem in jener schwierigen Zeit, wenn sich im Herzen der Innenstadt eine riesige Baustelle auftut.

Erste Zahlen wurden nun im Wirtschaftsausschuss vorgestellt. Manches überrascht, manches bestätigt lediglich, was man ohnehin schon wusste oder zumindest ahnte. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass kaum Erlanger nach Fürth fahren. Die Mehrzahl der Kunden kommt aus Fürth selbst, aus dem Hinterland der Kleeblattstadt (Spitzenreiter: Cadolzburg), aber auch – und das mag erstaunen – zu einem nicht unwesentlichen Teil aus den westlichen Stadtteilen Nürnbergs. Herausgefunden hat man das mit der klassischen Frage nach der Postleitzahl der Einkäufer.

Bei Interviews von 140 Autofahrern, die ihren Wagen in einem Fürther Parkhaus abstellten, kam zudem Folgendes zutage: Das Durchschnittsalter derer, die ihr Auto in die Innenstadt lenkten, ist 49 Jahre, pro Kopf ließen sie 44 Euro in den Geschäften der City, jeder Fünfte gab dort allerdings überhaupt kein Geld aus.

Mit großer Freude erwartet

Wahre Besucherscharen kamen zum ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres am 10. März: Im Vergleich zu normalen Wochentagen war zum Teil das Zehnfache an Kunden unterwegs. Von den acht Zählstandorten wiesen die Fußgängerzone auf Höhe der Moststraße sowie die Rudolf-Breitscheid-Straße – kurz vor Beginn der Fußgängerzone – mit Abstand die besten Werte auf, also ziemlich genau jener Ort, an dem der neue Einkaufsschwerpunkt entstehen soll.

Gute Noten gaben die Kunden den Läden für Preisniveau und Beratung, meist ausreichend und mangelhaft bewerteten sie die Angebotsvielfalt. Die „Aufmachung der Geschäfte“ schnitt kaum besser ab. Die Fürther Händler verrieten den Meinungsforschern im Wesentlichen, dass sie den Einkaufsschwerpunkt mehrheitlich mit großer Freude erwarten, aber Sorge haben, dass während der Baustellenzeit Lärm und Staub die Kunden abschrecken.

Lange Einkaufsnacht auf der Liste

Unter Regie der Kommune überlegen seit einigen Monaten im Wirtschaftsforum Innenstadt Händler, Dienstleister und Gastronomen, wie man dem entgegenwirken kann. Dreimal hat sich das Gremium bereits getroffen mit jeweils 30 bis 50 Teilnehmern, sagt die Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann. Auch ein Vertreter des Investors MIB sei dabei, um Fragen zu beantworten.

Bei einer Ideensammlung wünschten sich die Teilnehmer laut Hackbarth-Herrmann vor allem eine regelmäßige Pressearbeit der Stadt, ein Werbekonzept und günstige Parkplätze für die Kunden. Auf der Liste steht zudem eine lange Einkaufsnacht, wie es sie in Erlangen oder Herzogenaurach schon gibt. Im September, sagt Hackbarth-Herrmann, könnte es auch in Fürth so weit sein.

Dagmar Orwen, Grünen-Stadträtin und selbst Einzelhändlerin, lobte das Wirtschaftsforum, weil es den Geschäftsleuten zum einen das Gefühl vermittle, nicht allein gelassen zu werden, und zum anderen ein Wir-Gefühl erzeuge. Orwen weiß außerdem die Antwort auf eine Frage, bei der die Meinungsforscher von „Standort & Kommune“ bislang noch passen müssen: Was zieht einen Nürnberger in die Fürther Innenstadt? Genau das habe sie ihren Kunden aus der Nachbarstadt gefragt, sagt Orwen. Fürth, so habe man ihr mitgeteilt, sei „gemütlicher und schöner“.

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