Oberasbach: Diakonie zieht nach fünf Jahren die Notbremse

15.7.2016, 06:00 Uhr
Oberasbach: Diakonie zieht nach fünf Jahren die Notbremse

© Foto: Horst Linke

Schuld ist die schlechte wirtschaftliche Situation. Innerhalb von fünf Jahren hat das Diakonische Werk Fürth nach eigenen Angaben über 750 000 Euro zur Deckung der Kosten zuschießen müssen. Der Verein, der beispielsweise als Träger des Sophienheims in der Fürther Südstadt und des Gustav-Adolf-Heims in Zirndorf fungiert, ist von der Insolvenz nicht tangiert, betroffen ist vielmehr die Gemeinnützige GmbH.

Den Hahn zugedreht

Als deren Alleingesellschafterin fungiert allerdings das Diakonische Werk Fürth. Und dessen Verwaltungsrat hat vor zwei Wochen beschlossen, „nach reiflicher Überlegung“, wie es in einer unserer Redaktion übermittelten Stellungnahme heißt, die Betriebsdefizite nicht mehr zu übernehmen.

Das Rangau Seniorenzentrum wurde im April 2011 mit großen Hoffnungen eröffnet: In drei familienähnlichen Hausgemeinschaften leben, jeweils untergebracht in Doppelzimmern, insgesamt 39 pflegebedürftige Menschen mit Demenz. Im Rahmen ihrer Fähigkeiten werden sie in ganz normale Alltagstätigkeiten einbezogen. Innerhalb des Hauses und des Gartens können sie sich frei bewegen. Wer zum Weglaufen neigt, trägt einen kleinen Sender bei sich, der das Personal informiert, sobald derjenige das Areal verlässt. Damit betrat die Diakonie seinerzeit konzeptionell Neuland. Nun bescherte die wirtschaftliche Lage mit Blick auf die Zukunft aber anscheinend wenig Hoffnung auf Besserung, so dass die gGmbH einen sogenannten Eigenantrag auf Insolvenz stellte.

Das heißt: Derzeit droht zwar keine Gefahr, man geht jedoch davon aus, so erläutert es Hubert Ampferl von der Kanzlei Beck & Partner, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden ist auf Anfrage, dass „in den nächsten 12 bis 15 Monaten eine finanzielle Unterdeckung eintreten könnte“.

Die Mitarbeiter und Angehörigen wurden von dem Schritt, den die Diakonie in ihrer Stellungnahme als „unausweichlich“ bezeichnet, in dieser Woche bereits informiert. Die Löhne und Gehälter der Belegschaft sind für die Monate Juli, August und September gesichert, das Geld kommt dabei aus dem Insolvenzgeld-Topf der Agentur für Arbeit.

Ampferls Aufgabe ist es jetzt, gemeinsam mit Michael Bischoff, Vorstand des Diakonischen Werks Fürth und Geschäftsführer der gGmbH, mit allen Beteiligten wie etwa den Eigentümern oder dem Landratsamt als Heimaufsicht zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. Wohl kein leichter Job, schließlich nennt die Diakonie selbst in ihrer Erklärung die „geringe Größe“ der Einrichtung als starke wirtschaftliche Herausforderung, außerdem ist von „ständig steigenden Betriebskosten“ die Rede, die die Situation verschärften.

Niemand steht auf der Straße

Ob sich unter diesen Bedingungen jemand finden wird, der das Seniorenzentrum weiterführt? Ampferl will, wie er sagt, mit Blick auf die weitere Entwicklung „nicht orakeln“, sondern zunächst die Lage sondieren und insbesondere die „unheimlich fleißige“ Belegschaft zusammenhalten. Allen Mitarbeitern beabsichtigt die Diakonie, das steht ebenfalls in der Erklärung zu lesen, eine Anschlussbeschäftigung anbieten.

Und auch die Angehörigen der Bewohner müssten sich im schlimmsten Fall nicht fürchten, das verspricht jedenfalls Geschäftsführer Michael Bischoff gegenüber den FN: „Wir werden uns darum kümmern, dass die Leute nicht auf der Straße stehen.“

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