Oberasbach: „Die Diskussionskultur ist hier sehr ausgeprägt“

10.5.2016, 13:00 Uhr
Oberasbach: „Die Diskussionskultur ist hier sehr ausgeprägt“

© Foto: Scherer

Warum, Herr Träger, tauscht jemand das Allgäu gegen Mittelfranken ein?

Markus Träger: Ich bin zwar gebürtiger Allgäuer, meine Familie ist aber umgezogen, als ich gerade ein Jahr alt war. Aufgewachsen bin ich in Eichstätt.

 

Was hat Sie bewogen, sich auf die Stelle in Oberasbach zu bewerben?

Träger: Meine Frau arbeitet bei der Stadt Fürth im Vorzimmer von Bürgermeister Markus Braun, ich war zuvor Leiter des Hauptamts beim Markt Thalmässing. Klar war immer, einer von uns beiden wird sich beruflich umorientieren, denn – wir wohnen derzeit in Allersberg – wir wollten dann auch unseren Lebensmittelpunkt verändern. Ich bin im Staatsanzeiger auf die Oberasbacher Ausschreibung gestoßen, und zwar am Tag vor dem Bewerbungsschluss. Ich habe mich noch schnell mit meiner Frau besprochen und tags darauf nach Feierabend meine Unterlagen fertig gemacht.

 

Der Landkreis ist Ihnen als Arbeitsfeld nicht unbekannt.

Träger: Ich habe zehn Jahre, von 1997 bis 2007, im Landratsamt gearbeitet. Zunächst in der Zentralen Ausländerbehörde, zuletzt als Leiter des Sachgebietes Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Ich bin weg, weil mich eine Stelle bei einer Gemeinde immer gereizt hat, und kam nach Thalmässing.

 

Sie sind jetzt vier Wochen hier – der größte Unterschied zwischen Ihrer alten und der neuen Tätigkeit?

Träger: Oberasbach ist eine ganz andere Kategorie, von der Größe der Stadt und natürlich von der Verwaltung. In Thalmässing saßen im Rathaus 14 Leute, da war alles viel enger beieinander, das ist eine andere Welt. Als Leiter des Hauptamts war ich sozusagen das „Mädchen für alles“. In Oberasbach sind es über 50 Mitarbeiter, die Abteilungen gestalten die Dinge autonomer. Wenn es etwa in Thalmässing Vorgänge anderer Fachbereiche gab, habe ich das eng begleitet, hier entscheiden die einzelnen Abteilungen ziemlich eigenständig darüber, wie die Angelegenheiten erledigt werden.

 

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Politik und Verwaltungen definieren?

Träger: Die Verwaltung führt Prozesse durch und stellt Informationen bereit, macht aber keine Politik. Wir sind die Zuarbeiter für Bürgermeisterin und Stadtrat und spielen sozusagen als Hilfstruppe eine wichtige Rolle.

 

Sie haben bereits diverse Sitzungen besucht. Wie ist Ihr Eindruck von der hiesigen Kommunalpolitik?

Träger: Die Diskussionskultur, besonders bei Bausachen, ist hier sehr ausgeprägt. Das gehört aber dazu und ist im positiven Sinne förderlich, um gute Lösungen zu finden.

 

Mit Birgit Huber steht eine Bürgermeisterin an der Spitze der Stadt. Begreifen Frauen dieses Amt anders als Männer?

Träger: Ich hatte in Thalmässing mit zwei Bürgermeistern zu tun. Frau Hubers Stil ist völlig anders, ob das damit zu tun hat, dass sie eine Frau ist, kann ich nur schwer sagen. Entscheidend ist meiner Meinung nach, dass ein Bürgermeister trotz Parteibuch sein Amt überparteilich wahrnimmt, ohne dabei seine Linie zu verlieren.

 

Wichtig ist Ihnen in Bezug auf die Bürgermeisterin . . .

Träger: . . . dass man sich vertrauen und aufeinander verlassen kann. Vordringlich ist auch, der Bürgermeisterin in Verwaltungssachen den Rücken freizuhalten und sie nicht mit Dingen zu belasten, die nicht so wichtig sind.

Wie gut kennen Sie eigentlich bereits die Stadt?

Träger: Ich habe extra Schuhe im Büro, mit denen es sich gut laufen lässt. Neulich hatten Herr Stünzendörfer und ich einen Termin in der Krippe in Rehdorf, da bin ich dann zurück ins Rathaus gelaufen. Ansonsten bin ich jeden Tag in der Mittagspause unterwegs und habe auch meine Kamera dabei. Ich bin leidenschaftlicher Fotograf, dabei bekommt man auch einen schönen Blick fürs Detail. Aber Oberasbach ist schwer zu fotografieren.

 

Weshalb?

Träger: Die Stadt ist etwas sperrig. Charakteristisch ist sicher das Rathaus-Umfeld. Aber was etwas fehlt, ist die Historie. Das liegt sicher daran, dass Oberasbach noch eine sehr junge Stadt ist.

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