Oberasbach fällt zu Wallenstein noch einiges ein

13.12.2018, 12:00 Uhr
Oberasbach fällt zu Wallenstein noch einiges ein

© Foto: Hans-Joachim Winckler

In Stein hatte Bürgermeister Kurt Krömer einen Aussichtsturm ins Gespräch gebracht. Von hier sollen Besucher, die auf den Routen über den Hainberg unterwegs sind und erkunden wollen, was sich vor knapp 400 Jahren dort abgespielt hat, bis zur Zirndorfer Alten Veste blicken können. Zwischendrin liegt bekanntlich Oberasbach, und dort hat Birgit Huber die Ankündigung ihres Steiner Kollegen auf eine Idee gebracht.

In der zweitgrößten Stadt des Landkreises, auf deren heutigem Gebiet seinerzeit der Großteil des katholischen Söldnerheeres lagerte, gibt es einige Menschen, die sich mit den grausamen Ereignissen von damals intensiv beschäftigen. "Da steckt viel in den Köpfen", sagt die Bürgermeisterin. Ideen, die es zu entwickeln gilt. Denn Oberasbach sollte auf jeden Fall bei dem vom europäischen Leader-Programm geförderten Projekt auch noch etwas Eigenes obendrauf packen.

Oberasbacher Trauma?

Birgit Huber glaubt nämlich, dass das Kapitel "Dreißigjähriger Krieg" in der Kommune nie wirklich aufgearbeitet wurde. 100 Jahre habe es nach den Verheerungen jenes Flächenbrands gedauert, bis die Zahl der Geburten wieder so hoch war wie vor dessen Ausbruch 1618. Nach Ansicht der Rathauschefin "war das ein Riesentrauma".

Also wurden die Bürger im Sommer zu zwei Workshops gebeten, und dabei hätten sich die Teilnehmer, das sagt Kulturamtsleiterin Anja Schönekeß, "sehr kreativ" gezeigt: Ein Aussichtspunkt, eine Wallenstein-Lounge – beides im Rathaus angesiedelt –, ein Wallenstein-Kulturzentrum und ein Friedensevent kamen auf den Tisch.

Einen bunten Strauß an Einfällen habe das erste Treffen geliefert, der wurde dann im Zuge der zweiten Veranstaltung allerdings gerupft. Ein paar nicht uncharmante Vorschläge wurden dabei leider aussortiert – beispielsweise die Seilbahn, mit der Besucher bis zur Alten Veste hätten schweben sollen, oder ein, dem Vorbild von Playmobil nachempfundener Wallenstein-Park.

Machbarkeitsstudie nötig

Freilich bleiben noch genügend gute Ideen übrig, die der Stadtrat per Machbarkeitsstudie auf ihre Umsetzung hin abklopfen will: Da wäre die jederzeit öffentlich zugängliche Aussichtsplattform am Oberasbacher Rathaus. Soll das Gebäude einmal irgendwie saniert werden, würde der außenliegende Aufgang gleich als ohnehin notwendiger zweiter Rettungsweg dienen. Der Sitzungssaal mit seinen drei Terrassen könnte eine Wallenstein-Lounge bekommen. Hier einmal bei Café und Kuchen zu sitzen, das dürfte jedoch ungleich schwerer zu realisieren sein als ein "Wallenstein-Kulturzentrum" zu etablieren.

In Unterasbach an der Hauptstraße 1 hat die Stadt dafür immerhin schon ein Haus mit Garten erworben. In erster Linie, um sich die Flächen zu sichern, die für den Umbau der Einmündung zur Bahnhofstraße – Stichwort Verkehrskreisel – gebraucht werden. Aber die Immobilie liegt günstig, jeweils nur wenige Schritte von S-Bahnhalt und Hainberg entfernt.

Die mit dem Leader-Projekt befasste Agentur hat schon einmal eine Computersimulation geliefert. Holz dominiert dabei die Fassade des Gebäudes, das "Wallensteins Klapphaus" nachempfunden werden soll. Während seine Söldner in Erdhütten oder Zelten lebten, hatte der Generalissimus immer eine Art Fertighaus im Tross, das an den verschiedenen Lagerstätten für ihn aufgebaut wurde. Auch das mörderische Handwerk kommt nicht ganz ohne ein wenig Komfort aus.

In Oberasbach ist dabei an ein Haus gedacht, in dem die Bürger sich treffen können. Diese drei Vorhaben werden nun im Rahmen von Machbarkeitsstudien untersucht, die Kosten und der Zeitstrahl der Umsetzung sind dabei die wichtigsten Punkte. Entscheiden muss dann der Stadtrat.

Relativ einfach bewerkstelligen ließe sich wohl das sogenannte Friedensevent. Dafür soll das Kulturamt Ideen sammeln und diese dann inklusive Kostenangaben dem zuständigen Fachausschuss präsentieren.

Vorbild Friedenstafel

Als Vorbild dient die Nürnberger Friedenstafel. Seit 1999 ist es Tradition, dass sich die Bürgerinnen und Bürger der großen Nachbarstadt nach der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an einer Tafel zum gemeinsamen Mahl treffen. Lichterketten und Fackelwanderung sind Stichwörter für Oberasbach. Es gehe darum, sagt Anja Schönekeß, Menschen mit dem Thema Wallenstein zusammenzubringen.

Das Datum dafür steht schon fest: jeweils der 17. Juli. Der Tag, an dem die Soldaten damit begonnen hatten, das Lager aus dem Boden zu stampfen und der den Beginn des besonderen Martyriums der Oberasbacher, Zirndorfer und Steiner markiert.

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