Obermichelbach: Diskussion um Tomatengewächshaus

5.6.2016, 06:00 Uhr
Obermichelbach: Diskussion um Tomatengewächshaus

© Fotomontage

Fast 600 Bürger hatten durch ihre Unterschrift dafür gesorgt, dass das Streitthema in einer außerordentlichen Bürgerversammlung erörtert wurde. Beinahe alle dürften auch in die Obermichelbacher Bürgerhalle gekommen sein, denn vielen blieb nur ein Stehplatz.

Nachdem die Bürgerinitiative „Agrarfabrik in Obermichelbach – Nein Danke“ bereits am geplanten Standort „Am Pfannenfeld“ ihre Ablehnung deutlich gemacht hatte, bekamen zu Beginn der Versammlung die beteiligten Landwirte Gelegenheit, für ihr Projekt zu werben. „Wir haben Abwärme zur Verfügung, die derzeit nicht gebraucht wird und mit einem Gewächshaus sinnvoll genutzt werden kann“, betonte Werner Schilmeier. Er betreibt wie sein Nachbar Michael Bauer eine Biogasanlage in unmittelbarer Nähe zum geplanten Gewächshaus.

Die Tomaten anbauen, ernten und vertreiben würden andere, nämlich die Produktions GmbH & Co. KG – Firma Boß und Scherzer. Gemüsebauer Fritz Boß warb bei den überwiegend skeptischen Zuhörern um Vertrauen: „Wir sind greifbar, kein Konsortium oder keine Investoren von irgendwo her.“ Seine Familie betreibe seit Jahrhunderten Landwirtschaft im Knoblauchsland, doch dort wird der Platz knapp. „Für einen effizienten, zukunftsfähigen Betrieb ist die Fläche zu klein“, so Boß. Obermichelbach biete sich als Standort an, nicht nur wegen der nahen Biogasanlagen. Dank eines Regenwasserrückhaltebeckens und eines innovativen Wasser- und Energie-Konzepts werde dort auch kein Brunnenbau für die durstigen Tomatenpflanzen notwendig. Der Lkw-Verkehr werde sich nach dem Bau auf zwei Fahrzeuge pro Tag beschränken, beteuerte der 42-Jährige.

BI-Sprecher Franz Link war für solche Argumente kaum empfänglich. Vielmehr stieß er sich daran, dass die Ansichten der Projektgegner erst nach den Befürwortern vorgetragen werden konnten. Auf den Gemeinderat bezogen, zweifle er, dass das Für und Wider dort objektiv gewertet werde. „Gewiefte Politiker und egoistische Lobbyisten“ seien hier am Werk. In zahlreichen Wortmeldungen wurde ihm beigepflichtet, indem er die Ablehnung mit dem „Erhalt unserer liebenswürdigen Landschaft“ begründete.

Vereinzelt sprachen sich Bürger auch für das Projekt aus. „Mit einer Tomatenaufzucht fahren wir doch ganz gut“, meinte einer. Schließlich sei der Standort auch für einen Schweinemastbetrieb interessant. Das sieht Bürgermeister Herbert Jäger ähnlich. Die Möglichkeiten der Gemeinde seien jedoch beschränkt, letztlich werde die Entscheidung zur Baugenehmigung im Landratsamt gefällt. Um künftige Entwicklungen besser steuern zu können, wird sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montag, 6. Juni, 19.30 Uhr, mit dem Thema Gemüseanbau befassen und über die Bauvoranfrage von Boß/Scherzer abstimmen.

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