Ohne Angst in die Fürther Kinderklinik

15.9.2017, 11:00 Uhr
Ohne Angst in die Fürther Kinderklinik

© Foto: Hans Winckler

Das Ziel ist nach 30 Jahren kein bisschen veraltet. Die Mädchen und Jungen sollen die Zeit im Krankenhaus nicht als schlimm oder gar traumatisch empfinden. So gut es nur geht, soll der Ort kindgerecht gestaltet sein.

Die Wunschliste der "Freunde und Förderer der Kinderklinik Fürth" aber hat sich in den drei Jahrzehnten stark gewandelt. Denn am Anfang, erzählen die Vorsitzende Susanne Haselmann und die zweite Vorsitzende, Helga Middendorf, fehlte es ja gewissermaßen an allem. "Da war nichts! Kein Spielzimmer, keine Spielsachen!", sagt Helga Middendorf. "Das war furchtbar!" Gemeinsam haben die ersten Mitglieder angefangen, ein Spielzimmer einzurichten. "Jede Familie hat hergebracht, was sie zuhause hatte."

Immerhin: Die noch furchtbareren Zeiten hatte die Kinderklinik 1987, als der Verein gegründet wurde, hinter sich. Von 1969 bis Mitte der 70er Jahre sorgten strenge Hygieneregeln für viel Kummer bei Eltern wie Kindern. Der "Besuch" war nur von den Balkonen aus erlaubt, die rund um das inzwischen abgerissene, damals topmoderne Gebäude führten. An drei Tagen in der Woche durften die Eltern, von 16 bis 17 Uhr, über eine Sprechanlage vom Balkon aus mit dem Kind reden, getrennt durch eine Glasscheibe: Keime sollten draußen bleiben. Nur in Ausnahmefällen konnten Eltern zu ihrem Kind. Unvorstellbar sei das heute, sagt Professor Dr. Jens Klinge, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche.

Heute will man Eltern und Kindern möglichst viel Zeit miteinander geben. Fünf Betten für Mütter oder Väter, die im Zimmer der Kinder übernachten wollen, wurden gerade wieder mit Hilfe des Vereins angeschafft. Und auf der Frühgeborenenstation können Eltern von Frühchen in Liegen, die ebenfalls dem Verein zu verdanken sind, Kuschelzeit mit ihren Kleinen genießen. "Kangarooing" nennen das die Ärzte. "Wir machen das auch bei beatmeten Frühchen, die stabil sind", sagt Klinge. "Viele Kinder werden dadurch auch ruhiger. Heute weiß man, dass es gut für sie ist."

Unermüdlich sammelt der Verein Spenden für Anschaffungen, die das Klinikum sich nicht oder erst viel später leisten könnte. Neben Firmen haben auch viele Privatpersonen den Förderverein unterstützt. Immer wieder geben Familien Geld "aus Dankbarkeit, weil die Kinder gut behandelt wurden", sagt Middendorf.

Spenden in Höhe von 1,2 Millionen Euro konnten so bereits investiert werden. Das Geld floss unter anderem in: Inkubatoren, Beatmungs-, Überwachungs- und Ultraschallgeräte, Spielzimmer auf allen Stationen, "Tapferkeitskisten", aus denen sich Kinder etwas aussuchen können, wenn eine Blutabnahme überstanden ist, Klinikclowns, das Nachsorgeprojekt "Bunter Kreis", Hundetherapie und Ferienangebote für die Patienten der psychosomatischen Abteilung und der Tagesklinik für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, einen Spielplatz. . .

Der Spieltreff mit Dachterrasse ist das bislang größte Projekt des Vereins. 550 000 Euro stecken darin, große Beträge kamen von der Nathanstiftung und Sternstunden e. V. Was der Förderverein und die Bevölkerung ermöglicht haben, sei ein Segen, sagt Klinge. Die Klinik ist inzwischen ein guter Ort für Kinder, glaubt auch Haselmann. Die Wünsche gehen dennoch nicht aus: Demnächst sollen der Wartebereich in der Kinderklinik und das therapeutische Spielzimmer umgestaltet werden.

ZAn diesem Samstag lädt die Kinderklinik zu einem Tag der offenen Tür. Geboten ist von 13 bis 16 Uhr ein Programm für Familien, mit Klinikclowns und Kinderschminken, Bobbycarrennen, Tischtennisturnier, Musik, einer Führung durch die Klinik, Fotos mit Eddy, dem Maskottchen der SpVgg Greuther Fürth. Spenden an den Förderverein: Sparkasse Fürth, IBAN: DE84 7625 0000 0380 0015 60.

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