Orkan "Niklas" zerrt an Fürth

31.3.2015, 16:40 Uhr
Orkan

© Hans-Joachim Winckler

Sturmtief Niklas reißt und zerrt - am Schirm der älteren Dame in der Moststraße, die ihn schnell wieder zusammenfaltet, genauso wie an der Autotür des Taxis, dessen Passagiere, kaum da sie ausgestiegen sind, gleich einem Kindersitz hinterherrennen müssen, den es aus dem Wagen geweht hat. Und natürlich rüttelt Niklas mächtig an den Planen und Schirmen, die an gewöhnlichen Tagen die Händler des Wochenmarkts und ihre Ware schützen.

Heute ist es eher umgekehrt: "Ich würde sofort heimgehen", sagt Gisela Schäfer am Mittag, "aber ich muss aufpassen, dass die Schirme keinen Schaden anrichten." Weggeweht hat es ihre Schirme noch nicht, doch der erste hat schon schlapp gemacht, er lehnt zusammengeklappt am Stand: "1000 Euro liegen am Boden."

Drei Schirme hat Hüseyin Bulut verloren, auch er rechnet mit "guten 1000 Euro" Verlust. Und das Geschäft läuft alles andere als gut an diesem Tag: "Im Radio hört man, dass man nicht rausgehen soll. Und dann gehen die Leute nicht raus." Zusammenpacken und heimgehen will auch er nicht: "Wir müssen da sein, um zu gucken, dass die Schirme nicht auf die Straße fliegen."

Christine und Joachim Albrecht haben ihre Schirme bis auf einen abgebaut und nehmen in Kauf, dass ihre Ware nass wird. "Das trocknet wieder. Aber wenn ein Schirm jemanden erschlägt..." Um auf Nummer sicher zu gehen, hält Joachim Albrecht den letzten verbliebenen fest, wenn die Böen stark werden. Er hat ordentlich zu tun.

Ebenso wie die Feuerwehr, die sich vielerorts in Stadt und Landkreis um umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und losgerissene Plakate kümmern muss. 35 Einsätze zählte die Berufsfeuerwehr Fürth bis zum Nachmittag - noch während des Telefonats mit den FN schrillte der Alarm erneut. In der Vacher Straße etwa waren zwei Bäume umgestürzt, ein dritter musste sicherheitshalber gestutzt werden.

Fast ununterbrochen sind auch die Wehren im Landkreis beschäftigt. Seit 10 Uhr morgens waren es 21 Einsätze, sagt Kreisbrandrat Dieter Marx. Meist mussten umgekippte Bäume und herabgestürzte Äste von der Fahrbahn geräumt werden. Während es in Cadolzburg, Zirndorf und Veitsbronn einiges zu tun gab, blieben Langenzenn und Wilhermsdorf bisher verschont. Marx rechnet damit, dass auch nachts viel Arbeit auf die Feuerwehren zukommt, wenn Autofahrer in der Dunkelheit Hindernisse auf der Straße zu spät erkennen.

Flohmarkt-Ware ist zu Bruch gegangen

Die Fürther Friedhofsverwaltung hat sich entschlossen, die städtischen Friedhöfe in der Erlanger Straße und in Stadeln um 12 Uhr zu schließen - "aufgrund der markanten Wetterlage", wie es auf einem Zettel am Eingangstor heißt.

Hart getroffen wurde das Fürther Tierschutzhaus. Dort steckte man mitten in den Vorbereitungen für den Oster-Flohmarkt. Wie Leiterin Michaela Pfaff berichtet, hat der Sturm eines der beiden Zelte zerstört sowie einen Teil der Flohmarktware: "Viele der schönen Sachen sind leider zu Bruch gegangen, wir sind immer noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt." Das zweite Zelt wurde mit Hilfe der Feuerwehr abgedeckt. Dennoch soll die Veranstaltung wie geplant am Samstag, 4. April, ab 12 Uhr über die Bühne gehen: Die Unterstützung der Besucher brauche man nun umso dringender, sagt Pfaff.

Der Nürnberger Tiergarten ist geschlossen, und bei Pegnitz werden Zuggäste evakuiert: Aktuelle Informationen zu den Auswirkungen des Sturms in der Region lesen Sie in unserem Live-Blog.

Der Artikel wurde um 16.40 Uhr aktualisiert.

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