"Perfektes Dinner" in Fürth: Knödelteig wie Gummibrüste

16.2.2017, 22:05 Uhr

© VOX / ITV Studios

Matthias Neuner hat Zwiebeln geschnitten. Richtig, jetzt werden seine Augen feucht. Den 30-Jährigen aus Fürth stört das offensichtlich nicht im Geringsten, die Zuschauer werden trotzdem über diesen sensiblen Moment auf dem Laufenden gehalten. Das gilt übrigens auch für den Mini-Schnitt in den Zeigefinger, den sich der Hobby-Koch zugezogen hat.

Über dieses Malheur kann man ebenfalls eine Menge Worte machen. Was die findigen Macher des erfolgreichen Herd-Formats nicht versäumen. Kreativ wird jede Chance genutzt, die Sendezeit spannend zu inszenieren. Eine Aufgabe, die wirklich nicht ganz einfach ist. Der Fürther Kandidat strahlt auf den ersten Blick einfach nur entspannte Ruhe aus, da muss dann schon Schauspieler Stephan aus Nürnberg, der am Dienstag an der Reihe war, einspringen und in die Kamera kommentieren: „Matthias schwitzt extrem in der Küche.“ Schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Stephan ist es übrigens auch, der mangelnde Etikette abmahnt. Als die Aperitifgläser ("Pink Grapefruit Rosemary Greyhound") erhoben werden moniert er: "Anstoßen wäre schön gewesen." Als Vorspeise serviert Matthias eine Maronensuppe mit Einlage und der Zuschauer lernt von Jina, der Freitags-Kandidatin, dass die Aussage „schmeckt interessant“ nicht unbedingt ein Lob ist. Monika aus Cadolzburg, sie hat am Mittwoch aufgetischt, spürt schon beim ersten Löffel, was in der Suppe für die ungewöhnliche Note sorgt: "Da ist Schokolade drin."

Die Gäste sind müde

Ein Glück, dass die kritischen Esser die Zubereitung der Knödel nicht live miterlebt haben. Während Matthias den Teig innig knetet, soll er die tiefgründige Frage beantworten, wie sich das denn anfühlt. "Wie Gummibrüste", heißt die Antwort. Ehm, ja. Ob die Knödel übel nehmen, wird leider nicht geklärt, auf jeden Fall wollen sie im ersten Anlauf nicht gelingen und zerfallen im Kochwasser. Der Hobby-Koch bleibt gelassen und bessert mit einem weiteren Ei nach. Das Ergebnis sieht lecker aus, wird aber von Jina kritisiert: "Die waren überrepariert."

Zur Hauptspeise serviert der Fürther außerdem "rosa gebratenen Rehrücken mit Rotkohl". Optisch macht das Gericht richtig was her. Bloß hat es arg lange gedauert, bis es auf den Tisch kam. Die Gäste sind müde, müssen aber noch auf den Nachtisch warten, der zur Nachtschicht wird. Stephan unterhält derweil mit heiteren Anekdoten aus Bayreuth. Er habe bereits auf der Bühne des Festspielhauses gestanden, berichtet er. Bei einer Führung. Selbstverständlich hat er dort deklamiert und tut es gleich wieder. Mit der Frage, was Hamlets großer Monolog mit dem perfekten Dinner verbindet, bleibt der Zuschauer allein.

"Ganz lieb gemeint"

Spät ist es geworden. Das "Lebkuchenparfait mit Feigen" sieht aber verlockend aus. Verena, die Montags-Köchin aus Nürnberg, urteilt: "Das hat ganz okay geschmeckt, war mir aber zu süß." Kann Matthias jetzt mit Punkten absahnen? Vier Mal wird die Ziffer Sieben gezückt und endlich fällt der Satz, der solche Wertungen gerne begleitet: "Ganz lieb gemeint" sei ihre Note, versichert Verena. Mit 28 Punkten liegt Matthias aus Fürth jetzt auf dem letzten Platz. Ein letzter Blick in seine Küche. Entspannt ist der fleißige Koch noch immer, aber müde. Sehr müde.

 

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