Pioniere für Kindertagesstätten

14.9.2012, 22:00 Uhr
Pioniere für Kindertagesstätten

© Mark Johnston

Unterschiedlicher hätte der Pionierjahrgang kaum ausfallen können. Unter den 21 Frauen und fünf Männern sind nicht nur etliche junge Absolventen der zweijährigen Kinderpflege-Ausbildung an der Berufsschule, sondern auch Seiteneinsteiger wie der irische Gastronom Paul Dempsey, die russische Lehrerin Svetlana Cherepanov, oder der Veranstaltungstechniker Andreas Sperber.

„Ich wollte einfach etwas Sinnvolles machen“, begründet der 44-jährige Vacher Dempsey, weshalb er die Erzieherausbildung beginnt. Seine Hobbys, wie die Musik, könne er auch nebenher noch pflegen. Für Cherepanov, die seit zehn Jahren in Langwasser lebt, drei Kinder im Alter von 14, elf und zwei Jahren hat und als Damenschneiderin gearbeitet hat, weil ihre Lehrerausbildung hier nicht anerkannt wird, ist das Interesse an der pädagogischen Arbeit ausschlaggebend. Und der Nürnberger SpVgg-Fan Sperber, der unter anderem Hip-Hop-Events in der Kofferfabrik auf die Beine gestellt hat, strebt vor allem berufliche Sicherheit mit interessanten Perspektiven an. Er kann sich gut vorstellen, mit Gleichgesinnten eine private Kinderbetreuung mit Schwerpunkt Naturerfahrung auf die Beine zu stellen. Um Anregungen zu sammeln, hat er sich schon in Berlin umgesehen. Enttäuscht musste er jedoch feststellen, dass viele alternative Kindertagesstätten dort ums Überleben kämpfen, weil ihnen der Geldhahn zugedreht wird.

Sorgen um ihre berufliche Zukunft müssen sich die angehenden Erzieher allerdings nicht machen. Nur die Entlohnung könnte besser sein, meinen die Veitsbronnerin Melissa Dörfer und die Rotherin Kristin Sattich.

Kurze Wege

Zu den Seiteneinsteigern an der neuen Fürther Fachakademie gehören auch eine Arzthelferin aus Forchheim und ein Groß- und Einzelhandelskaufmann aus Parsberg. Die von der Diakonie Neuendettelsau betriebene Schule schließt im Großraum eine Lücke. Denn bisher mussten Schüler zur Erzieherausbildung nach Nürnberg, Erlangen oder Altdorf. Weil kein Platz mehr frei war oder der Weg dorthin zu umständlich, haben sich etliche für Fürth entschieden.

Langfristig sucht die Diakonie für ihre neue Fachakademie ein eigenes Schulgebäude in der Kleeblattstadt. Im Rahmen der Ausbildung erhalten die Schüler auch Einblick in Spezialbereiche wie Natur- und Umweltpädagogik, Erlebnispädagogik, Früh- und Krippenpädagogik, Heilpädagogik und den Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Kindern.

Aufgebaut hat die neue Fürther Ausbildungsstätte für Erzieher die langjährige Rektorin der Fachakademie in Neuendettelsau, Fiona Porter. Der 62-jährigen Glasgowerin stehen neun Spezialisten wie Eva Pretscher zur Seite, die kreative Kindertänze unterrichtet. Mit der Erlebnispädagogin Karin Hauenstein geht es bei der ersten Exkursion am 1. Oktober in den Hochseilgarten und die Abenteuerwerkstatt nach Betzenstein.

Überhaupt kommt die Praxis bei der dreijährigen Ausbildung nicht zu kurz. Dazu hat Porter Kontakte zu zahlreichen Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen geknüpft. Bereits im Oktober stehen Praktika an Grundschulen auf dem Programm. Das dritte Schuljahr ist als Berufspraktikum mit Theoriephasen angelegt. Den vielen neuen Kindertagesstätten in Fürth kommt dies sehr entgegen.

Voraussetzung für die Aufnahme an der Fachakademie ist mindestens ein mittlerer Schulabschluss und eine einschlägige Berufsausbildung wie Kinderpflege. Schüler können Meister-Bafög beantragen und nach ihrer Ausbildung an eine Fachhochschule wechseln. Die Diakonie Neuendettelsau hat neben ihrer Fachakademie in Fürth auch eine neue Hochschule für Gesundheits- und Sozialmanagement aufgebaut, die am 15. Oktober ihren Betrieb aufnimmt. Außerdem betreibt die vom Fürther Wilhelm Löhe gegründete Organisation im Großraum zahlreiche Kindertagesstätten.

Näheres im Internet unter www.fachakademie-fuerth.de

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