Planet Sehnsucht

17.6.2008, 00:00 Uhr
Planet Sehnsucht

© Hans-Joachim Winckler

Was ist das denn hier? Eine Wellness-Oase? Bringt hier wer die Getränke? Nein. Aber um Träume und Traumwelten, ums Fallenlassen und Ins-Blaue-Denken geht es schon auch im Container des in Winkelhaid lebenden Künstlerpaares Helmuth und Heike Hahn.

Seit 2002 befragen sie Mitmenschen aus der Metropolregion nach Wunschhäusern und Traumlandschaften. 750 Antworten liegen nun vor. Sie fließen in ein Projekt, das als «work in progress» in Landshut begann und nach Fürth in Traunstein, Essen, Ditzingen fortgesetzt wird. «Archidom» heißt es, eine Summe aus den Wörtern Archiv und Domizil.

In Fürth haben Hahns eine Kunst-Welt geschaffen, die einige der «traumhaftesten» Traumlandschaften in sich vereint. Elf unterschiedlich große, auf Metallstäben platzierte Scheiben dominieren den Raum. Unter durchsichtigen Plastik-Halbkugeln ruht auf jeder Scheibe ein Traumgebilde, und jedes Traumgebilde wiederum ist aus anderem Material. Zwei elegant geformte rote Holzliegen laden den Kunstkistengast ein, es sich bequem zu machen. Das sollte er tun - und die Tür schließen. Dann hört er Vogelgezwitscher, nimmt das himmelblaue Neonröhrenlicht wahr und hört eine Frauenstimme (Petra Nacke), die eine Assoziationskette voller Wünsche und Sehnsüchte vorträgt - von «Abenteuerspielplatz» bis «Zypresse».

So liegt man denn hingestreckt und empfindet die elf Vitrinen rasch als sanft dem Raum und der Zeit entgleitende Wunschplaneten. Schön. Doch auch genaues Hinsehen lohnt sich. Hahns haben nämlich spielerisch-ironische Sinn-Bildchen kreiert. Da ist das Häuschen auf gelbem Dünengrund, das Stillleben mit Tannenbäumen auf Hügellandschaft, das Häuserensemble aus Gelatine, die Wohnquader aus dunkler Seife. Man möchte hinlangen, zulangen, hineingreifen und kann es nicht. Die Schutzglocke trennt Betrachter und Objekt.

So ist das mit den schönsten Träumen: Bildhaft stehen sie vor einem und bleiben doch unerreichbar. mab

Kohlenmarkt, täglich 11-20 Uhr