Polizeistatistik: Sicherer Landkreis, unsicheres Netz

20.4.2018, 11:00 Uhr
Polizeistatistik: Sicherer Landkreis, unsicheres Netz

© Foto: Silas Stein/dpa

2831 Straftaten hat die Polizei im vergangenen Jahr zwischen Ammerndorf und Zirndorf erfasst. Sehr erfreulich, wie die Beamten bei ihrer alljährlichen Zahlenpräsentation in der Polizeiinspektion Zirndorf festhielten, ist die gesteigerte Aufklärungsquote, die nun bei 71,2 Prozent liegt. "Das haben wir noch nie erreicht", sagte Steins PI-Leiter Horst Küspert sichtlich stolz.

Eine Besonderheit fällt in der Statistik auf: der Anstieg bei Vermögens- und Fälschungsdelikten. 299 wurden 2017 gezählt, im Vorjahr 75. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung, wonach Dokumentenfälschungen im Rahmen des Asylverfahrens bei der örtlichen Polizei, in diesem Fall in Zirndorf, zur Anzeige gebracht werden.

Jeder dritte Tatverdächtige, insgesamt waren es 1691, war ein Nichtdeutscher. Ihr Anteil ist damit höher als der Anteil an der Bevölkerung, der im Landkreis bei etwa 6,3 Prozent liegt. Roland Meyer, Leiter der PI Zirndorf, wies aber ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei Delikten wie beispielsweise Körperverletzung oft um Auseinandersetzungen innerhalb der Asylunterkünfte handle. Hiesige Bürger seien hingegen kaum betroffen.

Vandalismus und Schmiererei

Wenig Veränderung gibt es bei der Jugendkriminalität, hier wurden im Vorjahr 377 Verdächtige unter 21 Jahren registriert. Der Anstieg bei den bis zu 13-Jährigen ist auf zwei Gruppen zurückzuführen, die durch Vandalismus und Grafittischmierereien auffielen. Sie wurden ermittelt, seitdem hat sich die Situation normalisiert.

Bei den Straftaten, die Menschen besonders beunruhigen, wie Mord, Raub oder Sexualdelikte, gibt es über die vergangenen Jahre betrachtet, kaum Veränderungen im Landkreis. Solche Delikte dürfen als Ausnahmen gelten. Die Zahlen liegen auf niedrigem Niveau.

Eine leichte Zunahme gab es im Bereich schwerer Diebstähle, zu denen auch die Wohnungseinbrüche zählen. Insgesamt wurde die Polizei 330 Mal gerufen, davon 100 Mal zu Wohnungseinbrüchen. Insbesondere eine Einbruchsserie in Altenberg trieb die Zahlen nach oben. Etliche der Taten konnten einem 41-jährigen kroatischen Serientäter zugeordnet werden, der inzwischen in Hessen in Haft ist.

Drei Mal Alarm

Eingebunden ist der Landkreis auch in das System Präcops, mit dessen Hilfe man Wohnungseinbrüche prognostizieren möchte. Laut Martina Sebald, Leiterin der Fürther Kriminalpolizei, wurde drei Mal ein solcher Alarm ausgelöst, es kam jedoch zu keinem Einbruchsversuch.

Zunehmend spielt die Internet-Kriminalität eine Rolle in der Statistik. Den Klassiker schilderte Sebald mit den Worten: "Der Kunde bestellt, bezahlt und bekommt die Ware nie." Da das Internet immer mehr für illegale Handlungen genutzt wird, bekommt die Kripo Verstärkung: Zwei IT-Profis, die zugleich die polizeiliche Ausbildung durchlaufen haben, ergänzen ab Oktober das Team.

Zum großen Thema, sagten Sebald und Meyer, will die Polizei heuer die Prävention machen. Von der Mittelschule bis zum Gymnasium möchte die Polizei über Drogen aufklären. Dazu wird ein spezielles Konzept vorbereitet, im kommenden Schuljahr wollen die Beamten damit beginnen. Wobei Meyer betonte, es gebe kein Drogenproblem an hiesigen Schulen und das solle auch so bleiben.

Mit Prävention hofft Sebald auch den sogenannten "Callcenter-Betrug" eindämmen zu können. Bei der "ganz bösen Masche", wie sie es nannte, sind speziell ältere Menschen im Visier. Ein Anrufer gibt sich dabei als Polizist aus und behauptet dreist, bei Gaunern wäre die Adresse der Angerufenen gefunden worden. Sie seien Ziel eines Überfalls. Sie müssten daher schnell ihre Wertsachen zusammenpacken und sie außerhalb des Hauses verstecken.

Sebald erklärte, dass die Kriminellen, die oftmals von Callcentern in der Türkei anrufen, ihre Glaubwürdigkeit erhöhen, indem sie manipulativ die Telefonnummern der örtlichen Polizei oder die 110 auf dem Display erscheinen lassen. Wer den Rückrufknopf drückt, landet dann wieder im Callcenter, das sich als Polizei ausgibt. Diverse weitere Tricks ließen die Kriminellen sehr überzeugend wirken. "Der Schaden geht in die Millionenhöhe", weiß Sebald.

Und ein drittes Mal ist Prävention wichtig: bei der Verhütung von Schulwegunfällen. Deren Zahl liegt auf niedrigem Niveau, ist aber leicht gestiegen. 2017 gab es neun leicht verletzte Kinder und Jugendliche. Eine wichtige Rolle spielt hier die Verkehrserziehung, wofür zwei Beamten abgestellt sind. Angesichts des Babybooms im Landkreis ist allerdings klar, dass die beiden Verkehrserzieher es nicht mehr allein schaffen, Kindergärten und Schulen regelmäßig zu betreuen. Sie sollen deshalb ebenfalls Verstärkung bekommen.

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