Protest gegen das Pfeifen der Zenngrundbahn

9.5.2007, 00:00 Uhr
Protest gegen das Pfeifen der Zenngrundbahn

© Winckler

Das Haus der Gebhardts steht am Hang, zur Zenngrundbahn im Tal sind es vielleicht 150 Meter Luftlinie. Von hier oben kann der Blick schweifen: über Hügel und Wälder, über Heinersdorf und Lohe jenseits des Zenngrunds. Das vorbeizockelnde rote Bähnchen passt ins friedvolle Bild. Wäre da nicht dieser durchdringende Ton.

Gudrun Gebhardt geht er «jedes Mal durch Mark und Bein». Offenbar nicht nur ihr. Auch die Nachbarn beklagen sich immer wieder, sagt die 63-Jährige. Und ihre Feriengäste. Seit vier Jahren vermieten die Gebhardts eine Wohnung in ihrem Haus an Urlauber. Immer wieder hören sie, dass nur der Zug gestört habe.

«Die toben sich richtig aus»

Wie berichtet, gibt es auch in Fürth-Dambach ein Ehepaar, das unter Pfeifsignalen leidet. Eberhard und Gabriele Oltersdorf empfinden die Warntöne der Rangaubahn als so störend, dass sie das Eisenbahn-Bundesamt, die Aufsichtsbehörde der Bahn, deswegen verklagt haben. Der Fall wird am Freitag, 25. Mai, um 10.15 Uhr vor dem Verwaltungsgericht Ansbach öffentlich verhandelt.

Angeregt durch den FN-Artikel über den Fürther Fall beschlossen die Gebhardts nach jahrelanger Duldsamkeit und manch «fruchtlosem» Vorstoß anderer Laubendorfer bei der Bahn selbst aktiv zu werden. Am Wochenende installierten sie mit einem Nachbarn ein Lärm-Messgerät auf ihrem Balkon. Das Ergebnis präsentiert sich auf dem Papier als dicht gedrängte Masse bunter Zickzacklinien im Bereich 30 bis 60 Dezibel, aus denen zig rosa Striche steil aufragen. «Die Hupen», erklärt Klaus Gebhardt. Die Ausreißer enden zwischen der 80- und 90-Dezibel-Markierung.

Zwei Warntöne sendet die Zenngrundbahn aus, ehe sie einen unbeschrankten Bahnübergang passiert. In Laubendorf gibt es zwei solche Stellen. Wenn der Zug freilich aus Markt Erlbach kommt, ist er hinter dem Hügel noch nicht zu sehen, für die Gebhardts aber schon zu hören. «Und das, obwohl alle Bahnübergänge hier für die Lokführer voll einsehbar sind», sagt Gudrun Gebhardt.

«Besonders schlimm ist es nachts», findet ihr Mann. Der 65-jährige Grafiker schreckt trotz geschlossenen Fensters am Morgen immer wieder aus dem Schlaf hoch. Laut Fahrplan fährt der erste Zug früh um 5.23 Uhr durch Laubendorf und der letzte um 23.34 Uhr. Pro Stunde verkehren meist zwei Züge, manchmal mehr.

Das Pfeifen fänden die Gebhardts gar nicht so schlimm. Was Klaus Gebhardt aber erzürnt: «Da gibt es Zugführer, die toben sich richtig aus, als ob sie mit ihrer Modelleisenbahn spielen würden.» Seine Frau bestätigt: «Manche halten wie mit einem Bleifinger drauf, und andere haben Hupen mit einem Dreiklang.»

Bahn-Sprecher Horst Staimer hält das für undenkbar. «Ein Dreiklang ist meines Wissens nach in keinem unserer Fahrzeuge eingebaut», entgegnet er. Und dass es «regelrechte Lusthuper» gebe, kann er sich nicht vorstellen. Es könne höchstens sein, dass ein Lokführer «mal nachdrücklicher hupen muss, um einen Verkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen».

Unabhängig vom konkreten Fall sagt Staimer, dass die Frage, ob ein Bahnübergang unbeschrankt bleibt oder mit Blinklicht und Halbschranke gesichert wird, von drei Partnern einvernehmlich zu entscheiden ist: der Bahn, dem Bund und dem jeweiligen Straßenbaulastträger. Die Gebhardts wären schon mit einer etwas dezenteren Pfeiferei zufrieden. Um der Bahn klar zu machen, dass mit der Lärmbelästigung Schluss sein muss, haben sie nun angefangen, im Dorf herumzugehen und die gut 500 Laubendorfer um Unterstützung zu bitten.