Proteste im Netz gegen Ponyreiten bei Fürther Kärwa

11.6.2015, 06:00 Uhr
Proteste im Netz gegen Ponyreiten bei Fürther Kärwa

© Giulia Iannicelli

Bunte Karussells, süße Mandeln oder die Schiffschaukel, die hoch in den Himmel hinauf fliegt: Auch in der diesjährigen Kärwa-Saison sind die Verlockungen für Kinder groß. Wenn auf den Festplätzen jedoch eine Ponyreitbahn steht, fällt es den Kleinen oft leicht, sich zu entscheiden, wohin sie zuerst möchten. Einmal auf einem echten Pferd zu sitzen und ein paar Runden im Kreis zu reiten, ist für viele Kinder ein ganz großes Ereignis. Auch auf der Michaeliskirchweih gibt es dieses Vergnügen für den Nachwuchs, seit Jahrzehnten schon.

Umso größer war der Schock für den Reitbahn-Betreiber Adam Störzer, als er im Internet auf eine Petition stieß, die die Abschaffung des Ponykarussells auf dem Fürther Rummelplatz fordert. Knapp 2100 Menschen haben sich an der vor zwei Wochen gestarteten Unterschriften-Sammlung im Netz schon beteiligt. Sie wendet sich direkt an den Fürther Oberbürgermeister und die Stadträte und fordert sie dazu auf, die Ponys von der Kärwa zu verbannen, indem man der Reitbahn die Platzzulassung verweigert. Zu laut sei es für die Tiere auf der Kirchweih, das monotone Im- Kreis-Laufen führe zu Schäden an Wirbelsäule und Gelenken, durch die speziellen Ausbinderzügel komme es zu Verspannungen an Hals- und Rückenmuskulatur und unpassende Sättel verursachten Druckstellen, so die Argumente der Tierschützer.

Adam Störzer will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. „Nichts liegt mir mehr am Herzen, als dass es meinen Pferden gut geht“, sagt der 68-Jährige, der seit über 30 Jahren auf Rummelplätze in Mittel- und Oberfranken fährt. Wenn sie nicht unterwegs sind, stehen auf Störzers Hof in Höchstadt/Aisch 40 Pferde. Er bietet Reitstunden an, außerdem gibt es einen Streichelzoo mit Ziegen, Eseln und Kleintieren.

Zur Michaeliskärwa bringt er 24 Ponys mit. Auf der Reitbahn im Einsatz sind zwölf, alle vier Stunden, so Störzer, würden sie ausgewechselt. „Natürlich ist die Zeit auf der Reitbahn für die Pferde Arbeit, bei der sie sich auch konzentrieren müssen“, räumt er ein. Deshalb sei es ihm wichtig, dass sie sich danach auf der Weide austoben und entspannen können. Während der Kärwa sind die Ponys im Wiesengrund unterhalb der Wolfsgrubermühle untergebracht. Störzer stellt für sie dort einen Stall auf.

Gemischte Gefühle

Die Tatsache, dass seine Tiere permanenter Beschallung durch Musik ausgesetzt sind, hält er für kein Problem. Vergleichsweise leise sei seine Anlage; außerdem seien die Pferde daran gewöhnt: Auch im heimischen Stall laufe Musik. Die in der Online-Petition kritisierten Ausbinderzügel helfen laut Störzer dabei, dass die Wirbelsäule des Pferdes gerade ist — selbst wenn es im Kreis geht. Auch die Sättel und Trensen seiner Tiere verursachten keinen Schaden: „Ich verwende nur Gummitrensen, mit denen das Pferd im Maul spielen kann und die nicht scheuern.“ Die Sättel für seine Tiere lässt er individuell anpassen, so Störzer.

Erika Prachar sieht das Geschäft mit der Ponyreitbahn mit gemischten Gefühlen. Freilich sei sie die Gelegenheit für Kinder, erstmals mit den Tieren in Kontakt zu treten. „Aber für manche ist das Pferd dort eher ein Gegenstand, den man benutzt, und kein Lebewesen“, sagt Prachar, die mit ihrem Mann seit 15 Jahren den Hölzleshof in Oberasbach führt. Rund 40 Pferde stehen dort, auf einigen kann man das Reiten lernen.

Dass die Pferde auf der Kärwa zahllose Runden in einer engen Manege drehen müssen und dazu noch Musik und Lärm aushalten müssen, schädige die Tiere auf Dauer, glaubt Prachar. „Wir merken schon, dass Pferde im Stall nervös werden, wenn einige Reitschüler in der Box stehen und schnattern.“ Vier Stunden im Kreis laufen, das hält Prachar in jedem Fall für zu lang. „Das geht auf die Gelenke“, danach sei der Ausgleich durch entspanntes Geradeauslaufen wichtig. Andererseits, gibt sie zu bedenken, finde man auch unter Ponyhöfen schwarze Schafe, die es mit der artgerechten Haltung nicht so genau nähmen.

Für André Hollitzer ist die Online-Petition, von der er erst durch Nachfrage der FN erfahren hat, kein Grund zum Handeln. „Alle zwei, drei Jahre wird das Thema von Tierschützern hochgekocht“, sagt der Fürther Kirchweihmanager, über dessen Tisch auch die Bewerbungen der Schausteller um die begehrten Plätze auf der Michaelis-Kärwa gehen. Große Probleme kann er aber nicht erkennen. „Bis jetzt war immer alles in Ordnung mit der Ponyreitbahn.“

Das bestätigt auch Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Kürzdörfer, dessen Amt einmal während der Kärwa einen Tierarzt vorbeischickt, der unter anderem prüft, wie die Tiere gehalten werden, wann sie Pause machen dürfen und ob sie verhaltensauffällig sind. „Bislang gab es keine Beschwerden“, sagt Kürzdörfer. Adam Störzer hat auch aus diesem Grund bereits im Februar wieder einen Vertrag für einen Stellplatz auf der Kärwa bekommen. „Ich gehe davon aus, dass die Reitbahn wieder vor Ort sein wird“, sagt Hollitzer.

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