Rallye Baltic Sea Circle: Mit Groot rund um die Ostsee

21.6.2018, 08:00 Uhr
Rallye Baltic Sea Circle: Mit Groot rund um die Ostsee

© Foto: Burghardt

Wer heute die schnellste Wegstrecke finden oder sich orientieren möchte, nutzt einfach das Navigationssystem im Auto oder die GPS-Ortung des Smartphones. Beides wird Theresa Schustek (36) und Markus Weiskopf (33) auf ihrer Rallye durch Nordeuropa nicht zur Verfügung stehen. Das Paar aus Roßendorf bei Cadolzburg wird noch bis 1. Juli am Baltic Sea Circle teilnehmen. Erlaubt ist dabei nur die klassische Navigation per Landkarte und Kompass. Doch das ist bei weitem nicht die einzige besondere Regel bei der speziellen Rundfahrt.

"Bei dieser Art von Rallye stehen für die Teams auch immer eine Reihe von lustigen Aufgaben auf dem Programm. Diese erfahren wir aber erst beim Start in Hamburg. Häufig mit dabei ist die Pflicht, sich unterwegs mit einem Trucker beim Armdrücken zu messen, wahrscheinlich in Russland. Das übernimmt dann Theresa", sagt Weiskopf und grinst schelmisch in Richtung seiner Partnerin.

Stresstest für die Nase

Ein weiterer Klassiker unter den ungewöhnlichen Teilnahmebedingungen verstärkt die Besonderheit des Baltic Sea Circle: Surströmming. Dabei handelt es sich um eine schwedische Spezialität in Form von fermentiertem Fisch als Konserve. Sie riecht sehr säuerlich und stark faulig. Aus dem Öffnen dieser Dosen und dem Filmen der eigenen, oft unbeherrschten Reaktion darauf ist ein kleiner Internet-Kult entstanden. Ihn greift die Rallye auf: Man muss eine geöffnete Dose eine Etappe lang im Auto mitführen.

Derlei Späße kennt das Teilnehmer-Paar aus dem Fürther Landkreis schon von der Allgäu-Orient-Rallye, bei der es 2016 dabei war. Während es damals in Richtung Ziel immer heißer wurde, müssen sie sich bei der bevorstehenden Rundfahrt auf Temperaturen zwischen 30 Grad plus und null Grad Celsius einstellen.

Die Rallye rund um die Ostsee führt die etwa 250 Teams von Hamburg aus über Skandinavien und den Polarkreis nach Russland, in die Baltischen Staaten und über Polen wieder zurück nach Deutschland. Auf dem Programm stehen 7500 Kilometer durch zehn Länder innerhalb von 16 Tagen.

Eine weitere wichtige Regel: Es sind nur Autos und Motorräder gestattet, die mindestens 20 Jahre alt sind. Schustek und Weiskopf haben sich extra einen Opel Frontera, Baujahr 1995, angeschafft.

Um zwischen den Teilnehmern ein Oldtimer-Wettrüsten zu vermeiden, darf der Autowert aber maximal 2500 Euro betragen. "Wir haben unseren für 1300 Euro gekauft", sagt Schustek. Danach haben die Patentingenieurin und der Fertigungsmeister noch einige Veränderungen am Geländewagen vorgenommen. Unter anderem haben sie die Rücksitze durch ein Schubladensystem ersetzt, und auf dem Dach des Wagens befindet sich eine Zeltkonstruktion, die sich in fünf Minuten auf- und abbauen lässt.

Das ist wichtig, denn um Verpflegung und Schlafplätze muss sich beim Baltic Sea Circle jedes Team selbst kümmern. Für Pannen in der Wildnis haben die beiden einen befreundeten Mechaniker auf Abruf. Ihm können sie jederzeit Bilder vom Auto schicken, er stellt dann eine Ferndiagnose und gibt Reparaturtipps. "Dafür darf man das Handy dann schon benutzen. Dass man bei der Navigation darauf verzichtet, ist aber Ehrensache", erklärt Weiskopf.

Zusammen mit seiner Partnerin tritt er unter dem Teamnamen "Guardians of the Baltic Sea" an. Die beiden sind Fans der Marvel-Comics und spielen mit ihrem Namen auf den Film "Guardians of the Galaxy" an. Ihr Auto haben sie nach der wortkargen Filmfigur Groot benannt, einem mit Superkräften ausgestatteten Baum.

Lustiges Miteinander

Die beiden Fürther Teilnehmer beim Baltic Sea Circle freuen sich vor allem auf neue Eindrücke, Land und Leute sowie das lustige Miteinander bei der Rallye. Nirgends könne sie so schnell abschalten und entspannen, meint Schustek.

Ums bloße Gewinnen geht es bei derartigen Rundfahrten nicht; deshalb gibt es für den Sieger auch nur eine Gratis-Teilnahme beim nächsten Mal. Vielmehr steht der wohltätige Charakter der Rundfahrt im Mittelpunkt. So muss jedes Team bis zum Start 750 Euro für ein Charity-Projekt seiner Wahl sammeln. Schustek und Weiskopf haben sich für "Back in Future" des Don-Bosco-Jugendwerks Nürnberg entschieden. Es unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene in schweren Lebenslagen – bei Gesprächen, bei der Freizeitgestaltung oder auch bei Ämtergängen.

Wer Näheres über das Charity-Projekt der "Guardians of the Baltic Sea" wissen möchte, kann sich auf ihrer Facebookseite informieren.

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