Rezept gegen Verkehrsinfarkt gesucht

3.8.2017, 06:00 Uhr
Seit Jahren dasselbe Bild in Stein: Der Autoverkehr quält sich durch die Straßen.

© Hans-Joachim Winckler Seit Jahren dasselbe Bild in Stein: Der Autoverkehr quält sich durch die Straßen.

Wie geht es weiter mit den Ortsdurchfahrten von Oberasbach, Stein und Cadolzburg? Wie lässt sich der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) weiter stärken? Sind Pedelecs und E-Bikes zusammen mit Radschnellwegen ein Mittel, um den Verkehrsinfarkt abzuwenden? Fragen, mit denen sich unter anderem der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), auseinandersetzt.

"Die Wachstumsprognosen für Mittelfranken sind enorm", so Burkert, "darauf muss sich der Landkreis Fürth vorbereiten." Dass auf Bundesebene in der vergangenen Wahlperiode zu wenig geschehen ist, räumte der Nürnberger Verkehrspolitiker offen ein: "Unser Ziel einer Verkehrswende ist in der Großen Koalition nicht gelungen." Zwar sei etwa bei der Bahn wieder mehr in Personal und Infrastruktur investiert worden, "doch das wird nicht reichen".

Konkret nannte Burkert zwei geplante Baumaßnahmen, um die Schiene um Fürth konkurrenzfähiger zu machen: das dritte Gleis zwischen Siegelsdorf und Fürth sowie den Güterverkehrstunnel. Die Realisierung des letzteren sieht er in Gefahr: "Die DB braucht ihn nicht, weil sie stattdessen die Linie Regensburg-Hof elektrifiziert und so für den Güterverkehr fit machen will. Ich bin da anderer Meinung."

Bei der stark belasteten B14 in Stein spricht er sich für den Weiterbau der U-Bahn aus. "Wenn das irgendwie möglich ist, sollte man das machen", so Burkert. Handlungsbedarf sieht er zudem am Fürther Hauptbahnhof, weil dieser trotz seiner Größe und der mittelfristig dort wieder haltenden Intercitys nach wie vor nicht barrierefrei ist – "das ist unerträglich".

Die Landes- und Bundespolitiker Harry Scheuenstuhl und Carsten Träger erinnerten an den beschlossenen Klimaschutzplan. "Den CO2-Ausstoß bis 2050 um 85 Prozent zu senken, ist eine riesige Aufgabe", so Scheuenstuhl. Dies bedeute, dass bis dahin Mobilität und Wohnen praktisch emissionsfrei funktionieren müssen. Landrat Dießl sieht den Kreis auf dem richtigen Weg, das Mobilitätsverhalten hier zu verändern. So sei etwa die Zahl der Busfahrgäste seit 2008 von 3,4 auf 3,8 Millionen gestiegen. Weitere Maßnahmen, um die Attraktivität des Fahrradfahrens zu erhöhen, müssten folgen – etwa in Form von Radschnellwegen und sicheren Abstellplätzen an den Umsteigeknoten zum ÖPNV.

Unter den knapp 30 Zuhörern wurde Kritik an der Bahn laut, etwa weil Baumaßnahmen in der Region "katastrophal kommuniziert" würden. Die neuen Busverbindungen im Landkreis seien richtig, aber laufen ins Leere, wenn der Anschluss wegen regelmäßiger Verspätungen nicht klappe. "Wir können uns den motorisierten Individualverkehr aktueller Art einfach nicht mehr erlauben", meinte eine Bürgerin. Ohne Verzicht könne es in Zukunft nicht weiter gehen. Andere waren dagegen einfach froh, "dass Verkehr endlich wieder ein Thema in der Öffentlichkeit ist". Jedoch eines, das nicht aus rein betriebs-, sondern aus volkswirtschaftlicher Perspektive behandelt werden müsste.

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