Roßtals Sportmeile nimmt die letzte Hürde

26.3.2017, 13:00 Uhr
Roßtals Sportmeile nimmt die letzte Hürde

© NN-Grafik

Die Entwicklung bei Großprojekten läuft in der Regel oftmals wie folgt: Nach der ersten Kostenberechnung geht es bei den Ausgaben nur noch in eine Richtung – und zwar nach oben. Je länger sich das Projekt zieht, umso mehr.

So gesehen macht die Sportmeile hier keine Ausnahme. Wie mehrere Male ausführlich berichtet, werden an der Buchschwabacher Straße drei Fußballfelder, zwei Tennisplätze, zwei Turnhallen und ein Gymnastikraum neu entstehen. Die beiden Vereine Tuspo und TV Roßtal werden hier ab Sommer 2018 ihre neue Heimat finden.

Finanziert wird das Unternehmen über die Vermarktung der alten Sportgelände als Baugebiete, mit Unterstützung des Bayerischen Landessport-Verbandes und natürlich der Marktgemeinde. Eigentlich sollten, so die ursprünglichen Planungen, im Herbst 2015 die Bagger anrücken, ein Jahr später dann die Sportler bereits ihrem Freizeitvergnügen nachgehen. Die Kostenannahme war seinerzeit, genauer im Juni 2015, auf 9,3 Millionen Euro beziffert worden.

Tribut an Preisentwicklung

Doch dann, so Stefan Brüssler vor dem Gremium im Rückblick, sei das Unternehmen aus genehmigungsrechtlichen Gründen "ins Stocken geraten". Aufgrund der Verzögerungen muss die Sportmeile der Preisentwicklung auf dem Baumarkt Tribut zollen. 4,72 Prozent beträgt die Steigerung, nimmt man die im Juli 2012 vorgestellte erste Kostenstudie der DSK (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft) als Basis – damals war von 9,4 Millionen Euro die Rede. Davon sind noch 72 000 Euro zu subtrahieren. Denn die beiden neuen Tennisplätze, die derzeit entstehen und Ende April fertig sein sollen, sind als eigenes Projekt ausgegliedert worden. Dennoch würde die Sportmeile jetzt ganz knapp die Marke von 10 Millionen Euro reißen.

Gegen eine mögliche Schockstarre bei den Gemeinderäten hatte Brüssler allerdings gleich weitere Zahlen parat: Darin enthalten sei eine Reserve von 613 000 Euro. "Nachträge", also zusätzlich während der Bauphase entstehenden Kosten, seien eingepreist. Von "einem geringen Risiko" weiterer Preissteigerungen sprach der Fachmann mit Blick auf die noch zu vergebenden Gewerke wie Trockenbau-, Verputz- und Malerarbeiten. Außerdem sind da noch weitere 230 000 Euro, Geld, das für Erschließung, die 100 Kubikmeter große Zisterne und Ausgleichsflächen ausgegeben werden muss. Eine Summe, die bei der DSK aber noch nicht enthalten war.

Insgesamt liegt man demnach aktuell bei knapp 10 Millionen Euro. Zum "jetzigen Zeitpunkt" sei das auskömmlich, sagte Brüssler auf eine entsprechende Frage von Hartmut Igel, Sprecher der Freien Wähler im Marktgemeinderat: "Das ist das, was wir erkennen können."

Bürgermeister Johann Völkl (SPD) schickte erst einmal ein Lob an alle am Projekt Beteiligten voraus, die Kostensteigerungen nahm er gelassen. Angesichts der zeitlichen Verzögerung und des momentanen Baubooms sei das "eine tolle Leistung", speziell, wenn man andere Projekte im öffentlichen Bereich betrachte. Dazu müsse man gar nicht weit schauen, sagte er, und nannte den Tiergarten Nürnberg. Dort sind bekanntlich die anvisierten Ausgaben für die Sanierung der Delfin-Lagune explodiert.

Eigentlich sind die Kosten für die Sportmeile bei 9,4 Millionen Euro gedeckelt. Wenn die Marktgemeinde aber erkenne, dass es höher hinauf ginge, müsse man reagieren, sagte Völkl auf FLN-Nachfrage. Mit einem Wort: Die Vereine müssen nicht befürchten, dann im Regen zu stehen. Unterstützung kam diesbezüglich im Gemeinderat auch von Seiten der CSU: "Wenn etwas kommt, dann sollte das Projekt nicht scheitern", stellte die 2. Bürgermeisterin Renate Krach klar. Mit 13 zu 5 Stimmen erteilte der Marktgemeinderat dem Kostenrahmen seine Zustimmung. Dagegen stimmten die FW.

Nach dem Beschluss atmete auch Jochen Peipp durch. "Das war der finale Akt", sagte das Mitglied des Tuspo-Vorstands. Nun könnte man die Zahlen im Kooperationsvertrag zwischen Marktgemeinde und der "GbR Sportmeile", jener Gesellschaft, zu der sich die beiden Vereine für das Projekt zusammengeschlossen haben, anpassen. Und auch die Einladungen für den Spatenstich können geschrieben werden.

Keine Kommentare