Routinier Biliskov: Demonstrativ untätig

17.1.2011, 09:52 Uhr
Routinier Biliskov: Demonstrativ untätig

© Wolfgang Zink

„Von unserer Seite wird es keine Aktivitäten geben.“ Auf Anfrage unsere Zeitung betonte SpVgg-Vereinspräsident Helmut Hack gestern nochmal, wer seiner Ansicht nach am Zug ist — er jedenfalls nicht. Wie mehrfach berichtet, würden die Fürther Innenverteidiger Mergim Mavraj (24) sehr gerne nicht erst im Sommer, sondern sofort von den Bochumern übernehmen. Aber nur ablösefrei. Das wiederum schließt VfL-Manager Thomas Ernst kategorisch aus. Noch.

Im Fußball geht es manchmal zu wie in einem arabischen Bazar: Wer ein gutes Geschäft tätigen will, zeigt erst mal größtmöglichstes Desinteresse. Seit nunmehr zwei Wochen ignorieren der VfL Bochum und die SpVgg Greuther Fürth die jeweilige Verhandlungsposition des anderen derart demonstrativ, dass wohl bald mit einer Einigung zu rechnen ist.

Drohende Unruhe

Mit jedem Tag, der bis zum Ende der Wechselfrist am 31. Januar verstreicht, steigt der Druck auf die handelnden Personen. Kommt es zu keinem Abschluss, müssen die Bochumer bis zum Saisonende einen Spieler voll bezahlen, den sie bereits zu ihrer Regionalliga-Reserve abgeschoben haben. Schätzungsweise 100000 bis 150000 Euro sind auch für einen Ex-Erstligisten kein Pappenstiel, zumal Ernst als Manager nicht unumstritten ist. Auf Seiten der Fürther könnte beim Status quo intern Unfrieden entstehen, weil Marino Biliskov mit seinem Schicksal hadert. Und Unfrieden wäre so ziemlich das Letzte, was die bislang vor allem durch ihre Geschlossenheit überzeugende Mannschaft gebrauchen könnte.


Wie Präsident Hack bestätigte, hat der spätestens im Sommer überzählige Innenverteidiger Biliskov überhaupt nur dann eine Chance, vorzeitig aus seinem bis zum Saisonende laufenden Vertrag entlassen zu werden, wenn Mavraj noch in diesem Monat zur SpVgg stößt.

Frisches Geld

Darauf hoffen auch die Verantwortlichen bei Arminia Bielefeld. Zumindest für Außenstehende hat der vor kurzem noch nahezu zahlungsunfähige Tabellenletzte, der gestern im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt ein 1:1-Unentschieden erreichte, auf wundersame Weise neue Geldquellen angezapft. Den mit rund 20 Millionen Euro verschuldeten Arminen stehen schätzungsweise 1,5 Millionen Euro für Neuverpflichtungen in der Winterpause zur Verfügung.

Das bedeutet, dass diverse Sponsoren, darunter vermutlich der Fensterbauer Schüco und das Modehaus Gerry Weber, erhebliche Summen nachgeschossen haben müssen. Denn laut den Statuten der Deutschen Fußball-Liga kann Bielefeld frisches Geld nicht ohne weiteres in Spieler investieren. Erst musste die Liquidität des Vereins sichergestellt werden. Offenbar war das der Fall, deshalb darf Trainer Ewald Lienen ganz legal mit neuem Personal in den Abstiegskampf ziehen. Unter anderem kam Dario Vidosic vom 1.FC Nürnberg. Ex-Kleeblatt-Kapitän Biliskov soll die siebte Verstärkung für Lienen werden. Der Kroate und die Ostwestfalen sind sich einig, nur die SpVgg macht nicht mit. Sie kann keinen Innenverteidiger von diesem Format ziehen lassen, bevor der Ersatzmann an Bord ist.

Während Biliskov ein wenig beleidigt („Wie soll ich mich jetzt noch motivieren?“) auf die Pattsituation reagiert, vermisst Hack „ein klares Bekenntnis“ des Ex-Kapitäns zur SpVgg. Biliskov, so der Präsident, könne jederzeit mit einem anderen Verein einen Vertrag für die nächste Saison abschließen. Angebote gebe es bestimmt genug. Will heißen: Frei von Zukunftsängsten soll sich der 1,94Meter-Mann noch mal für ein paar Monate voll für seinen aktuellen Arbeitgeber ins Zeug legen. Ob sich Biliskov dieser Charakterprobe unterziehen muss, steht bald fest. Der Stichtag naht. Wenn sich vorher jemand bewegt, kann alles sehr schnell gehen.