Sattes Plus lässt Betreiber von Solaranlagen strahlen

29.1.2019, 06:00 Uhr
Sattes Plus lässt Betreiber von Solaranlagen strahlen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Erstmals wurden nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft deutschlandweit innerhalb eines Jahres mehr als 46 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom erzeugt. Damit deckte die Photovoltaik (PV) acht Prozent des Stromverbrauchs. Den Spitzenwert erreichte die Solarleistung nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts ISE am 2. Juli mit 32 Gigawatt: damals 39 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Während viele konventionelle Kraftwerke ihre Leistung wegen des Temperaturanstiegs der zur Kühlung benötigten Flüsse drosseln mussten, liefen die Solaranlagen zur Hochform auf.

Unter Bayerns Kommunen sticht die "Solarstadt" Fürth mit besonders hohen Erträgen hervor. Wie Clemens Bloß, Geschäftsführer der Solarsparte des Kommunalversorgers infra, auf Anfrage der Fürther Nachrichten erläutert, zapften die PV-Anlagen des Solarpakts der Fürther Wohnungsbaugenossenschaften in Fürth und Oberasbach übers Jahr 1017 Kilowattstunden Strom pro Kilowattpeak Leistung von der Sonne ab. Das entspreche einem Plus von 14 Prozent gegenüber 2017. Und dabei sei ein Großteil der Genossenschaftsdächer in der für die Solarstromausbeute nicht optimalen Ost-West-Achse ausgerichtet.

Staub und Hitze

"Normalerweise rechne ich bei perfekten Süd-Dächern mit 930 bis 950 Kilowattstunden Solarstrom pro Kilowattpeak im Jahr", sagt Bloß, um die Dimension des Zugewinns deutlich zu machen. Der Solarpakt bildet den größten Brocken der von der infra new energy GmbH betreuten Solaranlagen im Raum Fürth. Noch besser hätte die Ausbeute nach den Worten von Bloß ausfallen können, wenn es vergangenes Jahr nicht so heiß und trocken gewesen wäre. So fehlte das Wasser, um Blütenstaub und Schmutz von den Solaranlagen abzuwaschen. Auch funktionierten diese am besten bei tiefen Temperaturen.

Fürths Spitzenstellung im bayerischen Vergleich erklärt der Geschäftsführer von infra new energy damit, dass die Kleeblattstadt früher als andere Kommunen mit dem systematischen Ausbau von Solaranlagen begonnen hat. Zu den Zugnummern gehört der Solarfonds der Evangelischen Kirche. Während bei katholischen Gemeinden noch viele Potenziale schlummern, wird, so Bloß, bei evangelischen Gemeinden "jedes Dach mit einer PV-Anlage versehen, das nicht schnell genug fortlaufen kann".

Die Fürther Wohnungsbaugesellschaft (WBG) forciert ihrerseits den Ausbau von Mieterstromanlagen auf ihren Dächern. Der Eigenverbrauch des Solarstroms vom Dach senkt für die Mieter nicht nur die Energiekosten, es trägt auch zur Kundenbindung bei. Dass die infra im Gegenzug weniger herkömmlichen Strom an diese Personengruppe verkaufen kann, betrachtet Clemens Bloß nicht als Beinbruch. "Der Wandel zu erneuerbaren Energien und dezentraler Stromerzeugung ist Fakt. Weil sie ihn eh nicht verhindern kann, geht es für die infra nur darum, dabei zu sein." Ähnlich wie den Gratis-ÖPNV an den Adventssamstagen in Fürth sieht Bloß den Ausbau von Mieterstromanlagen als gute Werbemaßnahme.

Auch wenn die Vergütung des ins Netz eingespeisten Solarstrom stark zurückgegangen ist, lohnen sich Solaranlagen nach den Worten von Bloß immer noch. Firmen setzen zudem auch im Fürther Raum zunehmend auf den Eigenverbrauch. Noch nicht rentabel ist nach den Erfahrungen von Bloß für Privathaushalte der nachträgliche Einbau von Stromspeichern, damit die eigene Energie auch außerhalb der Sonnenstunden zur Verfügung steht. Dazu seien die großen Batterien noch zu teuer.

Auch im laufenden Jahr will die infra new energy beim weiteren Ausbau der Solaranlagen in Fürth wieder Gas geben. Bloß denkt dabei an zusätzliche Anlagen in einem Volumen von insgesamt 300 bis 400 Kilowattpeak. Das wäre etwas mehr als im vergangenen Jahr. "200 will ich auf jeden Fall schaffen", sagt der Energiefachmann im Hinblick darauf, falls aus den hochfliegenden Plänen nichts wird.

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