Schmökern im Wilhermdorfer Rathaus

12.3.2017, 09:00 Uhr
Schmökern im Wilhermdorfer Rathaus

© Foto: Wraneschitz

Nein, es ist keine Wilhermsdorfer Erfindung, gibt Helmut Tichy zu, der Vorsitzende des Seniorenbeirats. "Auf einer Studienreise in Polen hab‘ ich zum ersten Mal eines in einer Türnische gesehen. Und dann war ich kurz darauf in Creußen bei Bayreuth: Da stand ein offenes Bücherregal in einer ausgedienten gelben Telefonzelle." Nachdem ihm weitere solcher Bring- und Hol-Regale für Literatur unterkamen, schlug Tichy seinem Wilhermsdorfer Gremium vor, es auch zu versuchen.

Seit Mai 2016 kann wer will, von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr und am Dienstag auch noch zwischen 16.30 und 18 Uhr, dort vorbeikommen, schmökern, Bücher mitnehmen. Wenn möglich, sollte man an Stelle der entnommenen mitgebrachte Exemplare dafür einstellen. Man muss aber nicht: "Ob man Bücher tauscht, behält oder nicht, entscheidet jeder Nutzer selbst", sagt Agathe Kopp-Büeler, die sich mit Heidrun Lasser und Folker Küderle die Betreuung des Buchregals ehrenamtlich teilt.

Fast 500 Bücher stehen dort zurzeit, in zwei Reihen hintereinander, dicht an dicht in drei Regalgestellen. Von John Grisham bis James Clavell; von Michael Endes "Unendlicher Geschichte" bis zu "Elfenköniginnen"; von Gedichtbänden bis zu Reiseführern reicht das Angebot. Zuerst waren es Bücherspenden, inzwischen ist der Bestand konstant bis leicht steigend. Doch mehr als die drei Regale wollen die Seniorenbeiräte nicht aufstellen, sagen sie.

Anders als in der Bibliothek, bei der der Ausleihvorgang formal mit Registrierung abläuft, wird hier nichts aufgezeichnet. Ein weiterer Vorteil des Raums im Zwischengebäude des Rathauses: "Man kann auch mit einem Rollator hinein." Das ist in der Gemeindebücherei nicht möglich.

Offenbar wollen viele Menschen, dass ihre Bücher auch von anderen gelesen werden. "Wir setzen mit dieser Aktion auch ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität", sagt Helmut Tichy und ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Um‘s mit Loriot zu sagen: Ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos."

Keine Kommentare