Schötz ist Kraftdreikampfweltmeister

6.11.2014, 12:13 Uhr
Schötz ist Kraftdreikampfweltmeister

Mehr als 200 000 Menschen feierten auf der Berliner Fanmeile im Juli die Rückkehr der Weltmeistermannschaft aus Brasilien. 24 lange Jahre wartete die deutsche Fußballnationalmannschaft seit 1990 auf den Titel, bis Mario Götze eine ganze Fußballnation erlöste und der goldene Weltpokal in die Höhe gereckt werden konnte.

Keine kreischenden Teenager

Noch länger als die DFB-Kicker musste Rainer Schötz auf diesen Titel warten. Auch er ist 2014 der Beste der Welt geworden. Über 35 Jahre ist der Kraftdreikampfpionier mittlerweile dabei, ehe ihm nun zum Ende seiner titelreichen Karriere bei der WM in Pilsen noch einmal der ganz große Wurf gelang. Kreischende Teenager erwarteten ihn bei seiner Rückkehr aus Tschechien allerdings nicht, denn Schötz ist erstens Kraftdreikämpfer und zweitens mittlerweile 71 Jahre alt.

Wettkämpfe finden in dieser Disziplin zwar auch in diversen Sporthallen statt, ein Publikumssport ist Kraftdreikampf, der aus den Disziplinen Bankdrücken, Kreuzheben und Kniebeugen besteht, aber definitiv nicht. Ganz unbemerkt ist sein Erfolg dann aber auch nicht geblieben. „Die Betriebssportgruppe grüßt ihren Weltmeister“, so steht es auf dem Plakat über der Eingangstüre zu seinem Trainings-Fitnessstudio geschrieben.

Es sind kleine Gesten wie die seiner Trainingskollegen, die ihm aber wichtig sind. Gerade hat er eben wegen jener fehlenden Anerkennung seinen Heimatverein TSV 1946 Altenberg verlassen, bei dem er mit 35 Jahren in der dort neu aufgemachten Gewichtheber-Abteilung mit dem Kraftsport begonnen hatte. „Da gab es einige Differenzen. Meine Erfolge wurden einfach in keinster Weise wahrgenommen“, sagt Rainer Schötz.

Eine Einschätzung, die Peter Heinl auf Nachfrage der Fürther Nachrichten freilich so nicht teilen mag. Schötz sei, vom Verein vorgeschlagen, seit Jahren Stammgast bei der Sportlerehrung der Stadt Oberasbach gewesen, sagt der Vorsitzende des TSV Altenberg. Und wenn der Kraftsportler etwa kurzfristig vor den Jahreshauptversammlungen des Vereins Erfolge einsammelte, habe er dies auch entsprechend in seinen Reden gewürdigt.

Wie auch immer: Schötz wechselte zum SC Oberölsbach und wurde jüngst Weltmeister in der Gewichtsklasse bis 83 kg in der Altersklasse vier (über 70 Jahre). „Ich habe zu meiner Frau gesagt, ich fahre da hin, um Weltmeister zu werden. Und das habe ich geschafft. Es war definitiv das Highlight meiner Karriere“, sagt Schötz.

Fußballer Miroslav Klose erklärte nach dem WM-Titel in Brasilien mit 36 Jahren seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Im Verein mischt er dagegen immer noch mit. Und auch Schötz kann jetzt, mit 71 Jahren, nach mehr als zwei Dutzend bayerischen Meisterschaften, zehn deutschen Meisterschaften, dem Europameistertitel und nun auch noch dem WM-Titel nicht so ganz loslassen. „Mein Abteilungsleiter hat zu mir gesagt: Rainer, wenn du Weltmeister wirst, hörst du auf. Ich habe geantwortet: „Ja, international schon.“

Spielt das Knie noch mit?

Bei Welt- oder Europameisterschaften immerhin will er in Zukunft nicht mehr antreten. Seine Frau wird es wohlwollend zur Kenntnis nehmen. „Die ist nicht immer ganz so begeistert von dem, was ich alles mache. Aber meine Tochter ist sehr stolz auf mich. Und meine Frau akzeptiert das auch. Ohne den Rückhalt der Familie könnte ich das gar nicht alles machen“, sagt Schötz.

Ohnehin ist es fraglich, ob und wie es mit seinem Knie überhaupt weitergehen kann. Eben erst musste er sich einer Meniskus-Operation unterziehen. Auf Kraftdreikampfwettkämpfe müsste er dann in Zukunft vielleicht verzichten.

Aber Schötz weiß sich auch im Fall der Fälle schon zu helfen: „Dann mache ich eben nur noch Bankdrücken, da wird das Knie nicht so sehr beansprucht wie beim Kreuzheben“, sagt er.

Das müsste er dann allerdings erst noch mit seinem Abteilungsleiter klären. Denn der hat ihn für die kommende Bayernliga-Meisterschaft im Bankdrücken gar nicht gemeldet. Rainer Schötz wird aber auch hier sicher noch ein Hintertürchen finden.

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