Schüler auf die Baustelle

FÜRTH - Not macht erfinderisch: 33000 Lehrstellen konnten in Deutschland im vergangenen Jahr nicht besetzt werden, hat das Bundesbildungsministerium jüngst mitgeteilt. Weil auch die Baubranche den Fachkräftemangel zu spüren beginnt, hat das Fürther Unternehmen Georg Schenk GmbH (GS) ein Projekt ins Leben gerufen, das geeignete Bewerber schon frühzeitig an den Schulen aufspüren soll. Nun haben Schüler der Mittelschule Soldnerstraße eine Baustelle im Nürnberger Osten besucht.

Das war wohl manchem neu: Bauarbeiter müssen nicht nur anpacken können, sondern auch über eine gewisse soziale Kompetenz verfügen. Denn: „So ein Gebäude kann nur durch Teamarbeit entstehen“, erklärt GS-Geschäftsführer Jobst Dentler. 30 unterschiedliche Berufe müssten hier „wie Zahnräder“ ineinander greifen, andernfalls drohe die knappe Terminplanung zu scheitern.

Bei der Ausbildungsinitiative „GS10 plus“ richtet sich das Augenmerk des Bauunternehmens aus Fürth vor allem auf die drei Berufe Maurer, Betonbauer und Steinmetz. Wie eine Baustelle ist auch diese Initiative ein Gemeinschaftswerk, in diesem Fall aus GS, der Mittelschule Soldnerstraße, dem Projektbüro für Schule und Bildung bei der Stadt Fürth sowie der Handwerkskammer Mittelfranken. Deren Ziel: Ausbildungswilligen und handwerklich begabten Schulabgängern sollen jährlich mindestens fünf Ausbildungsplätze angeboten werden. Zusätzlich gibt es für Achtklässler Praktika zur besseren beruflichen Orientierung.

Ein wichtiger Pluspunkt, findet Claus Binder, der Konrektor der Soldnerschule: „Die Initiative und die enge Abstimmung der Beteiligten hilft den Schülern, einen Tick früher und sicherer das passende Unternehmen für ihre Ausbildung zu finden.“

Dass knallharte wirtschaftliche Überlegungen hinter GS10 plus stehen, weiß auch Veit Bronnenmeyer, Leiter des Projektbüros Schule und Bildung der Stadt Fürth. „Lehrstellenbewerber wachsen nicht mehr auf den Bäumen“, daher halte er die Initiative für einen hervorragenden Ansatz, um mehr Schüler ohne Umwege und Mittelsmänner in die duale Ausbildung zu bringen. „Betriebe, die jetzt solche Kooperationen eingehen, zeigen, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben“, sagt Bronnenmeyer.

„Stete Ausbildung sichert unsere eigene Zukunft“, bestätigt auch Jobst Dentler. Die Vergangenheit der familiengeführten Georg Schenk GmbH reicht bald 100 Jahre zurück. Aktuell sind knapp 200 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz lag 2011 bei rund 50 Millionen Euro.