Schwerterklirren in St. Johannes

21.9.2016, 12:00 Uhr
Schwerterklirren in St. Johannes

© Foto: Thomas Scherer

Nach den enthusiastisch beklatschten Nachwuchsmusikern treten die Mitglieder des Symphonieorchesters in langer Reihe auf, um sich den Rest des Abends zwei sehr anspruchsvollen Stücken zu widmen. Zunächst steht ein Jugendwerk von Richard Strauss, sein Hornkonzert Nr. 1, auf dem Programm. Solist ist der 23-jährige Nürnberger Frank Orschel, dessen feines, virtuoses Spiel für Begeisterungsstürme sorgen. Es ist ein romantisches Gewebe aus Licht und Schatten, aus sehnsuchtsvollem Schwelgen, dunkler Bewegung und affirmativem Drive. Das Horn verführt, entführt an die Grenze zwischen Traum und Wachen, schläfert ein und weckt auf, hält Zwiesprache mit den Violinen, lässt sich umflattern von der Flöte, führt das Orchester ständig in neue Richtungen. Das alles wirkt in Frank Orschels Darbietung scheinbar organisch, mühelos, ohne Pathos oder Selbstdarstellung.

Nach Stärke und vollem Einsatz bei den Bläsern verlangt auch Bruckners vierte Symphonie. Auch hier steht am Anfang ein Hornklang, ein Weckruf, der den Instrumentalisten des Symphonieorchesters einiges abverlangt. Und so fällt das Ganze zwar vor allem in den leiseren, diffizileren Passagen im zweiten Satz manchmal ein wenig auseinander, verliert an Dichte und Spannung; doch insgesamt können die Streichhölzer unter Bernd Müller überzeugen mit Bruckners „Romantischer“.

Es ist ein Werk, das den Absolutheitsanspruch der Romantik nicht etwa erfüllt, sondern fast schon ad absurdum führt mit extremer Dynamik, mit schierer Lautstärke, mit auftrumpfenden Hörnern, schmetternden Trompeten und schreienden Tuben. Heraldische Farben, glänzende Rüstungen, das Klirren von Schwertern im Kontrast mit zarten Naturschilderungen, schwelgender Sehnsucht, rauschenden Bächen: So ganz ernst nehmen kann man dieses Werk nicht, so grandios überspannt Bruckner den Bogen.

Ebenso wenig aber kann man sich dieser Brachial-Romantik entziehen; man merkt auch den Musikern an, wie viel Spaß sie an den immer weiter ausufernden, immer noch eins draufsetzenden Passagen haben, und dieses Vergnügen teilt sich dem Publikum unmittelbar mit. Freilich möchte man irgendwann nach über einer Stunde der Gigantomanie dem Komponisten doch am liebsten zuflüstern, dass es dem Genuss keinen Abbruch getan hätte, sein Werk um 20 Minuten zu kürzen. Das Durchhaltevermögen der Jungen Fürther Streichhölzer jedenfalls hätte für sich genommen schon Applaus verdient.

Verwandte Themen


Keine Kommentare