Science-Fiction beim Bruno-Rother-Jazzpreis

21.1.2017, 17:05 Uhr
Das zweitplatzierte Duo Udó beim Vorspiel im Fürther Kulturforum Schlachthof

© HvD Das zweitplatzierte Duo Udó beim Vorspiel im Fürther Kulturforum Schlachthof

Der Wettbewerb, zu dem ausschließlich Studierende der Musikhochschule Nürnberg zugelassen sind, wurde von dem Rotarier Bruno Rother ins Leben gerufen, der selber Jazzschlagzeuger war und etwas für den Jazznachwuchs tun wollte. Über die Jahre ist die Qualität der Starterfelder immer höher geworden. Zur aktuellen Ausgabe des Jazzwettbewerbs traten vier Formationen an, die sich dem Thema "Jazz und Science Fiction" aus völlig verschiedenen Perspektiven näherten und zu spannenden Ergebnissen kamen.

Weil das Niveau in diesem Jahr so hoch war, musste auch keine der Combos leer ausgehen, der dritte Preis wurde von der Jury um den Jazzdozenten Steffen Schorn kurzerhand geteilt. Den Anfang beim Preisträgerkonzert machte die drittplatzierte Gruppe "Argo Gattaca": Bei Lukas Diller (Altsaxofon), Lukas Großmann (Klavier), Moritz Graf (Kontrabass) und Johannes Koch (Schlagzeug) sind die Filmzitate, die den Bandnamen bilden, ein Stück weit Programm, ihr Stück "Die Reise ins Ich" nach Stephen Spielberg eine kluge Verbeugung vor dem Modern Jazz des ausgehenden 20. Jahrhunderts.Ein Ansatz, den Tafelhallen-Chef Michael Bader mit dem Filmtitel "Zurück in die Zukunft" auf den Punkt brachte.

Eine Spur progressiver und experimenteller gibt sich die ebenfalls auf dem dritten Platz gelandete Band "Planetary Mass Object" mit Martin Seitz (Tenorsaxofon), Kira Linn (Bassklarinette und Baritonsax), Carina Wohlgemuth am Piano, Felipe Andrade am Bass und Christian Langpeter am Schlagzeug: "Gliese 876 d" ist die programmmusikalische Meditation über einen Kleinplaneten, der in immer enger werdender Umlaufbahn seine zum Roten Zwerg gewordene Sonne umkreist und schließlich von ihr verschlungen wird.

"Der Todesstern" schließt an Schreckensszenario an

"Der Todesstern" schließt an dieses Schreckensszenario mit plastischen Bildern an. Intelligenter Elektronikeinsatz prägt den Klang des Duos "Udó" – Maximilian Breu an Schlagzeug, Keyboard und Computer sowie Christopher Kunz am Tenorsaxofon. Den beiden Jazzern geht es um entgrenzte Utopien, in denen die Frage gestellt werden, was auf dem Weg in die Zukunft mit dem Menschen geschieht. Ambitionierte Vorgaben, die clever und mit überraschenden Effekten realisiert werden.

Der technisch sehr souveräne Tenorist Kunz prägt auch den Sound des Siegertrios "G.I.G.E.R." – außer Kunz noch Florian Müller an der Stromgitarre und Jan Frederik Brill an der "Schießbude", das sich intensiv mit den irritierenden, zwischen Erotik und Horror irisierenden Bilderwelten des "Alien"-Designers H. R. Giger beschäftigt hat: Die Suite "Arrival and Contact" und "Blast and Burst" ist ein Sci-Fi-Thriller ohne Worte, der die Erinnerung an den Schrecken der "Alian-Filme" mit Sigourney Weaver wachruft, ohne epigonal zu wirken. Ein grandioser Schocker für das Kopfkino.

Verwandte Themen


Keine Kommentare