Singende Skelette und schauderhafte Spinnen

29.10.2012, 09:00 Uhr
Singende Skelette und schauderhafte Spinnen

© Hans-Joachim Winckler

Kann man sich so richtig gruseln, wenn die Sonne scheint? Schwerlich. Insofern bietet ein nasskalter, düsterer Herbst ideale Bedingungen für dieses Gefühl, das ja durchaus Anhänger hat. Warum sonst würde irgendjemand auf der Kirchweih Geld für die Geisterbahn ausgeben? Oder es mit einem Freddy-Krueger-Film aufnehmen? Jorgo Zigouras (15) und Joe Karatas (16) läuft allerdings zu jeder Jahreszeit und völlig unabhängig vom Wetter ein Schauer über den Rücken, sobald sie ein Wesen mit acht Beinen entdecken: „Ich finde Spinnen ehrlich gesagt ziemlich eklig“, erklärt Jorgo. „Am liebsten würde ich in so einem Moment einfach wegrennen.“ Joe stimmt ihm zu: „Ich habe eine regelrechte Spinnen-Phobie.“

Dolores Kirschner, Auszubildende wie Jorgo und Joe, bleibt gelassen, wenn Vielbeiner ihren Weg kreuzen. Aber: „Ich kann kein Blut sehen, allein deshalb würde ich mir lieber keinen Horrorfilm anschauen wollen.“ Ein aufregender Kino-Moment ist der 15-Jährigen in Erinnerung geblieben: „Als Kind war ich im ersten Harry-Potter-Film, da hab’ ich mich voll erschreckt, als dieser Lehrer, Quirrell, seinen Turban lüftet und da kommt das Gesicht von Voldemort aus seinem Hinterkopf.“

Ute Kochs Erinnerung ist noch ganz frisch: „Ich finde meine Zahnschmerzen gruselig, ich brauche eine Wurzelbehandlung“, sagt sie und kann schon wieder lächeln. Denn: „Mein Zahnarzt ist perfekt, der hat mich gerettet.“ Für Halloween, den Tag vor Allerheiligen, hat sie schon etwas vor: „Wir wollen einen Geburtstag feiern.“ Beim Gedanken an das schauderhaft schöne Fest fällt der 47-Jährigen ein: „Als Kind hatte ich manchmal Angst im Dunkeln und mein älterer Bruder hat mir dann öfter irgendwelche Geschichten zum Fürchten erzählt.“ Den Kopf schütteln kann sie nur über das erstaunliche Feier-Zubehör, das heute zu Halloween angeboten wird: „Im Fernsehen haben sie einen Bäcker gezeigt, der hat aus Teig ganz echt aussehende Lungen und Herzen geformt und gebacken, das fand ich genauso eklig wie diese Glubschaugen aus Gelatine.“

Verblüffende Halloween-Dekorationen und schrecklich schicke Kostüme finden sich zum Beispiel in der Moststraße. In der „Lizenz- und Geschenkewelt“ werden Kunden in diesen Tagen auch mal von einem freundlichen Skelett angesungen. „Das ist ein Bewegungsmelder“, lacht Geschäftsführerin Hanne Sattes-Schweier und zupft dem knochigen Flattermann das schwarze Gewand zurecht. Sie selbst reiht sich bei den vielen ein, die Made, Wurm und Co. mit Misstrauen beäugen: „Sogar, wenn ich so ein Getier im Fernsehen sehe, schüttelt es mich“, verrät sie. „Eigentlich kann ich alles, was krabbelt und kriecht nicht leiden. Spinnen schlag’ ich schon mal tot, auch wenn ich mir dann sage, die arme Spinne kann ja nichts dafür.“

Das Geschäft mit den Halloween-Accessoires startet nach ihrer Erfahrung übrigens erst relativ kurz vor dem eigentlichen Feiertag: „Wir führen dieses vielfältige Sortiment schon seit mehreren Jahren, gefragt waren die Sachen zunächst vor allem von Jugendlichen, aber mittlerweile kommen immer mehr ältere Kunden zu uns, die etwas für eine Halloween-Party besorgen.“

Ernst Schweier steht den Masken, Finger-Pommes und Kürbis-Fratzen in den Regalen sehr gelassen gegenüber: „Mich gruselt gar nix, mich lässt alles kalt“, versichert er. Das kann Dilsah Incili nicht ganz unterschreiben. Der 20-jährige Einzelhandelskaufmann gibt unumwunden zu: „Psychofilme finde ich voll gruselig, ,Der Exorzist‘ hat mir zum Beispiel richtiggehend Angst eingejagt.“ Was Dilsah so unheimlich findet, leuchtet ein: „Es ist ja nicht so, dass man direkt etwas ganz Schlimmes sieht – das findet alles erst später im Kopf statt, was im Grunde wesentlich erschreckender ist.“ Feiern will er an Halloween auf jeden Fall. Entweder geht’s in eine Disco oder es gibt eine Fete bei Freunden. Und klar, ein schauerliches Kostüm zieht er gewiss auch an.

Simon Beißer überlegt nicht lange, lacht und sagt spontan: „Ehrlich, manchmal grusel’ ich mich fast vor der Schule.“ Welcher Schüler wollte dem 17-Jährigen da widersprechen? Ansonsten, sagt Simon, bringt ihn so schnell nichts aus der Ruhe: „Filme oder so machen mir keine Angst, ich denke, ich bin ziemlich furchtlos.“

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