Spiegelfabrik Lang: Belegschaft geschockt

13.7.2012, 11:00 Uhr
Spiegelfabrik Lang: Belegschaft geschockt

© Winckler

Besorgte Mitarbeiter in Ergersheim bei Bad Windsheim musste die Geschäftsführung von Mekra Lang beruhigen: In Ergersheim wird es weitergehen. In Ergersheim ist die Situation eine andere als in Fürth.

Wie berichtet, sollen in der Spiegelfabrik Hans Lang in Stadeln ab dem Frühjahr die Maschinen still stehen. Die Firma gehört wie Mekra Lang, Weltmarktführer bei der Herstellung von Lkw-Spiegeln, zur Lang Unternehmensgruppe. In Fürth wird sie, obwohl sie eine eigenständige Firma ist, oft Mekra Lang zugerechnet.

Am Dienstag informierte die Geschäftsleitung die 130 Mitarbeiter im Stadelner Werk über das bevorstehende Aus in einer Betriebsversammlung. Ein Schock sei das für die Belegschaft gewesen, sagt der Betriebsratsvorsitzende Franco Zampino. „Sie haben alle immer ihr Bestes gegeben.“ Die Vorstellung, dass sämtliche Mitarbeiter ab April 2013 auf der Straße stehen, sei schlimm. Manche von ihnen seien seit mehr als 40 Jahren dabei.

Die Entscheidung sei der Geschäftsführung nicht leicht gefallen, sagte Pressesprecherin Elisabeth Döbler-Scholl auf FN-Nachfrage. Monat für Monat habe die Fürther Spiegelfabrik Verluste gemacht, die sich, so die Prognose, auch in Zukunft nicht einfangen lassen würden. Man habe „alles versucht und alles durchgerechnet“.

Was die Kleeblattstadt von Ergersheim unterscheidet: In Fürth, wo das Ehepaar Hans und Frieda Lang 1932 den Grundstein für die heutige Lang Unternehmensgruppe legte, schneiden und schleifen die Mitarbeiter Spiegelglas für Autospiegel; in Ergersheim fertigen sie komplexe Spiegelsysteme für Lkw. Autospiegel aber seien ein Segment, das auf dem Weltmarkt stark umkämpft sei, hier herrsche „ein ungeheurer Preisdruck“, so Döbler-Scholl.

Autospiegel sind — anders als die komplexen Spiegelsysteme für Laster, in denen Heiztechnik und Elektronik stecken — heute Massenware, sagt die Sprecherin, sie werden auch im Ausland hergestellt und vor allem in Asien günstiger angeboten, weil dort die Energiekosten deutlich niedriger seien. Um wettbewerbsfähig arbeiten zu können, habe die Spiegelfabrik Hans Lang, die 2009 in einen Neubau und neue Maschinen investiert hatte, 2011 einen Betrag „in Millionenhöhe“ in die Hand genommen und eine neue Anlage angeschafft. Diese aber laufe bis heute nicht reibungslos. Die Verluste habe zunächst die Unternehmerfamilie aufgefangen, doch dauerhaft sei das nicht möglich. „Schweren Herzens“ habe man sich daher entschlossen, die Fertigungsstätte im nächsten Jahr zu schließen.

„Sie haben sich bemüht und Geld investiert“, sagt Zampino, „leider hat das nicht geholfen“. Im Betriebsrat habe man aber gehofft, dass einige Stellenstreichungen ausreichen würden und zugleich Unterstützung von Mekra Lang kommen würde. Bei den nun anstehenden Verhandlungen werde man versuchen, das Beste für die Mitarbeiter zu erreichen.

Für Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung ist die Nachricht vom Aus für die Spiegelfabrik „genauso überraschend wie bitter“, wie er auf FN-Nachfrage sagte. Es habe keine Hinweise darauf gegeben, „die Autokonjunktur läuft ja eigentlich gut“. Hoffnungsvoll stimmt ihn, dass man in jüngster Zeit neue Firmen, etwa ebl und Nordfrost, nach Fürth locken und den Wegfall von Arbeitsplätzen auffangen konnte: „Heute gibt es in der Stadt 2000 Arbeitsplätze mehr als in dem Monat, als Quelle insolvent war.“

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