Spielwarenhandel: Weihnachten kann kommen

11.9.2018, 21:00 Uhr
Spielwarenhandel: Weihnachten kann kommen

© Foto: Roland Fengler

Sie trägt kurze Hosen, hat riesige Ohren und ist der wohl berühmteste Nager der Welt: Am 18. November feiert Micky Maus 90. Geburtstag. Logisch, dass die Spielwarenbranche für dieses Promi-Jubiläum gerüstet ist. Die Fürther Simba-Dickie-Gruppe etwa hat sich die Lizenz für Plüsch-Mickys und weitere Charaktere aus dem Umfeld des Disney-Stars gesichert. Julius Grimm, Chefeinkäufer der Nürnberger Fachhandelsorganisation Vedes, ist sicher: Die aus Comics, Kino und Fernsehen bekannten Figuren werden heuer auch unterm Christbaum eine tragende Rolle spielen.

Freilich: Wer oder was das Rennen im Weihnachtsgeschäft wirklich macht, ist alle Jahre wieder die große Frage, auf die es praktisch erst zum Ladenschluss an Heiligabend eine belastbare Antwort gibt. Dann, wenn die alles andere als kleine Gruppe der Auf-den-letzten-Drücker-Käufer an der Kasse bezahlt hat. Oder sogar noch ein paar Tage später, wenn die Mäuse, die in Form von Geldscheinen zum Fest verschenkt werden, in Spielzeug umgemünzt werden.

Womit sie Kunden anlocken wollen, müssen die Händler allerdings viele Monate früher entscheiden, zum Beispiel auf der Spielwarenmesse in Nürnberg zu Jahresbeginn. Auf der weltgrößten Arbeits- und Orderschau der Branche zeigen Hersteller Neuheiten, die oft erst zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen.

Vedes, größter Spielwaren-Großhändler Europas, gehören 700 Fachhändler mit insgesamt 1000 Geschäften an. Diese für Herausforderungen der Digitalisierung zu rüsten, etwa durch das "virtuelle Regal" im Laden, eine Software-Lösung, durch die der Händler dem Kunden alles zeigen und anbieten kann, was es in der Vedes-Welt gibt, das hat sich die Dienstleistungszentrale des Fachhandels auf die Fahnen geschrieben. Zu den Bausteinen gehört ein attraktives Sortiment. Dazu besuchen Chefeinkäufer Grimm und sein Team die Branchenschauen und Showrooms der Spielwarenhersteller rund um den Globus.

Begehrte Mini-Püppchen zum Zusammenstecken

Zu den Sparten der Spielwarenbranche, die wachsen, gehören die sogenannten Impulsartikel: Waren, die nicht allzu teuer sind und deshalb oft spontan gekauft werden. Ein "absoluter Top-Artikel" in diesem Bereich ist "L.O.L Surprise": Mini-Püppchen zum Zusammenstecken, wobei die Einzelteile in Tütchen verpackt in einer Kugel stecken. Diese Art Überraschungs-Ei (garantiert kalorienfrei) gibt es in verschiedenen Größen, wobei die Kugel in der XXL-Variante einen Durchmesser von etwa 25 Zentimetern hat und mit 49 Euro jenseits des Impulskauf-Spektrums liegt.

Beim Rundgang durch die Vedes-Musterhalle in Nürnberg-Langwasser — mit 4800 Quadratmetern die größte Europas — wird schnell klar: Im Kreis der potenziellen Festpräsente finden sich viele alte Bekannte. Zum Beispiel Barbie. "Sie ist wieder gut unterwegs", sagt Grimm und erklärt das Wiedererstarken der Anziehpuppe damit, dass der Hersteller zum bewährten Erfolgsrezept Mode, Schminken und Styling zurückgekehrt ist.

Exklusiv-Version von Trivial Pursuit

Einen Lauf haben laut Grimm auch Gesellschaftsspiele aller Art, darunter Evergreens wie Monopoly oder Scrabble. Und Trivial Pursuit: Bei der (gefühlten) Mutter aller Quiz-Varianten hat die Vedes eine Exklusiv-Version im Sortiment. Bücher erfolgreicher Autoren — wie Ken Follett oder Sebastian Fitzek — in Gesellschaftsspiele umzusetzen, ist ein weiterer Trend.

Und dann gibt es noch die sogenannten Partyspiele. In diese beliebte Kategorie fällt "Schnecken checken". Dabei müssen aus auf Kärtchen vorgegebenen Halbsätzen und Wörtern Anmachsprüche kreiert werden mit dem Ziel, "Checker-Chips" zu erringen. Wer das Spiel verschenken will, sollte den Humor des Empfängers gut kennen — damit nicht gleich fünf Euro für die Chauvi-Kasse fällig werden. Denn um die hohe Schule der Galanterie geht es hier zweifellos nicht.

Da Einhorn hat keinen ernstzunehmenden Rivalen

Ein echtes Pfund bleibt derweil das Einhorn. Weder Lama noch Faultier — beide vergangenen Winter als ernstzunehmende Rivalen gehandelt — konnten das Fabelwesen in die Schranken weisen. Und das lässt nach wie vor nichts aus: Das Einhorn gibt es als Plüsch- und sogar Hüpftier, es ziert Gegenstände aller Art und, so Grimm, "Einhorn-Knete ist ein ganz starker Artikel" — auch wenn es nur Glitzer-Glibber ist.

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