Stadt bringt die Bahn in große Erklärungsnot

6.7.2011, 10:46 Uhr
Stadt bringt die Bahn in große Erklärungsnot

© Hans-Joachim Winckler

Auf gravierende Mängel hat Fürths Baureferent Joachim Krauße bei der abschließenden Erörterung aller Einwände im Kulturforum hingewiesen und damit die Vertreter der Bahn in Verlegenheit gebracht. Zeitgleich haben sich die Berichterstatter des Bundestag-Petitionsausschusses einhellig hinter die Bedenken der Stadt Fürth gestellt. Eine Steilvorlage für den heute um 7.30 Uhr anstehenden Ausschuss-Beschluss. Das Finanzministerium als Auftraggeber muss danach innerhalb von sechs Wochen zu den Bedenken Stellung nehmen.

Die richten sich vor allem gegen die Landschaftszerstörung durch eine Trassenführung, deren Ursprünge noch im längst begrabenen Projekt eines gemeinsamen Gewerbeparks der Nachbarstädte im Knoblauchsland verhaftet sind. Am Beispiel des Lärmschutzes konnten die Vertreter der Kommune zudem nachweisen, dass die von Fürth bevorzugte Alternativtrasse entlang der Bestandsstrecke schlechtgerechnet wurde. Denn für Schutzwände an der Bestandsstrecke wird ein Vielfaches ihrer Kosten am Schwenk veranschlagt.

Zweierlei Maß

Reiner Gubitz, Planungsingenieur der DB Projektbau GmbH, erklärt dies mit dem unterschiedlichen Status der Trassen. An die separat geführte S-Bahn würden weniger hohe Lärmschutz-Anforderungen gestellt, als an eine gebündelte Trasse. Dass derart willkürliche Vorgaben eine Landschaftszerstörung rechtfertigen sollen, will Krauße nicht einleuchten.

Volkswirtschaftlich nicht zu vertreten ist in den Augen des Baureferenten die Tatsache, dass für den Schwenk mehr Grundstücke benötigt werden, als für den Ausbau an der Bestandsstrecke. Unter den Tisch falle bei der Berechnung überdies die Ersparnis durch das Auflassen der beiden Stadelner Bahnübergänge beim Ausbau der Bestandstrasse.

In Erklärungsnot kam Gubitz auch angesichts der Fürther Kritik am mangelhaft erschlossenen neuen Bahnhof an der Schmalau. Seiner Ansicht nach liegt es an der Stadt, für ordentliche Verkehrsanbindungen zu sorgen. Die Voraussetzungen dafür sind laut Krauße jedoch am Bahnhof Vach wesentlich besser — auch im Hinblick auf die nahtlose Verknüpfung von Bahn und Bus direkt am ebenerdigen Bahnsteig. Nach kommunaler Planung soll dieser zur besseren Nutzbarkeit lediglich um rund 500 Meter nach Süden verschoben werden.

Den Schwenk hält der für die Stadt tätige Jurist Wolfgang Baumann für rechtswidrig, weil das vorgeschriebene Raumordnungsverfahren versäumt worden sei. Methodische Fehler moniert der Baureferent. Vehement setzt sich Krauße gegen Anwürfe zur Wehr, Fürth würde mit seinem Ringen für eine Alternativtrasse den S-Bahn-Bau insgesamt verzögern. Den Schwarzen Peter gibt er an die Bahn weiter, die es versäumt habe, sich mit den seit 18 Jahren bekannten Bedenken der Stadt rechtzeitig auseinanderzusetzen.

Deutlich wurde bei der Erörterung der Einwände gegen den Schwenk, dass das von der Bahn hauptsächlich gegen die Alternativtrasse ins Feld geführte schlechtere Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht alleiniges Kriterium ist. Für die Streckenwahl sind vielmehr auch Belange der Umweltverträglichkeit von Bedeutung. Hierzu gehört auch die Hochwasserproblematik auf der Schwenk-Strecke. Der heute zu Ende gehende Erörterungstermin markiert den Abschluss des für Großprojekte wie die S-Bahn vorgeschriebenen Planfeststellungsverfahrens. Nach der Kommune treten heute Organisationen wie der Bund Naturschutz, Fischerei- und Bauernverband gegen die Bahn in den Ring.

 

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