Stadt Fürth ringt um die Zukunft des Gymnasiums

13.1.2016, 06:00 Uhr
Stadt Fürth ringt um die Zukunft des Gymnasiums

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Dem Schliemann fehlt’s an Raum. Rund 3000 Quadratmeter zusätzlich bräuchte das kleinste der drei Fürther Gymnasien, sagt Direktor Carsten Böckl. Schon länger hat die Schule deshalb die alte Feuerwache in unmittelbarer Nachbarschaft am Helmplatz im Blick. Sie wird in einigen Jahren frei, wenn die Feuerwehr in den geplanten Neubau am Schießanger zieht.

Der Haken: Wie berichtet, geht die Stadtverwaltung inzwischen davon aus, dass es äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, das denkmalgeschützte Gebäude so umzubauen, dass es für den Unterricht genutzt werden kann. Stattdessen brachte Bürgermeister Markus Braun (SPD) einen Neubau der Schule in die Diskussion – auf einem noch nicht benannten Grundstück im Westen Fürths. Bis Ende Februar soll das Gymnasium dazu Stellung nehmen.

„Wir sind mitten im Prozess der Meinungsbildung“, sagt Schulleiter Böckl, er glaubt aber „eine Tendenz“ bei Lehrern, Schülern und Eltern auszumachen, am alten Standort bleiben zu wollen. Böckl, erst seit Sommer 2014 Direktor, widerspricht energisch Vorwürfen aus den eigenen Reihen, er wolle das Gebäude in der Innenstadt vorschnell aufgeben. Das Schliemann sei ein Traditionshaus, das ins Zentrum gehöre, sagt er – und ist damit ganz auf einer Linie mit der Jungen Union. Der CSU-Nachwuchs hat sich vor wenigen Tagen per Pressemitteilung zu Wort gemeldet.

Allerdings wirbt der Direktor auch für eine ergebnisoffene Diskussion. Wenn es partout keine Möglichkeit geben sollte, am Standort zu erweitern, sei es zwingend notwendig, über Alternativen nachzudenken. Spannend: Ein ehemaliger – und offenbar nicht unvermögender – Schüler habe angeboten, die Feuerwache zu kaufen, zu sanieren und anschließend an die Stadt zu vermieten, damit das Gymnasium die Räume nutzen kann.

"Prüfen alle Möglichkeiten"

„Wir prüfen derzeit alle Möglichkeiten – auch dieses Angebot“, sagt Bürgermeister Braun, weist aber darauf hin, dass ein privater Bauherr bei Sanierung und Umbau mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen hätte wie die Stadt. Außerdem müssten etliche Details geklärt werden, gerade vertraglicher Art. Würden auch in diesem Fall Zuschüsse des Freistaats fließen? Wie sieht es mit der Miethöhe aus? Welche Mindestlaufzeit müsste der Vertrag haben? Bei einem Treffen mit Vertretern der Regierung von Mittelfranken am Freitag sollen diese Fragen aufs Tapet kommen.

Mit scharfen Worten kritisiert der SPD–Nachwuchs (Jusos) die Forderung der Jungen Union, in jedem Fall am Standort festzuhalten. Selbst die Feuerwache würde die Raumprobleme des Gymnasiums nicht lösen, sagt Maurice Guglietta, SPD-Stadtrat und ehemaliger Schülersprecher des Schliemanns. Er plädiert ebenfalls dafür, ohne Scheuklappen zu diskutieren, und schießt in Richtung JU: „Wer um Schultradition bangt, nur weil man alte Räume aufgibt, hat nicht verstanden, was eine funktionierende Schulfamilie ausmacht.“

Mit dem Bau eines vierten Gymnasiums im Stadtwesten möchte die FDP die Raumprobleme lösen. Schon 2009 hatten die Liberalen genau das vorgeschlagen. „Statt ständig die Gymnasien zu vergrößern, sollte ein neues gebaut werden“, sagt Stephan Eichmann von der Fürther FDP. Das Schliemann könne dann an seinem Standort bleiben.

Skepsis

Bei Bürgermeister Braun stößt der Vorstoß auf Skepsis. „Wir sind schon 2009 in Rücksprache mit dem Ministerialbeauftragten zur Erkenntnis gelangt, dass es besser ist, die bestehenden Schulen gut auszulasten.“ Daran habe auch der vergleichsweise hohe Zuzug von Neubürgern in den vergangenen Jahren nichts geändert. Dennoch werde er das Thema Neubau bei dem Treffen an diesem Freitag noch einmal anschneiden.

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