Stadtgespräch in Fürth: VW wirbt um neues Vertrauen

27.6.2016, 06:00 Uhr
Stadtgespräch in Fürth: VW wirbt um neues Vertrauen

© Balandat

Wie ein Sprecher des Konzerns erklärte, wollte man die Gelegenheit nutzen, "nicht nur neue Modelle vorzustellen, sondern auch mit Kunden in den direkten Dialog zu treten und dort, wo Vertrauen verloren gegangen ist, Fragen zu beantworten".

Volkswagen steckt in der Krise. Im Zuge der Abgasaffäre brach der Aktienkurs massiv ein. Vergangenes Jahr machte der Konzern einen Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro. Nun hat die Finanzaufsicht BaFin, wie berichtet, auch noch den Vorstand angezeigt. VW soll möglicherweise bewusst verspätet über die finanziellen Folgen des Skandals informiert haben, um den Aktienkurs zu manipulieren.

In Fürth konnten Interessierte jetzt auf der Dr.-Max-Grundig-Anlage die neuesten Modelle — darunter viele Hybrid- und Elektroautos — probefahren. Zur Unterhaltung war ein Fahrzeug mit einer Karaoke-Anlage ausgestattet worden. Auch von der Abgasaffäre betroffene Kunden sollten angesprochen werden. Mit einer Manipulations-Software hat VW hauptsächlich bei Dieselmotoren US-amerikanische Abgasnormen umgangen. Elf Millionen Diesel-Modelle sind betroffen. Mit einem Software-Update sollen Modelle, bei denen der Stickoxid-Austausch manipuliert wurde, nachgerüstet werden. Diese Maßnahme demonstrierten die VW-Mitarbeiter in Fürth anhand eines Kundenwagens.

Zwischen Wut und Verständnis

Ein vom Abgasskandal betroffener Kunde ist der Fürther Arnim Beloch. Er fährt einen Tiguan mit Dieselmotor. Mit dem Fahrzeug ist er zufrieden. Aber "von VW bin ich sehr enttäuscht", erklärt der 76-Jährige. Er meint, dass es für VW schwierig werde, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. "Sollte ich noch mal ein Auto kaufen, wird es bestimmt kein Diesel", sagt Beloch. Auch Jakob Deobald besuchte den VW-Stand. Deobald schätzt die Qualität seines Polos aus den 90ern. Die Abgasaffäre sieht er nüchtern: "Die haben halt auch mal beschissen. Das macht doch jeder", meint er.

Derweil ist unklar, ob der Diesel-Antrieb noch Zukunftschancen hat. "Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen", sagte VW-Chef Matthias Müller vor kurzem dem Handelsblatt. Müller hatte eine neue Konzernstrategie vorgestellt. Mindestens 40 Modelle der Marken VW, Audi, Škoda, Seat und Porsche werden nicht mehr angeboten. Dafür will sich der Konzern stärker auf die Elektromobilität konzentrieren und VW langfristig zu einem breit aufgestellten Mobilitätsdienstleister machen.

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