«Steilvorlage» für den Wahlkampf

30.7.2007, 00:00 Uhr
«Steilvorlage» für den Wahlkampf

© Ehm

Die Zustimmung der 95 Delegierten fiel gemäß dem Charakter der Veranstaltung breit aus: 91 Stimmen bei vier Enthaltungen vereinigte Diplom-Sozialwirt Bischoff auf sich. Edith Bayersdorfer brachte es gar auf 93 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Als Listenkandidat für den Landtag will der Burgbernheimer Stadtrat Dietmar Leberecht Bischoff unterstützen. Als Wahlkreisbewerberin für den Bezirkstag wurde Eva Sommerschuh, Zweite Bürgermeisterin in Großhabersdorf, gewählt.

Er habe «etwas ruhiger geschlafen» als beim letzten Mal, räumte Bischoff ein und spielte damit auf die Situation vor seiner ersten Landtagskandidatur bei der Wahl 2003 an, als er zunächst drei innerparteiliche Kandidaten aus dem Feld schlagen musste. «Herzklopfen» überfiel den 38-Jährigen am Samstagmorgen dennoch, als er die Rangauhalle betrat. Immerhin liegt vor dem 2003 gescheiterten SPD-Mann dieses Mal nicht zuletzt mit Blick auf die Stimmkreisreform eine schwere Aufgabe. In deren Zuge wurden beim neuen Zuschnitt der drei Stimmkreise Fürth-Stadt, Fürth-Land und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim die Städte Zirndorf, Stein und Oberasbach dem Stimmkreis Fürth-Stadt zugeschlagen. Allein in diesen drei Kommunen hatte Bischoff damals knapp die Hälfte seiner 15 400 Erststimmen eingefahren.

Zwar geht es nun im Herbst 2008 um die Gunst von insgesamt 151 000 Wählern, doch speziell der Landstrich zwischen Neustadt, Scheinfeld, Uffenheim und Bad Windsheim ist für die Sozialdemokraten ein arg steiniges Terrain, wie der Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt: So kam man im Maximilianeum immer nur dann zum Zuge, wenn es darum ging, die Positionen mit Nachrückern zu besetzen.

Und so stand selbstverständlich bei der Nominierungsveranstaltung in den Reden vor der Abstimmung die Abrechnung mit der CSU und der Appell an die eigene Geschlossenheit im Vordergrund. So bat die Europa-Abgeordnete Lissy Gröner darum, «die Kandidaten und Kandidatinnen mit viel Elan» zu wählen, um mit einem erfolgreichen Wahlkampf zu verhindern, dass die CSU weiter «Klientel-Politik betreibt» und «Bayern als ihre Schatztruhe benutzt».

Bischoff spannte in seiner Rede einen weiten Bogen. In der Schul- und Verkehrspolitik habe die CSU nur auf Entwicklungen reagiert, oder aber wie in Sachen G 8, Büchergeld oder dem Bayerischen Kinder-Bildungs- und -Betreuungsgesetz die Probleme «den Kommunen reingedrückt».

In der Familienpolitik müsse der «Freistaat Geld in die Hand nehmen, und zwar nicht wenig», um bezahlbare, beziehungsweise kostenlose Angebote für Familien zu garantieren. Als Landtagsabgeordneter, so Bischoff, wolle er sich dafür einsetzen, «dass Schule und Kindergarten im Dorf bleiben». Die Millionen, die die CSU nun in Edmund Stoibers Alterssitz, «eine 13-Zimmer-Büro-Suite», investieren wolle, seien «in Schulen und neuen DSL-Kabeln besser aufgehoben».

Die Delegierten belohnten die Rede mit Beifall und sorgten insgesamt für gute Wahlergebnisse, so dass die Bundestagabgeordnete Marlene Rupprecht in ihrem Schlusswort von «einer wahnsinnigen Steilvorlage für den Wahlkampf» sprach. Was die Wähler damit anfangen, zeigt sich dann im Herbst 2008. HARALD EHM