Steilvorlage für die «Gabi-Serie» kam von nebenan

16.2.2007, 00:00 Uhr
Steilvorlage für die «Gabi-Serie» kam von nebenan

© Sabine Rempe

Horst Seehofer hat es sich gemütlich gemacht. Entspannt blättert er in einem Magazin, das den schönen Titel «CSU-Ausgabe Bayern Sex» trägt. Über seinem Kopf bläht sich eine Sprechblase, die klar macht, was der Ministers denkt: «Für Gabi tu’ ich alles.»

Politik, wie Rudolf Lumm sie sieht - ein bisschen überzeichnet, mit Witz auf die Spitze getrieben. Dabei sind Karikaturen eigentlich gar nicht sein ursprüngliches Metier. Er ist Kunstmaler, so steht es auf seinem Firmenschild. Bekannt wurde der 57- Jährige zum Beispiel mit zarten Aquarellen, die den Landkreis von seiner stimmungsvollsten Seite zeigen.

Doch als sich das schlagzeilenträchtige Stoiber-Drama mehr oder weniger vor seiner Haustür abspielte, legte er den sanften Pinsel zur Seite und griff zum spitzen Bleistift: «Die Gabi Pauli kenn’ ich doch schon unheimlich lange, ihre Mutter hat im Nachbarhaus ihr Juweliergeschäft, und mit ihrem Bruder hab’ ich Handball gespielt.» Die politische Steilvorlage von nebenan inspirierte ihn zu einer kompletten Gabi-Serie. Man sieht, wie sie den liebevoll an eine Rakete geschnürten Noch-Landeschef zum Abschuss vorbereitet. Oder bei Günther Jauch lächelnd Fragen beantwortet («Gabriele, was macht Ihr Landkreis?»). Maximilian Strauß schaut mit grimmigem Blick zu - von einer Wolke.

Eine der herzhaft kolorierten Zeichnungen hat er der Landrätin bereits geschenkt: «Sie hat Humor gezeigt», freut sich Lumm, «auch wenn ich sie manchmal sicher nicht so dargestellt hab, wie sie sich gern sieht.»

Bis zu drei Tage dauert es von der Idee bis zur perfekten Ausarbeitung, ehe eine seiner Karikaturen fertig ist. Und weil er schon einmal dabei war, hat der Maler gleich noch ein paar andere Themen aufgespießt. Der neu gestaltete Zirndorfer Marktplatz wird bei ihm zur gefährlichen Sturzkante für unvorsichtige Fußgänger, die über die hohen Stufen in die Tiefe stolpern. Seine Alternative, um solche Gefahren abzuwehren: Den tiefer gelegenen Platz komplett abschotten, mit Wasser befüllen, und fertig ist die schönste Badeanstalt.

«Noch nie erlebt»

Mit Klebeband hat Rudolf Lumm seine Karikaturen dicht an dicht in die Fenster seines Ladens gehängt. Seitdem kommt es vor dem Haus immer wieder zu Drängeleien. «Sowas hab ich noch nicht erlebt», wundert er sich noch immer, «bis zu zehn Leute standen da schon und haben geguckt und diskutiert.» Aber dann muss er doch schmunzeln. Natürlich freut er sich über die Aufmerksamkeit.

Dennoch: «Ob ich das immer mach’, weiß ich noch nicht.» Schließlich ist er momentan in Nürnberg unterwegs, um auch die Nachbarstadt in Aquarellen zu porträtieren. Gerade fertig gestellt hat er die Gestaltung von Bierdeckeln und Krügen zum 333. Jubiläum der Zirndorfer Brauerei, das in diesem Jahr bevorsteht.

Genug zu tun also für den Kunstmaler. Trotzdem gut möglich, dass er bald wieder zum Karikaturisten wird, wenn es ihn wieder in den Fingern juckt . . .

Atelier Rudolf Lumm, Fürther Straße 11 in Zirndorf; Ladenöffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr, Tel. (09 11) 60 37 42.