Straße kontra Baum im Landkreis Fürth

3.2.2015, 06:00 Uhr
Straße kontra Baum im Landkreis Fürth

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es ist ein mächtiger Geselle, der da an der Kreuzung seine Äste in den Himmel streckt. Könnte er sprechen, der Baum, hätte er sicher viel zu erzählen. Auch über Autofahrer, die sich im Laufe der Zeit auf den Straßen nebenan unfreiwillig zu nahe gekommen oder im Acker gelandet sind.

Die Kreuzung ist zwar kein Unfallschwerpunkt im eigentlichen Sinn, die Experten der Polizei und im Landratsamt haben sie dennoch im Fokus. Auch bei der Gemeinde Puschendorf zeigte man sich über die Vorkommnisse besorgt und regte deshalb beim Landkreis an, Maßnahmen zu treffen, um die Situation zu entschärfen.

Ein zunächst angedachter Kreisverkehr wurde in Anbetracht der Kosten von rund 940 000 Euro verworfen. Nun soll die Kreuzung umgestaltet und in die Gemeindeverbindungsstraße zwei tropfenförmige Querungshilfen eingebaut werden. Knapp 250 000 Euro sollte das Projekt kosten. Nachdem sich nun aber bei der genaueren Planung der Birnbaum in den Weg stellte, müssten noch einmal rund 210 000 Euro draufgepackt werden.

In keiner Relation stand diese Ausgabe für Hermann Zempel: Schon beim nächsten Sturm könne der Baum umgeweht werden, meinte der SPD-Kreisrat und empfahl, lieber neue Bäume zu pflanzen. Er könne ja mal mit der Motorsäge an der Kreuzung vorbeifahren.

So einfach wollte sich das Gremium die Angelegenheit aber nicht machen. Als Fachmann hatte dann Andreas Lessmann seinen Auftritt. Der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde sprach von einem „Wahrzeichen“. Der Baum sei gesund und habe, unvorhergesehene Dinge außen vorgelassen, noch eine lange Lebensdauer vor sich. Für den Fall, dass er einfach abgesägt würde, prognostizierte Lessmann Ärger mit den Bürgern. Und: „Es würde auch kein gutes Bild abgeben, wenn der Landkreis mit solchen Schätzen so umgeht.“ Würde Ersatz gepflanzt, bräuchte es mindestens 60 Jahre, bis dieser Baum in Aussehen und Funktion für die Natur an den bestehenden heranreiche.

Daraufhin entwickelte sich eine rege Diskussion. Die Vorschläge reichten von der Möglichkeit, die Straße vom Baum abzurücken, bis zu einer weiteren Untersuchung, ob der Wurzelbereich bei der Realisierung der vorliegenden Planung in der Tat Schaden nehmen würde.

Ob es nicht – vom Umbau abgesehen – andere Mittel gebe, um die Kreuzung sicherer zu machen, fragte dagegen Wolfram Schaa (Grüne) und wollte wissen, welche Alternativen (Beschilderung, Markierungen, Tempolimit) schon geprüft worden seien. Landrat Matthias Dießl (CSU) entgegnete, dass „alle Maßnahmen ausgeschöpft“ seien und, laut Unfallkommission, nur bauliche Maßnahmen mehr Sicherheit bringen könnten. Damit wollte Schaa sich jedoch nicht zufriedengeben und beantragte, das gesamte Vorhaben zu vertagen. Bis zur nächsten Sitzung sollen den Mitgliedern des Bauausschusses nicht nur Informationen vorliegen, welche im Rahmen der geltenden Richtlinien zulässigen Maßnahmen schon unter die Lupe genommen wurden, sondern auch die Unfallzahlen sowie die Auswertung der Geschwindigkeitskontrollen.

Gegen die Stimmen des Landrats und des Tuchenbacher Bürgermeisters Leonhard Eder wurde dies so beschlossen. Damit bleibt der Kreuzungsumbau zwar im Bauprogramm des Landkreises, kann aber heuer nicht mehr angegangen werden.

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