Streetbunnycrew schenkt Obdachlosen ein Festmahl

11.12.2017, 17:15 Uhr
Streetbunnycrew schenkt Obdachlosen ein Festmahl

© Foto: Thomas Scherer

In ihren Hasenkostümen sind sie eine Schau. Normalerweise kümmert sich der Motorradverein mit der ausgefallenen Kluft um Kinder und Jugendliche. Doch im Winter stehen Wohnungslose im Blickpunkt, die mit Kälte und Hunger zu kämpfen haben. 120 Obdachlose aus Fürth und Nürnberg haben die Streetbunnys nun in den Logensaal gebeten, wo sie sie an runden Tischen mit einem Drei-Gänge-Menu bewirteten.

"Wir hätten gerne noch mehr eingeladen und mussten einige Obdachlose abweisen, aber so ganz reichen der Platz und die Kapazität nicht aus", bedauert der Vereinsvorsitzende Andreas Groß-Hardt (47). "Vor zwei Jahren waren es noch 40 bis 50 Gäste, voriges Jahr schon 65, und diesmal fast das Doppelte." Ein Zeichen nicht nur dafür, dass sich die Aktion herumgesprochen hat, sondern auch für die steigende Zahl der Hilfsbedürftigen.

Und so funktioniert die Sache: Die Biker informieren die Caritas und die Wärmestuben, legen Flyer aus und gehen auch unter die Brücken und informieren die Bedürftigen an Ort und Stelle. Mit zwei Bussen holen sie die Obdachlosen am Nürnberger Hauptbahnhof ab und fahren sie zum Logenhaus. Die Männer im pinken, die Motorradbräute im weißen Hasenkostüm bedienen je einen Tisch.

Alles ist stil- und hasenecht. Hinten hängt ein Puschelschwänzchen, auf den Schultern oder der Brust prangen Abzeichen und Aufnäher wie "Plüschkommando" und auf dem Rücken das Vereinslogo, ein rosaroter Totenschädel mit Hasenohren. Ist das nicht zu heiß? "Im Winter ist das ganz angenehm", erläutert ein alter Hase, "aber im Sommer wird es anstrengend. Wir tragen ja die Motorradkluft und das Kostüm noch obendrüber. Wenn man dann vor der roten Ampel steht, die Sonne brennt und die Hitze vom Motor kommt dazu, dann wirst du schön geschmort."

Kleidung für den Winter, Futter für die Hunde

Zu essen gibt es an dem Tag Kartoffel- oder Hack-Lauch-Suppe, Rehbraten mit Kloß und Rotkraut, anschließend Kaffee und Kuchen. Außerdem noch ein Lunchpaket mit Lebkuchen für später. Und die Männer und Frauen, denen die Streetbunnys eine Freude machen wollen, nehmen die Bewirtung äußerst dankbar an.

Damit nicht genug: Vor dem Eingang des Logenhauses stehen zwei Zelte mit Winterkleidung. Hosen, Jacken und Pullover findet man da, auch Duschgel und Cremes, feste Schuhe und Stiefel, Socken, Schals und Mützen und sogar Fressnäpfe und Futter für Hunde. Denn viele Obdachlose haben einen Vierbeiner als Beschützer und Gefährten bei sich. "Auch das haben wir bundesweit organisiert, am Samstag davor hatten wir 200 Säcke voller Altkleidung durchstöbert und die Sachen sortiert", erzählt der Chef.

Im Kostüm schwitzen sie für den guten Zweck

Apropos Kleidung: Wie kam es überhaupt zum Verein mit dem markanten Dress? "Anfangs erschienen beim traditionellen Bikertreffen am 1. Mai, wenn die Saison losgeht, einige Motorradfahrer im rosa Hasenkostüm, einfach aus Jux", erzählt Andreas Groß-Hardt, "das fiel natürlich auf. 2013 hat sich dann in Nürnberg die Streetbunnycrew gegründet, die inzwischen bundesweit 120 feste Mitglieder und 370 Mitwirkende zählt."

Groß-Hardt sieht sich und seine Leute nicht als Rocker, sondern als Motorradfahrer mit Herz. "Da sind Architekten dabei und Rechtsanwälte, Köche und Fliesenleger, das geht quer durch alle Schichten", erklärt der 1. Vorsitzende. "Wir sammeln Spenden für diejenigen, die nicht so vom Glück verfolgt werden wie wir, und unternehmen Fahrten für gute Zwecke." Dabei wird das rosa Hasenkostüm nur bei karitativen Einsätzen und organisierten Ausflügen getragen. "Einmal zieht man so die Aufmerksamkeit auf sich, zum anderen soll sich kein Gewöhnungseffekt einstellen." Und wenn jemand spottet? Dann bekommt er den Aufnäher zu lesen: "Ja! Ich schwitze! Für einen guten Zweck!"

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