Streit um Abriss der Fürther Bahnhofsvorhalle spitzt sich zu

25.1.2015, 06:00 Uhr
Fünf vor Zwölf ist zwar noch nicht für die Sanierung des Hauptbahnhofs, doch die Zeit drängt.

© Hans-Joachim Winckler Fünf vor Zwölf ist zwar noch nicht für die Sanierung des Hauptbahnhofs, doch die Zeit drängt.

Dieser Konflikt kam mit Ansage. Im Sommer 2012, ein Architekturbüro erstellte gerade eine Machbarkeitsstudie zum Umbau des Bahnhofgebäudes, dämmerte es Oberbürgermeister Thomas Jung bereits. Er sehe einen Konflikt „zwischen der reinen Lehre des Denkmalschutzes und der wirtschaftlichen Nutzung des Bahnhofsgebäudes“ heraufziehen, sagte er damals den FN. Näher wollte er sich vor dem Abschluss der Studie nicht äußern.

Vor einem Jahr erfuhr dann auch die Öffentlichkeit, woher Jungs Bedenken rührten. Das Sanierungskonzept der Bahn beinhaltet unter anderem den Abriss der Vorhalle. Dazu muss man wissen: Der gesamte Bahnhof steht unter Denkmalschutz. Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1863/64, Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Flügel dazu, im Jahr 1914 dann der Vorbau, der zurzeit das DB-Ticket-Center und einen Zeitschriftenladen beherbergt.

Die Befürchtung: "Erheblicher Schaden"

Die Verantwortlichen im Fürther Rathaus hofften noch im vergangenen Sommer, dass Bahn und Denkmalschützer eine Lösung finden. Vergeblich. „Die Fronten haben sich weiter verhärtet“, sagte Oberbürgermeister Jung am Freitag auf FN-Anfrage. Das Landesamt für Denkmalpflege sieht die Schalterhalle als „integralen Bestandteil“ des Bahnhofs. Die Deutsche Bahn allerdings, so Jung, habe angekündigt, ohne Abrissgenehmigung mache sie gar nichts mehr.

Wie berichtet, will die DB nicht nur das marode Gebäude sanieren, sondern auch das Untergeschoss, wo sich die Pendlerströme bewegen, „großzügig ausbauen“. Somit soll unter anderem Platz für Geschäfte entstehen. Nach den Worten des städtischen Baureferenten Joachim Krauße hat ein Gutachten der Bahn ergeben, dass der unterirdische Ausbau die Statik der Vorhalle ins Wanken bringt. Ihr Erhalt, so habe man es Krauße mitgeteilt, sei „mit einem vernünftigen technischen Aufwand“ nicht machbar.

Architektonisches Erscheinungsbild in Gefahr?

Also soll sie weg und durch einen Neubau aus Glas und Stahl ersetzt werden. Von Seiten des Landesamts heißt es jedoch: Das würde nicht nur den „historischen Wert“ des Bahnhofs schmälern, sondern auch „dem architektonischen Erscheinungsbild erheblichen Schaden zufügen“. Bekanntlich kann die Münchner Behörde den Abriss aber nicht verbieten, sondern lediglich Empfehlungen aussprechen. Entscheiden muss die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth.

Um sich – zumal nach dem Streit um den Festsaal des Park-Hotels – nicht dem Vorwurf der „Leichtfertigkeit“ auszusetzen, so Krauße, will die Stadt „alles tun, um zu klären, ob es nicht doch eine Möglichkeit für den Erhalt gibt“. In Rücksprache mit dem Landesamt plant er, in Kürze auf die Bahn zuzugehen und den Konzern um das Einverständnis für ein weiteres Gutachten zu bitten. Die Stadt würde nicht nur das Büro auswählen, sondern auch die Kosten übernehmen.

Krauße glaubt, dass noch im Laufe dieses Jahres eine Entscheidung fallen muss. „Es wird nicht einfacher, indem man abwartet.“ Das Ziel sei ein „funktionsfähiger Bahnhof“, der den „Ansprüchen an moderne Reisezentren genügt“. Auf der anderen Seite stehe die Verpflichtung gegenüber dem Denkmalschutz. Wie würde er über die Vorhalle entscheiden, wenn sich auch nach einem weiteren Gutachten keine einvernehmliche Lösung finden sollte? Krauße: „Ich werde mir erst eine Meinung bilden, wenn wir das selbst überprüft haben.“

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