Süßer die Kassen nie klingeln

13.12.2010, 19:00 Uhr
Süßer die Kassen nie klingeln

© Thomas Scherer

Im Juwelierladen von Christoph Kuhnle herrscht am dritten Adventssamstag ein Andrang wie beim Discounter nach der neuen Lieferung. Dabei ist das Sortiment nichts für Schnäppchenjäger. „Gerade in Krisenzeiten kaufen die Leute verstärkt bleibende Werte“, erklärt der Preziosenhändler die lebhafte Nachfrage. 2009 sei das bislang beste Geschäftsjahr gewesen, fügt er hinzu und macht sich bereits Hoffnung, das Vorjahrsergebnis heuer wenigstens wieder zu erreichen. Im Gegensatz zur bisherigen Erfahrung, dass bis Mitte Dezember viel geschaut, aber wenig gekauft wird, ging es heuer bereits vom ersten Adventssamstag an in die Vollen.

Etliche Preisetagen tiefer ist das Spielzeugsortiment von Johanna Preißner bei Mau Mau angesiedelt. Doch auch die Geschäftsfrau bestätigt: Die Kunden wollen etwas Gutes, Schönes. Und sie wollen beraten werden. Auf der persönlichen Betreuung beruht das Erfolgsrezept der Geschäftsfrau. Das Weihnachtsgeschäft hat für sie bereits im November mit Geschenken für Adventskalender begonnen. Johanna Preißner ist heuer zufrieden, von einer Krise hat sie nichts gemerkt.

Doch wie auf dem Arbeitsmarkt klafft auch beim Konsum die Schere immer weiter auseinander. Während Hochwertiges einerseits und Billigware andererseits hoch im Kurs stehen, bleibt das Mittelmaß auf der Strecke. Das merkt Hannelore Schweier in der Lizenz & Geschäftswelt: „Entweder richtig teuer oder gleich zum Ein-Euro-Shop, lautet die Devise“.

Ausgereizt ist nach Schweiers Erfahrung die Rabattschlacht. Preisnachlässe seien keine automatischen Kaufanreize mehr. Gut gefragt sind in der Geschenkwelt neben hübsch verpackten Zusammenstellungen alle Fürth-Artikel. Nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei Touristen. Lediglich Nürnberger gehören in der Regel nicht zu den Fans der Kleeblatt-Ware.

Wider Erwarten merkt auch Hi-Fi-Fachmann Ingomar Schnatzki nichts von Krisen-Folgen. Seine Unterhaltungselektronik für gehobene Ansprüche lockt viele Auswärtige nach Fürth. Dazu gehören laut Schnatzki viele Erlanger, die mit der Bahn kommen. Finanzielles Entgegenkommen mit einer Ratenkaufaktion zu günstigen Konditionen stieß auch bei seinen Kunden auf kein Interesse. Mit dem Weihnachtsgeschäft wie mit dem Geschäftsjahr 2010 insgesamt ist Schnatzki durchaus zufrieden. Der Qualitätsanspruch sei spürbar: „Die Leute wollen etwas Gescheites und geben dafür lieber etwas mehr aus.“

Dass man sich wieder etwas gönnt, bekommt auch Gerd Wagner von Kunstgewerbe Staudt zu spüren. Renner im Weihnachtsgeschäft sind heuer Geschenkkörbe mit Feinkost: „Damit ist man immer auf der sicheren Seite“, sagt Wagner und fügt hinzu: „Man hat sonst ja schon alles“. Den besten November seit vier Jahren hat Modeboutique-Inhaberin Monika Czech registriert. Das gibt Auftrieb.

Märkte als Zugnummern

Lediglich Badboutique-Betreiberin Petra Büttner-Krauß ist skeptisch. Die „Quelle-Delle“ hat ihrer Kasse heuer zugesetzt und sie vermutet: „Die Krise ist noch nicht vorbei“. Für Frequenz in der Stadt sorgten vor allem die beiden Weihnachtsmärkte auf dem Waagplatz und auf der Freiheit. Auf ein Weihnachtsprogramm setzt auch Dirk Achenbach, Manager des City-Centers. Wenn schon das 25-jährige Jubiläum des Einkaufszentrums heuer nicht groß gefeiert wurde, soll wenigstens zum Jahresende noch etwas geboten werden. Am Samstag gab der Golden Gospel Chor von Oliver Schott den Ton an und einen Vorgeschmack auf sein Konzert am Donnerstag um 20 Uhr in der Cadolzburger St.-Otto-Kirche.

Bei Vedes Spiel & Freizeit im City-Center plagt Friedrich Schramme nur eine Sorge: China zieht sich aus der Spielwarenproduktion zurück. Manche Artikel seien bereits nicht mehr lieferbar. Dennoch sei das Spielwarengeschäft eine krisensichere Angelegenheit. Das bestätigt auch Modellbauspezialist Thomas Friedel, der sich über die Renaissance der alten Modelleisenbahn in den Kinderzimmern freut.