Süßkartoffel stellt sich im Kreislehrgarten vor

26.9.2016, 13:00 Uhr
Süßkartoffel stellt sich im Kreislehrgarten vor

© Foto: Petra Fiedler

Schon bei der offiziellen Eröffnung drängten sich die Gäste, die Mitglieder von Landfrauenchor und Jagdhornbläsern unterm schützenden Zeltdach. Matthias Dießl, Landrat und Kreisvorsitzender der Obst- und Gartenbauvereine, versuchte es mit Humor: „Ganz so haben wir das mit der Schirmherrschaft nicht gemeint“, wandte er sich an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.

Schmidt hatte die Schirmherrschaft, wie er sagte, gerne übernommen, weil Garten und Landwirtschaft ohnehin eng verwandte Themen seien. Er hatte tags zuvor noch das Zentrallandwirtschaftsfest in München eröffnet und war da von einem fränkischen Bauern gebeten worden, das in München herrschende Wetter doch nach Franken mitzunehmen. „Es hat funktioniert“, witzelte Schmidt, auch wenn er sich, wie die anderen, das für den Tag im Kreislehrgarten etwas anders gewünscht hätte.

Während Dießl vor allem die Funktion des Kreislehrgartens als Ort der Beratung und des Wissensaustauschs heraushob, stellte Schmidt die „großen Herausforderungen der Zukunft“ in den Mittelpunkt seiner Rede. Da sei zum einen die Biodiversität, die es in Landwirtschaft und Garten zu schützen gelte. „Ich kann immer nur anregen, nicht nur die gängigen Supermarktsorten, sondern vor allem auch alte und seltene zu pflegen“, meinte Schmidt an Hobby- und Privatgärtner gewandt. Als Landwirtschaftsminister ist er auch Chef des Bundessortenamtes. Dort würde alles getan, was möglich sei, um alte Sorten zu halten, denn: „Wir brauchen die Diversität und müssen sie in die Zukunft retten“.

Protest gegen Glyphosat

Auch dem Thema Pflanzenschutz wandte er sich zu. „Jeder Pflanzenschutz, der nicht biologisch ist, greift in die Natur ein“, bekannte Schmidt und redete einem in Zukunft noch vorsichtigeren und differenzierteren Umgang das Wort. Das ging einem Umweltaktivisten nicht weit genug. Auf einem Plakat, das er dem Landwirtschaftsminister entgegen hielt, forderte er das absolute Verbot von Glyphosat: „Komplett verbieten den Dreck“.

Schmidt knüpfte an und sprach sich für einen Umgang ohne ideologische Verbrämung aus und verwies darauf, dass in einer bundesweit angelegten Untersuchung der Stiftung Warentest keine Glyphosat-Rückstände im Grundwasser nachgewiesen wurden. Vergleichbar sei das Ergebnis bei Untersuchungen von Muttermilch. Lars Frenzke, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, hatte auch an die Zukunft gedacht, als er die Themen für die Fachvorträge zusammenstellte. „Alte Gärten renovieren“, unter diesem Titel zeigte Staudengärtner Rainer Goldmann aus Kreben Ideen zur seniorenfreundlichen Umgestaltung. Johannes Steinmetz aus Wilhermsdorf ist der Apfelkenner im Landkreis. Der Hobbypomologe hatte gut 50 Apfel- und Birnensorten mitgebracht, darunter Raritäten wie Calypso und Manga Super sowie alte Sorten wie Berlepsch und Goldparmäne. In seinem Vortrag stellte er vor allem weniger sensible Obstsorten vor, die auch dem Einsteiger Freude und Ertrag bringen.

Der Süßkartoffel hatte Lars Frenzke seinen Vortrag gewidmet. Die vor allem bei Vegetariern und Veganer geschätzte „tolle Gemüseknolle“ sei im Erwerbsgartenbau des Landkreises noch nicht angekommen. „Wir brauchen eine lange und milde Vegetationszeit“, erklärte er. Kalorienarm und eiweißreich, so ließen sich die Vorzüge beschreiben: „Im Privatgarten, bei experimentierfreudigen Gärtnern, könnte sie Einzug halten.“

Schade nur, dass das bunte Programm so wenige Gäste nutzten. Während die FFW Langenzenn mit Kindern Bierkisten stapelte, präsentierte der Kulturverein Deberndorf altes Handwerk, wie Seifen sieden und das Flechten von Korbwaren. Die Imker aus Veitsbronn informierten rund um die Bienenhaltung.

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