Tanz der Kamera

28.8.2016, 12:33 Uhr
Tanz der Kamera

© Foto: Horst Linke

Für alle Ewigkeit den Moment festhalten, in dem das Leben perfekt ist – daran ist schon Goethes Faust grandios gescheitert. Und mit ihm alle, die sich seither an diesem Problem versucht haben. Die Fotodesignerin Christiane Richter hat sich eine etwas andere Aufgabe gestellt und für sich einen anschaulichen Weg gefunden, der gelingt: Sie rückt die Schönheit eines Augenblicks in den Fokus und lässt, wenn sie mit der Kamera auf die Suche geht, Perfektion eine untergeordnete Rolle spielen. Stattdessen macht sie sichtbar, wie schnell die Gelegenheit verstreicht, die Einmaligkeit verspricht.

Wer mag, kann in ihren Arbeiten auf Motivsuche gehen. Zwingend ist das nicht. Denn ob sich bei intensiver Spurensuche Details der Fürther Paulskirche ausmachen lassen, ein Fahrradweg oder eine Anmutung von Farn – was zählt, ist für die Fotografin letztlich etwas ganz anderes. Ihr geht es um jenen besonderen Ausdruck, der nicht planbar ist, sondern entdeckt werden will.

„Manchmal mache ich hundert Bilder, und mir gefällt keines. Dann wieder sind es nur drei Aufnahmen, und plötzlich sehe ich: Da ist was.“ Ihre Technik baut auf einen Trick, der in der Fotografie grundsätzlich erst einmal ein Unding ist: Bewegung. Denn Christiane Richter hält nicht reglos auf ihr Objekt drauf, sondern zieht ihre Kamera mit: „Ich tanze fast schon dabei.“

Ihr bevorzugtes Revier liegt abseits von Räumen, Häusern und Straßen: „In der Natur finde ich abwechslungsreichere Formen als in der Stadt.“ Die Kamera ist immer dabei, die Motivsuche unternimmt sie am liebsten allein. Ein meditativer Moment kommt dann ins Spiel, wenn sie auf Wanderungen und Spaziergängen ihre Umgebung intensiv erlebt.

Pilz und Papst

„Mir gefällt die Flüchtigkeit und die Chance, etwas zu bemerken, was sonst verborgen bleibt.“ Überraschungen inklusive. „Später erst sehe ich dann, dass zum Beispiel ein Baumpilz auf meinem Foto plötzlich verblüffende Ähnlichkeit mit einem eilenden Papst im Ornat hat. . .“

Christiane Richter stammt aus Frankfurt am Main und absolvierte ihre Ausbildung zur Fotografin in einem Porträtstudio. Seit Beginn der neunziger Jahre ist sie in der Region aktiv und arbeitet von Fürth aus. Als selbstständige Fotodesignerin ist ihr Portfolio weit gefächert.

Die Arbeiten, die sie jetzt in Birgit Möller-Klimeks Atelier Süd zeigt, entstanden in den vergangenen vier Jahren. Sie sind auf Leinen aufgezogen und reichen von handlich bis postergroß. Ihren nicht zuletzt dekorativen Charme entfalten sie in jedem Format. Für Möller-Klimek, die neben Christiane Richter Eigenes zeigt, ist das Nebeneinander der Arbeiten harmonisch: „Das passt perfekt zusammen, die Ausstrahlung ergänzt sich.“

Seit 2008 gibt es die Galerie im Eckhaus-Laden in der Fichtenstraße, zuvor betrieb hier Rainer Wrede seine Fotura-Galerie. Auf dem Plan hatte Möller-Klimek ihr Projekt schon viel länger: „Ich habe schon vor mehr als 30 Jahren gesagt, dass ich hier mal unterrichten will.“ Bis es soweit war, wurden hinter den beiden Schaufenstern Gemüse oder Kurzwaren dekoriert.

Inzwischen bietet Birgit Möller-Klimek in den beiden ehemaligen Geschäftsräumen Unterricht in „kreativen Maltechniken“ an und stellt ihre Bilder vor.

Hinter den Fassaden

Wie sie ihren Stil kennzeichnen würde? „Meine Ansätze sind eigentlich immer spirituell und gerne auch skurril“, sagt sie und versichert, dass sie „hinter die Fassaden schauen will“. Eine Blickrichtung, die sie auch ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln möchte.

Die Aufnahmen von Christiane Richter sind bis auf Weiteres in der Galerie Süd (Fichtenstraße 61) ausgestellt. Nach telefonischer Vereinbarung unter 34 21 21 oder (01 76) 39 62 77 69.

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