Tanzen gegen den Alltagsfrust in Fürth

19.5.2013, 13:00 Uhr
Tanzen gegen den Alltagsfrust in Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Das Mädchen hält einen großen lachenden Smiley in die Höhe und sagt: „Mir geht’s heute voll supi. Erst hatte ich Kopfschmerzen, aber die sind jetzt weg.“ Nach und nach werden die Schülerinnen aus der 8a und der 8b an die Reihe kommen und über ihre Gefühle sprechen – und damit sind sie schon mittendrin in einem ganz besonderen sozialen Kompetenztraining. Hinter dem Titel, der sich vielleicht etwas sperrig anhört, verbergen sich weitreichende Ziele – und obendrein macht die Sache offensichtlich Spaß.

Silke Hess, die gemeinsam mit Maike Wittenburg „Dance for Life“ entwickelt hat, macht klar: „Unser Projekt will Lerninhalte nachhaltig vermitteln, damit die Teilnehmer daraus langfristig einen Nutzen für ihr Leben, ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihren Berufseinstieg ziehen können.“ Im Vordergrund stehen wesentliche Bereiche wie die Förderung von Team- und Kommunikationsfähigkeit oder die Entwicklung von Selbstvertrauen. Ausdrücklich wendet sich „Dance for Life“ an junge Menschen, denen nichts in den Schoß fällt, sondern die sich mit sozialen Benachteiligungen und Frusterlebnissen auseinandersetzen müssen.

Was das Training, das die beiden jungen Fachfrauen ausgearbeitet haben, ungewöhnlich macht, ist die Verbindung von so unterschiedlichen Elementen wie offenen Gesprächen, Rollenspielen oder das Erarbeiten von Problemlösungen mit Tanzeinheiten: „Wir haben einen persönlichen Bezug zu dieser Kombination und bereits gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt Silke Hess. Die 26-Jährige ist Sozial- und Tanzpädagogin und unterrichtet unter anderem Hip Hop, Jazz Dance und Ballett. Sozialpädagogin Maike Wittenburg (32) engagiert sich als Streetworkerin im Jugendtreff in Postbauer-Heng (Oberpfalz).

Ingrid Wenk, Jugendsozialarbeiterin an der Kiderlinschule, setzte sich dafür ein, dass die Achtklässlerinnen „Dance for Life“ erleben. Das Training wird mit 500 Euro vom städtischen Projektbüro Schule und Bildung unterstützt. Angesetzt sind acht Doppelstunden, die jeweils einen festgelegten Ablauf haben.

Die Schülerinnen – das Training ist selbstverständlich grundsätzlich auch für Jungen konzipiert – geben der Unterrichtseinheit gute Noten: „Wir reden zum Beispiel über bestimmte Sachen und machen dann Plakate dazu“, erklärt Jessica (14). Dabei gehe es zum Beispiel darum, „wie man gut mit anderen auskommt“. Asli (14) lobt: „Ich habe gelernt, wie man besser im Team arbeitet.“ Das Beste aber, sagt Natalie (13), sind die Choreos, die zusammen eingeübt werden.

Um eine neue Choreografie geht es auch im Moment. „.. . und 3 und 4 und Tap, Tap, Tap“, zählt Silke Hess vor. Konzentriert folgen die Schülerinnen ihren Ansagen. Die nächste Aufgabe klingt einfach, ist aber vielleicht die schwierigste: Die 16 Mädchen sollen jetzt selbst einen Tanz gestalten, ohne die Trainerinnen. Dafür müssen nicht nur neue Schrittfolgen kombiniert werden. Zunächst einmal muss nämlich geklärt werden, wie alle Ideen gerecht unter einen Hut gebracht werden.

Keine einfache Sache, doch die Gruppe kommt klar. Und dazu, sagt Asli, macht das Ganze „auch noch voll Spaß“.

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