Tausend Mal und immer gerne

29.1.2015, 19:00 Uhr
Tausend Mal und immer gerne

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Der Rock ’n’ Roll war immer seine Mission. Cool gemacht hat ihn das nie. Irgendwie war er stets der Kumpeltyp, mit seinen Lederwesten und den übergroßen Hemden, die dezent umspannen, was seine Körpermitte hergibt. Dieses unaufgeregte Gesamtbild kommt ihm zugute. Hier steht nicht das sattsam bekannte Modell eines längst ewig gestrigen Stars mit Zombie-Appeal, sondern einer, der sich auf sein Fundament als Lieder-macher besinnt, authentisch ist und mit sich im Reinen.

Grundsolide auch sein Auftritt. Keine Band. Dafür eine Ukulele und vor allem drei Gitarren, die er als „Blondie, Blacky und Brownie“ vorstellt. Ein Mördergag. Klaus Lage hat in den 1980ern eine ganze Reihe von Hits gelandet. Natürlich hat er die dabei. „Faust auf Faust“, zum Beispiel. Das war der Titelsong zum ersten Schimanski-Kinofilm mit Götz George als Ruhrpott-Ermittler. Eine ganz große Nummer in jenen Tagen, doch Lage dimmt den Hype von einst auf eine vernünftige Größe und lässt seinem Spielspaß freien Lauf. Keines der vertrauten Lieder kommt so daher, wie man es kennt. Seine Schimanski-Hymne präsentiert er als „angereggaete Version“, und weil man inzwischen so schön warm miteinander geworden ist in der Comödie, erzählt er schnell einen Witz: „Ein Reggae-Musiker hat kein Dope mehr und fragt: ,Was ist das eigentlich für ’ne Scheißmusik?‘“ Vier zaghafte Lacher. War jetzt nicht so der Bringer. Dafür ist der Musiker in seinem Element, als er den 2014 entstandenen „Seenotretter-Song“ vorstellt, den er der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gewidmet hat. „Volle Kraft“ voraus heißt die Nummer und Lage versichert: „Ich weiß natürlich, dass Fürth nicht unmittelbar an der Küste liegt. Aber – wenn Sie wollen – kann das heute der Gründungstag des Fürther Shantychors werden.“ Der Backgroundchor funktioniert tadellos.

Vielleicht ist dieser Hang, Verständnis zu wecken, Lages eigentliche Bestimmung. Er steht auf der richtigen Seite, textet die korrekten Sprüche – so anbiedernd sie manchmal sein mögen. Nicht mal in „Monopoli“, einem Hit, den er selbst nicht als „Gewerkschaftssong diffamiert“ haben will, steckt ein Satz, der irgendwen stolpern lässt. Das macht seine Texte mehrheitsfähig. Man könnte auch sagen – brav. Was fabelhaft mit seiner Musik harmoniert.

Zwei Stunden, nachdem der pfiffige Routinier in sein Programm gestartet ist, macht es endlich „Zoom“. Ob er seinen Erfolgshit noch gerne singe, werde er oft gefragt, erzählt Klaus Lage und gibt sich selbst die Antwort: „Jaaaaa“. Auch dieses „Tausend und eine Nacht“, das sich einer ganzen Generation ins Gedächtnis gebohrt hat, serviert Lage mit neuem Twist und die Zuhörer seines Konzerts, dem er eine ungewöhnlich intime Note gab, sind dabei. „Wir wollten uns bloß den Abend vertreiben . . .“ Mit Klaus Lage, dem gemütlichen Gute-Laune-Retter, ist das eine prima Sache.

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