Tempo 30 hat noch keine große Lobby

28.12.2012, 13:00 Uhr
Tempo 30 hat noch keine große Lobby

© Hans-Joachim Winckler

63 Prozent der knapp 500 Menschen, die sich binnen einer Woche unter www.fuerther-nachrichten.de daran beteiligt haben, lehnen eine derartige Geschwindigkeitsdrosselung rundweg ab. Sie wählten die Antwort „Unsinn, das bremst zu sehr“. Nur 37 Prozent waren der Ansicht: „Das wäre sinnvoll.“

Den Anstoß für die Meinungsumfrage hatte den FN Hans-Joachim Gleißner, Leiter des städtischen Straßenverkehrsamts, geliefert. Gleißner machte vor einer Woche auf Anfrage kein Geheimnis daraus, dass die bundesweit diskutierte Tempo-30-Regelung innerhalb von Ortschaften in seinen Augen der richtige Weg wäre — auch wenn er gleichzeitig betonte: Auf politischer Ebene hält er sie noch lange nicht für durchsetzbar.

Gleißner zufolge tendiert jedoch „der Zeitgeist“ zunehmend zum herabgesetzten Limit, von dem die Umwelt profitiere und das dem immer weniger vorhandenen Verkehrsfluss viel besser entspreche. Ginge es nach dem Fürther Behördenchef, könnte sogar auf breiten Hauptverkehrsrouten wie der Schwabacher Straße oder der Würzburger Straße langsamer gefahren werden.

„Wie Stehen“

Das allerdings sieht die große Mehrheit der Leser, die sich in Internet-Kommentaren dazu äußerten, nicht so — im Gegenteil: Viele reagierten empört bis wütend auf den Vorschlag. Vom „Witz des Jahres“ spricht einer, einen „Aprilscherz im Dezember“ vermutet ein anderer und prophezeit: „Da wird der Fahrradfahrer zum Raser beim Überholen von Bussen und Autos.“ „50 ist doch schon ein sehr langsames Tempolimit, 30 ist ja beinahe wie Stehen“, ätzt ein weiterer Kritiker.

Den ökologischen Nutzen bezweifelt ein Kommentator, der sich schlicht „Fahrer“ nennt: „Es ist längst erwiesen, dass Tempo 30 einen Mehrverbrauch bedeutet, gleichzeitig steigt damit die Abgasbelastung. Es wäre meines Erachtens sinnvoller, endlich gegen den Größenwahn im Pkw-Bau anzugehen — ein Kleinwagen sollte wieder deutlich unter 1000 Kilogramm Leergewicht aufweisen“, meint er.

Doch auch Verständnis für Gleißners Standpunkt blitzt hier und da auf, im Fall von „Südstadt 30“ noch eher augenzwinkernd: „In der Südstadt fährt man sowieso schon Tempo 30, wenn man laufend einen Parkplatz sucht.“

Ein anderer sieht es pragmatisch: „Find’ ich gut, dann kann ich mehr auf die Straße, auf die Kinder, auf die Senioren, Radfahrer usw. achten und muss nicht immer Geschwindigkeitsschilder (mal rauf, mal runter, mal drüber, mal drunter, mal mit Zusatz, mal ohne...) suchen und Angst vor Abzockfallen haben.“

Eines der wenigen ganz eindeutigen Voten pro Tempo 30 kommt von „Hugo“: Er sähe darin ein „klares Bekenntnis zu mehr Sicherheit und Lebensqualität in unseren Städten und Dörfern“.
 

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