Tiefer Einblick in die Geschichte Fürther Grünanlagen

3.3.2015, 11:00 Uhr
Tiefer Einblick in die Geschichte Fürther Grünanlagen

© Winckler

Peter Frank ist mit dem Rad gekommen und schüttelt noch den Kopf: Die Grünfläche zwischen Kirchenstraße und Luisenstraße sei wirklich in einem bedauernswerten Zustand. Gerade vor dem Hintergrund seiner Recherche, die die historische Entwicklung des öffentlichen Grüns in Fürth an engagierte „Verschönerungskommissäre“, Stadtgärtner und Bauamtsleiter knüpft und ihm viele blühende Bilder beschert hat, ist das besonders augenfällig.

Tiefer Einblick in die Geschichte Fürther Grünanlagen

© Horst Linke

Aber haben die Stadtväter früher anders gedacht und gehandelt? Die Geschichte öffentlichen Grüns beginnt mit dem Lindenhain am Schießanger, der 1720 mit Linden und einhundert Jahre später erneut mit Linden und Pappeln bepflanzt wurde und als Erholungsfläche und Volksfestplatz diente. 1827 ließ Bürgermeister Bäumen die „Englische Anlage“ anlegen, die 1888 neu gestaltet wurde. Die heutige Adenaueranlage besaß damals verschlungene Wege, einen zentralen Brunnen und einen Musikpavillon im östlichen Teil.

Auch der Bahnhofplatz war von Bäumen umstanden und mit abwechslungsreichen Blumenrabatten bepflanzt, sogar Bananenstauden und Palmenarten wuchsen darin. „Es mutet fast ein wenig südlich an“, schwärmt der Heimatforscher.

Die Fürther, ist sein Eindruck, waren früher mehr interessiert an der Natur. Schon durch „das anstrengende Industrieleben und die beengten Wohnverhältnisse“ — ganz besonders im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, aber natürlich auch in der Nachkriegszeit. Peter Frank, Jahrgang 1943, lebte mit seinen Eltern und dem älteren Bruder in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die Kinder schliefen auf der Ausziehcouch.

„Wir mussten immer unsere Sonntagsspaziergänge machen, darauf hat mein Vater bestanden.“ Sein Blick für Blumen, Sträucher und Bäume hat sich dabei wohl entwickelt, in den letzten zwölf Jahren seiner Tätigkeit als städtischer Angestellter war Peter Frank im Standesamt für das Bestattungswesen und damit auch den Friedhof zuständig.

Nun hat er über drei Jahre hinweg das Stadtarchiv durchforstet — und auch Schätze entdeckt, die bisher keiner kannte: Ein Bauplan von 1889 zeigt etwa die Erstanlage der heutigen Willy-Brandt-Anlage zwischen Königswarterstraße und Hornschuchpromenade. Dazu illustrieren Fotos beispielsweise von der Wittelsbacher Bank eben dort vergangene Glorie, sie zeigen die ursprüngliche Billinganlage mit ihrem Ceresbrunnen und dem Zollhäuschen — umgeben von gepflegtem Grün — oder die kleine Mainau, als sie noch Bombentrichter war.

Es sind die Garteninspektoren Alfred Babée und Rupert Dietlmeier, besonders aber Stadtgartendirektor Hans Schiller, die sich um das Fürther Grün verdient gemacht haben. Ihre weitsichtigen Vorstellungen freilich konnten sie am besten in Zusammenspiel mit aufgeschlossenen Stadtbauräten verwirklichen. Bis heute, findet Peter Frank, hatte wohl Schiller mit der Neugestaltung des Stadtparks und dessen Erweiterung nach der Begradigung der Pegnitz den größten Einfluss.

Die behutsamen Veränderungen, die das Parkpflegewerk von 2007 nahelegt, sind in seinem Sinne: die Streuobstwiese, der Bachlauf am Spielplatz oder die nun freie Sichtachse zum Fluss. „Ich sitze oft einmal im Dahliengarten, ein paar Minuten oder auch eine halbe Stunde, da kann man entspannen.“ Aber der Stadtpark — 1869 von Maschinenfabrikant Johann Wilhelm Engelhardt angelegt — ist ja auch das gehegte Juwel.

Anderswo schaut es gleich anders aus. Peter Frank hat aktuelle Aufnahmen gemacht, die er den historischen gegenüberstellen will. Er öffnet ein Bild des traurigen Grünstreifens vor dem Arbeitsamt an der Herrnstraße: „Da kann sich jeder sein eigenes Bild machen.“ Gemeinsam mit den Zuhörern will der Hobby-Historiker in die Diskussion über gestern und heute einsteigen.

Das Grün hatte es schon einmal besser in der Stadt, betont er. Die aktuellen Diskussionen um die Nutzung der Adenaueranlage und die Bebauung des Südstadtparks verfolgt Peter Frank überaus kritisch. Er muss ja nur die Grünanlagensatzung der Stadt Fürth nachschlagen: „Grünanlagen werden zur Aufwertung der Lebens- und Wohnqualität des Stadtgebietes vorgehalten. Sie sollen wohnungsnahe Erholungs-, Spiel- und Freizeiträume bieten, das Ortsbild gestalten sowie den Naturhaushalt und das Stadtklima fördern.“

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