Tierschutzaktion: Jetzt werden Schmetterlinge gezählt

18.4.2018, 21:00 Uhr
Tierschutzaktion: Jetzt werden Schmetterlinge gezählt

© Foto: Carsten Rehder/dpa

Rund 33.000 Insektenarten tummeln sich in Deutschland – doch ihr Bestand schrumpft zusehends. Mit der Aktion "Insektensommer" will der Nabu einerseits Daten zur Artenvielfalt und Häufigkeit der Tiere sammeln, andererseits auch für deren Schutz sensibilisieren.

Raymund Filmer ist optimistisch, dass dies gelingen kann. Wer sich intensiver mit den Lebewesen auseinandersetzt, entwickelt auch ein Interesse an ihnen und ihrem schwindenden Lebensraum, glaubt Filmer, der beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als Förster für den nördlichen Landkreis zuständig ist.

Er hält es für förderlich, dass der Nabu bei der Zählung vornehmlich auf Insekten setzt, die ein besonders hohes Ansehen genießen und bekannt sind, also etwa Marienkäfer, Wildbienen und verschiedene Falter. Bei letzteren hat Filmer einen besonders drastischen Rückgang bemerkt. "Schmetterlinge werden immer weniger", bedauert er. Habe man früher etwa das Tagpfauenauge sehr häufig gesehen, sei es, so sein Eindruck, inzwischen äußerst rar geworden.

Katharina Michielin beobachtet Ähnliches. Ihr fällt vor allem auf, dass auf der Windschutzscheibe ihres Autos selbst nach längeren Fahrten kaum noch Insekten kleben. Einen Grund dafür sieht sie in der intensiven Landwirtschaft, in der stark gedüngt wird und manche Pflanzen regelrecht ausgemerzt werden.

Keine Nahrung mehr

"Bestimmte Tiere haben dann keine Fresspflanzen mehr für sich oder ihren Nachwuchs", erklärt die Umweltpädagogin, die Kinder und Jugendliche regelmäßig durch den Stadtwald führt. Dabei beobachtet sie, dass Schulkinder oft Angst vor Insekten haben. "Die stechen", hört sie dann oft und stellt fest, dass das Wissen über die Lebewesen gering ist. Auch hier könne die Zählaktion helfen, Scheu abzubauen und Interesse an den Tieren zu wecken.

Dem stimmt auch Klaus Schneider zu. Einen weiteren Vorteil des sogenannten citizen-science-Projekts, das auf Bürger statt auf Wissenschaftler setzt, sieht der Diplom-Biologe im städtischen Grünflächenamt darin, dass sich umfangreiche Daten erheben lassen. Voraussetzung für eine sinnvolle Erhebung: Die Zählung muss wiederholt im gleichen Zeitraum stattfinden.

Tipps für diejenigen, die den durch Monokultur und Flächenversiegelung gestressten Insekten helfen möchten, hat Schneider auch. Die in Mode gekommenen Insektenhotels können, an einem warmen Ort aufgestellt, den Tieren willkommenen Unterschlupf bieten, heimische Blühpflanzen im Garten oder auf dem Balkon für Nahrung sorgen.

Schneider ist allerdings bewusst, dass es sich bei solchen Bemühungen um einen "Tropfen auf den heißen Stein" handelt. Mehr Biotopflächen, so seine Forderung, müssten her. Im Stadtgebiet gibt es rund 40 Hektar solcher Ökogebiete, allesamt Ausgleichsflächen für Baugebiete. Auf diesen Feucht- und Magerwiesen, in Gehölzen und Wasserflächen beobachtet Schneider Natur, wie sie sein sollte. "Da kreucht und fleucht es", erzählt er. Außerdem gebe es auffallend viele Vögel: ein Indikator dafür, dass genügend Insekten vorhanden sind.

Informationen zur Insektenzählung gibt es unter www.nabu.de

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