Tonabbau: "Langenzenner wollen mitreden"

13.10.2018, 21:00 Uhr
Tonabbau:

© Thomas Scherer

"Was vergeben wir uns denn, fällt uns denn ein Zacken aus der Krone, wenn wir schon jetzt die klare Absicht bekunden, dass wir für das Gelände einen Bebauungsplan aufstellen?", warb SPD-Stadtrat Roland Schönfelder für den Antrag. Es gehe immerhin um ein "überregional bedeutsames" und schützenswertes Stück Natur mit seltenen Tierarten, also ein wertvolles Gebiet, "wenn man es vorher nicht platt macht".

Schönfelder, der auch Denkmal- und Heimatpfleger in Langenzenn ist, spielte damit darauf an, dass die Grundstücksbesitzerin das für den Tonabbau auserkorene Areal bereits planiert hat. Anwohner der südlich angrenzenden Tannenstraße in Horbach laufen Sturm gegen die Naturzerstörung (die FN berichteten). Sie befürchten, dass hinterher eine (Bauschutt-)Deponie entstehen soll.

Hintergrund: Die Erdbau- und Abbruch-Firmengruppe von Michael Reithelshöfer, vor Ort vertreten vom Aufbereitungszentrum Horbach (AZH), will auf der jahrelang stillgelegten Fläche wieder Tonabbau betreiben; hinterher soll die ausgehobene Grube (mit Bauschutt?) verfüllt, renaturiert und wieder aufgeforstet werden, so Geschäftsführer Stefan Köhn gegenüber den FN.

Bereits langfristig im Vorfeld hatte Reithelshöfer den alten Baumbestand roden lassen. Ob dafür eine Genehmigung notwendig war und falls ja, ob sie eingeholt wurde, konnte das Landratsamt Fürth am Freitag auf Nachfrage noch nicht klären.

Damals, als gerodet wurde, war noch die Kreisbehörde zuständig. Mittlerweile hat das Bergamt Nordbayern in Bayreuth in der Sache das Sagen, weil Bodenproben ergeben haben, dass der Ton säurebeständig ist, als Bodenschatz gilt und beispielsweise zur Abdichtung von Mülldeponien verwendet werden kann.

Bergdirektor Norbert Weiß hat einer Abordnung von Langenzenner Stadträten auf alle Fälle bereits deutlich gemacht, dass er in der Angelegenheit den Hut auf hat. Aber er ließ wohl auch anklingen, dass die Aufstellung eines Bebauungsplanes die Position der Stadt Langenzenn stärken würde, ja dass allein die Absicht, das Gelände mit einem Plan zu überziehen, den Einfluss der Kommune und die Chance, Gehör zu finden, erhöht.

Darauf pochte die SPD in der Stadtratssitzung. Ein Bebauungsplan sei das Hoheitsrecht der Gemeinde, betonte Schönfelder: "Das haben wir ja schon gemacht, zum Beispiel in der Innenstadt, um eine positive Entwicklung herbeizuführen. Beim Tonabbau müssen wir Zeit gewinnen." Sein Fraktionskollege Stefan Spano pflichtete bei: "Die Stadt hat auch schon Immobilien aufgekauft, ohne zu wissen, warum — viel Aktionismus. Weshalb nicht hier?" CSU-Fraktionschef Manfred Durlak widersprach: "Wir sind nicht gegen die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Aber wir sollten den Antrag nicht behandeln, bis wir Antworten auf alle unsere Fragen bekommen haben." Die will Bergdirektor Weiß in der Stadtratssitzung am 8. November geben.

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung sei auch die Frage, so Durlak, welche Folgen die Pläne der Firma Reithelshöfer für die geplante Naturbühne auf dem Gelände der Lehmgrube haben könnten. Auf einem Teil des Areals, so wurde mit Seniorchef Reithelshöfer vertraglich vereinbart, darf die Hans-Sachs-Spielgruppe bekanntlich eine beachtliche Natur-Theaterbühne errichten und 25 Jahre lang bespielen.

3. Bürgermeister Klaus Roscher (SPD, Hans-Sachser) meinte denn auch, es lägen nun Informationen von verschiedensten Seiten vor, dabei gebe es Aussagen, die sich widersprechen. Man solle den Termin mit dem Bergdirektor abwarten. Auch 2. Bürgermeister Erich Ammon (Freie Wähler) meinte, er fühle sich außerstande, darüber im Moment zu entscheiden: "Den Tonabbau halten wir sowieso nicht auf. Es geht um die Verfüllung."

Bernhard Heeren, Fraktionssprecher der Bündnisgrünen, sprach sich dagegen aus, den Antrag zurückzustellen: "Da draußen passiert ja schon was, die Bagger planieren, ohne dass klar ist, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist. Auch die Rodungen sind vielleicht nicht genehmigt. Das verunsichert mich, inwieweit ich dieser Firma trauen kann. Wir wollen mitreden."

Ohne exakte Informationen durch das Bergamt sei dies aber wenig zielführend, sagte 1. Bürgermeister Jürgen Habel (CSU). "Es ist ein Unterschied, ob die Stellungnahme der Stadt auf fundiertem Wissen basiert oder nicht."

Der Antrag der SPD, einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen, wurde schließlich abgelehnt. Sechs Stadträte von SPD und Grünen votierten dafür; 14 von CSU, Freien, FDP und 3. Bürgermeister Roscher senkten den Daumen.

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