Gegen den Tourismus-Trend: Fürth verliert Übernachtungsgäste

15.2.2016, 11:00 Uhr
Gegen den Tourismus-Trend: Fürth verliert Übernachtungsgäste

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Wenn sich Eike Söhnlein mit Menschen unterhält, die Fürth einen Besuch abstatten, dann sind sie oft voll des Lobes. Ein älterer Herr aus Hamburg beispielsweise reiste stets zur Orgelwoche nach Nürnberg und kam dann immer auch in Fürth vorbei, das er als sehr heimelig empfand. Ein Journalist, den eine Pressereise in die Kleeblattstadt verschlug, pries diese als „Rohdiamant“, und selbst aus München kommen inzwischen feine Damen, um einen Tag lang Fürth zu erkunden.

Doch auch solche positiven Rückmeldungen können die Leiterin der hiesigen Tourist-Information kaum darüber hinwegtrösten, dass vergangenes Jahr weniger Menschen in der Stadt übernachtet haben — und das, obwohl sich fast ganz Franken über mehr Gäste freuen konnte.

Ein Grund für die Fürther Misere liegt in Nürnberg: Weil dort in jüngster Vergangenheit viele neue Hotels entstanden sind, nächtigten viele Messegäste lieber direkt in der Noris, sagt Söhnlein. Zudem sei 2015 ein eher schlechtes Messejahr gewesen. „Einige Messen finden im Zwei-Jahres-Turnus statt und haben vergangenes Jahr ausgesetzt.“

Damit allein lasse sich der Besucherschwund aber nicht erklären, räumt Söhnlein ein. Auch Horst Müller, als Wirtschaftsreferent unter anderem für den Tourismus in der Stadt zuständig, sieht dringenden Handlungsbedarf – nicht zuletzt, weil Besucher Geld bringen: 182 Millionen Euro waren es laut einer 2010 von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie. Mittlerweile dürfte diese Summe sogar noch zugelegt haben.

Fürth müsse sich in Sachen Tourismus neu aufstellen und dafür investieren, sagt Müller. Er weiß: „Ein tragfähiges Konzept braucht Geld.“ Verwenden würde er es etwa, um neue Trends der Branche auch in die Kleeblattstadt zu holen. Zum Beispiel die Wohnmobil-Reisenden, deren Zahl beständig wächst.

Sie finden hier bislang eine Diaspora vor. Am Fürthermare gibt es zwar ein paar Parkmöglichkeiten für sie; Stellplätze, die über die nötige Infrastruktur wie Wasser oder Strom verfügen, sucht man allerdings vergeblich. Dass diese endlich geschaffen werden, ist Söhnlein schon seit Jahren ein Anliegen. Jetzt will sich auch Müller für Wohnmobil-Plätze einsetzen und sie im Stadtrat zur Sprache bringen.

Platz für Busse

Auch das alte Thema Busparkplätze plant er anzugehen. Zwar gibt es inzwischen drei feste Haltebuchten auf dem Gelände der infra, wo Busse so lange stehen dürfen, bis sie die Reisenden nach einem Stadtbummel wieder einsammeln und weiterfahren. Problematisch ist diese Lösung allerdings für große Fahrzeuge, weil sie nicht unter der Eisenbahnbrücke durchfahren können und daher lange Umwege in Kauf nehmen müssen.

Müller hat deswegen schon weitere Optionen entlang der Gebhardtstraße im Blick; auch auf dem Gelände des Ronhofs könnten nach der Umgestaltung Stellplätze genutzt werden.

Vor allem aber, da sind sich Müller und Söhnlein einig, muss die Internetseite besser werden – ebenfalls ein Wunsch, den das Team der Tourist-Info seit langem hat. Ein Angestellter überarbeitet sämtliche Internetseiten der Stadt, besonders das Angebot zum Wirtschaftsstandort Fürth und zum touristischen Potenzial soll bald neu und „vernünftig präsentiert werden“, verspricht der Wirtschaftsreferent.

Eike Söhnlein würde diesen Schritt mehr als begrüßen – sie weiß, wie wichtig ein „emotional ansprechender“ Internetauftritt in Zeiten ist, in denen Prospekte immer weniger Beachtung finden. Keine Zweifel haben Söhnlein und Müller daran, dass Fürth trotz der gesunkenen Übernachtungszahlen und der massiven Konkurrenz in Nürnberg Bedarf an den Hotels hat, die geplant werden. „Wenn ein gutes Konzept dahintersteckt, funktioniert das“, sagt Müller.

Mehr Betten nötig

Im Fall des Hotels, das auf dem Paisleyplatz entstehen soll, verspricht er sich viel von einer Kooperation mit der Stadthalle als Tagungsort. Dort könnten daher vorzugsweise Tagungs- und Messegäste nächtigen. Das Haus, das P & P an der Gebhardtstraße errichten will, würde sich dagegen verstärkt an Touristen wenden.

Selbst das dritte Hotel, das an der Ecke Schwabacher Straße/Karolinenstraße im Gespräch ist, hätte laut Müller seine Berechtigung. Potenzielle Hotelbetreiber hatten vergangenen August eine Studie in Auftrag gegeben, die den Bettenbedarf der Stadt ermitteln sollte. Herausgekommen ist, dass Fürth rund 250 zusätzliche Betten gut vertragen könnte.

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