Traum des Lebens

19.2.2014, 08:00 Uhr
Traum des Lebens

© Claudia Schuller

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Die Farben sind warm und leuchten wie die der Fauvisten, wurden aber mutig kombiniert. Körper beginnen, sich in Stilisierungen aufzulösen, Arme mutieren zu floralen Arabesken, Figuren zerfallen zu abstrakten Formen, manchmal gebrochen wie bei den Kubisten. Oft haben wir es nur mit roten Umrisslinien von Menschen zu tun, die vor einem Farbrausch stehen, der in Kastenflächen locker geordnet ist.

Das alles entfesselt einen amorphen Rausch, dem sich der Künstler gerne hingibt, denn Krugmann erzählt keine konkreten Geschichten, die haben ihn noch nie wirklich interessiert. Bei ihm muss die Kunst nichts nachahmen. Eine Ausnahme bildet sein Werk „Stadt Fürth“, das der russischstämmige Künstler seiner neuen Heimat widmete. Hier geht es sehr handfest zu. Man erkennt die charakteristische Skyline der Kleeblattstadt.

Krugmanns Weg in die Abstraktion ist konsequent, ohne übertrieben zu wirken. Er jongliert wie ein Artist mit der sichtbaren Welt, um sie immer wieder kurz zu verlassen. Von welchen Gegenständen er ausgeht, ist noch erkennbar, doch fasst er farblich geschickt zusammen und vereinfacht, verstärkt den flächigen Eindruck durch die kräftigen Umrisse und Konturierungen.

Auch die Mischtechnik, die bisweilen sandige, raue Effekte erzeugt und sich mit dem Acryl harmonisch verbindet, trägt zu diesem leicht surrealen Eindruck bei. Kreise, eine Art verschlungene Seile und Farbflächen dienen Krugmann als Erkennungszeichen.

Eine Bildmagie

Der Betrachter entdeckt freie, ungebundene Linien, die gewissermaßen spazieren gehen, und andere, die härter, eckiger sind, Grenzen setzen, wo es sein muss. Traumhaft idyllische Wesen wie Masken, Tänzerinnen, Reiter und Hüte erzeugen eine Bildmagie, die Zeit und Raum aufhebt. Feines, Leichtes hält sich die Waage mit Expressivem, Archaischem. Ja, das alles hat etwas Poetisches, Kindliches, Reines.

Ob das immer noch die Freude ist über die künstlerische Freiheit, die der 1936 in Weißrussland geborene Maler und Designer in Deutschland fand, bleibt sein Geheimnis. Doch spürt man stets einen augenzwinkernden Humor in seinen Arbeiten, den er sich trotz eines nicht einfachen Lebensweges, der ihn nach Kirgisien verschlug und 1994 nach Fürth brachte, bewahrt hat. So beginnt ein entspannteres Leben nach Jahren der Verfolgung. Als jüdischer Kontingentflüchtling lernt er Franken kennen, von dem er bis heute begeistert ist. Dass er hier Miro, Chagall, Klee entdeckte, ist sichtbar. Und Klee formulierte schließlich: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Dem schließt sich David Krugmann an. Aber er mischt es mit so viel eigener Seele, dass schlicht Krugmann dabei herauskommt.

Die Ausstellung „David Krugmann – mein Leben als Farbentraum“ ist bis zum 16.3. täglich von 15 bis 18 Uhr zu besichtigen, in der „CLINC Fürth“, ehemalige Kinderklinik im Klinikum Fürth, Jakob-Henle-Straße 1

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