Tri Tra Trümmerbruch

18.6.2008, 00:00 Uhr
Tri Tra Trümmerbruch

© H. Winckler

Der innere Schweinehund gehört an die Leine und ab ins Tierheim, heute noch. Man müsste sich nur endlich mal aufraffen, ihn abzuschaffen. Wäre da nicht der innere Schweinehund. Das Vieh kann einen lahmlegen, tagelang, ein Leben lang.

Aber was mag das alles zu tun haben mit Andreas Oehlerts listiger Kunstkiste mitten in der Fußgängerzone? Nur zwei Besucher höchstens dürfen sich gleichzeitig in dem schmalen Raum aufhalten, ein Schild im Vorraum bittet darum, man möge seine Schuhe ausziehen. Mütter kommen mit ihren Kleinen vorbei; steht ja «Kasperlkasperl» drauf. Ratlos gehen sie wieder raus. Denn Kasperltheater nach alter Kinder Sitte sieht irgendwie anders aus als hier.

Oehlert, international gefragter Erstligist unter den Fürther Künstlern, Träger unter anderem des Bayerischen Staatsförderpreises, versteht es, in seinen Objekten und Installationen eine naiv anmutende, kindlich-bunte Ikonografie auf eine sehr «erwachsene» Bedeutungsebene zu hieven. Hier ist es: ein Kasperltheater. Aber es tritt per Video-Dauerschleife in Erscheinung und in kühlem, unbehaglichem Ambiente. Der Besucher hat einen schmalen Durchschlupf hinter sich gelassen und steht nun in einem rundum mit Spiegelfliesen ausgeschlagenen Raum. Wie im Spiegelkabinett begegnet man sich selbst.

Und dann beginnt der Film, ein scheußlicher Vorhang öffnet sich zu beiden Seiten, vor rabenschwarzem Hintergrund kommt das Kasperl. Ein Kasperl? Nein, zwei. Kasperl geht auf Kasperl los; zwei identisch ausschauende Handpuppen knuffen sich und hauen sich und sind bewaffnet mit je einem gefährlich spitzen Gegenstand. Statt Trullala droht hier ein Kettensägenmassaker. Als die Waffe des links agierenden Kasperls zersplittert, drosselt Oehlert das Tempo der Aufnahme. Showdown. Vorhang zu.

Zwei an und für sich gutherzige Typen aus dem Theaterfundus bremsen sich, knocken sich aus, machen sich fertig. Das Gute fällt dem Guten träge in die Arme. Oehlerts «Kasperlkasperl» ironisiert den menschlichen Tatendrang und seine Hemmnisse; eine Arbeit über einen Blödmann namens Schweinehund.

Warum Amanda Lears 30 Jahre alter Disco-Heuler «Follow me» die Szene begleitet, bleibt Rätsel. Immerhin war Amanda Lear jahrelang die Muse Salvador Dalís - eine befeuernde Lady, kein hemmender Schweinehund. mab

Schwabacher Str., Ecke Rudolf-Breitscheid-Str., täglich 11-20 Uhr