Überlegene Gestalter im Stadttheater

25.4.2015, 15:18 Uhr
Überlegene Gestalter im Stadttheater

© Foto: Hans von Draminski

In Kirchen gehört sie zur selbstverständlichen Ausstattung, in einem Theater ist sie nur selten zu hören und zu sehen, die Pfeifenorgel, die Königin der Instrumente. Christian Schmitt spielte auf einem kunstvoll gestalteten Orgelpositiv, der kleinen Schwester der großen Orgel, das Konzert für Orgel und Orchester Nr. 1 C-Dur von Joseph Haydn. Dass dieses Werk quasi das einzige Orgelkonzert der drei Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven ist, hat sicher mehrere Gründe. Beim Konzert im Stadttheater bildete dieses Werk einen ganz besonderen Farbtupfer.

Mit exzellenter Virtuosität gestaltete Schmitt den Orgelpart, entlockte mit variabler Registrierung dem Instrument silbrig glitzernde Töne. Im Largo waren die virtuosen Sechzehntelpassagen stets eingebettet in die großen Melodiebögen, verinnerlichter Ausdruck mit einer feinfühlig musizierten Kadenz.

Und im abschließenden Allegro molto, ein fetzig gespielter Dreivierteltakt, bildeten Orgel und Orchester eine perfekte musikantische Einheit, keine Spur vom beschaulichen „Papa Haydn“. Nicht nur in der gewichtig einherschreitenden Einleitung des ersten Satzes war das Orchester stets ein musikalischer Partner auf Augenhöhe, einfühlsam und dezent mitgestaltend.

Eröffnet wurde das Konzert mit Mozarts Sinfonie Nr. 33 B-Dur KV 319 aus seiner mittleren Schaffensperiode. Deutlich hörbar das mehrmals wiederkehrende Vier-Ton-Motiv aus dem Finale der Jupitersinfonie. Und schon hier faszinierte Dirigent Antonini mit überlegener Gestaltung: Im flotten Dreivierteltakt des Allegro assai hob er mit ganztaktigem Dirigat stets die großen Spannungsbögen hervor und auch im Andante blühten die Melodiebögen im stimmigen Tempo auf. Ein musikalisches Feuerwerk, fetzig-beschwingt der Kehraus im Allegro assai in perfekter kammermusikalischer Manier dargeboten, wahrlich kein Stück zum Einspielen.

Große Spannung

Nach der Pause dann das wohl populärste sinfonische Werk, die Sinfonie Nr. 5 c-Moll opus 67 in einer atemberaubenden Interpretation. Vom ersten Ton an gelang es dem Dirigenten Antonini, die musikalische Spannung immer wieder neu aufzubauen in scheinbar vorwärtsdrängendem Tempo, die Gegensätze zwischen Piano und Fortissimo führten zu dramatischen Klangsteigerungen. Auch das Andante mit seinen Variationen war geprägt vom impulsiven Dirigat.

Die Pauke und der Klangteppich der Streicher als Überleitung zum Finale waren an musikalischer Hochspannung nicht zu überbieten, ehe sich im strahlenden C-Dur des 4. Satzes die in drei Sätzen aufgebaute Spannung in triumphaler Weise entlud. Auch hier faszinierten wieder die großen Spannungsbögen, die Antonini aufbaute, er leistete körperliche Schwerstarbeit, die sich hörbar auszahlte und die er auf das Orchester zu übertragen wusste, das mit dieser Interpretation das Stadttheater im übertragenen Sinn erbeben ließ.

Der Prestoschluss war dann noch die Krönung des Ganzen. Begeisterter Beifall, dem sich Orchester und Dirigent allerdings schon nach der dritten Verneigung abrupt entzogen.

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