Umstritten: Neue Busrouten in Fürther City

18.6.2015, 22:45 Uhr
Umstritten: Neue Busrouten in Fürther City

© Foto: Berny Meyer

Nach Ansicht von Stadtspitze und SPD überwiegen die städtebaulichen Vorteile dieser Lösung die Nachteile eines Komfortverlusts für die Fahrgäste, den Baureferent Joachim Krauße gar nicht in Abrede stellt. Unter anderem - das dürfte Haupttriebfeder für den Vorstoß gewesen sein - stünde die bisherige Bustrasse für den Wochenmarkt zur Verfügung. Für diesen sucht die Stadt derzeit einen Standort, Oberbürgermeister Thomas Jung favorisiert bekanntlich eine Lösung in oder an der Adenaueranlage.

Erheblich wahrscheinlicher wird sie durch die neue Führung der Buslinien: In Fahrtrichtung Rathaus wird das derzeitige, baustellenbedingte Provisorium zum Dauerzustand, die Busse rollen also weiter vom Hauptbahnhof aus via Freiheit, Gustav-Schickedanz-Straße und Königstraße.

In der Gegenrichtung nehmen sie eine andere Route: An der Kirche Unsere Liebe Frau biegen sie in die Friedrichstraße ab, befahren diese direkt an der Neuen Mitte vorbei komplett bis zur Maxstraße und biegen dort vor dem Sparkassenhochhaus nach links zum Hauptbahnhof ab.

Damit ist eine erst Ende 2013 beschlossene Lösung wieder vom Tisch. Damals hatte der Bauausschuss beschlossen: Die Linien verlaufen in beiden Richtungen durch die Friedrichstraße, über die Bustrasse in der Rudolf-Breitscheid-Straße und die Freiheit. Damals aber war noch nicht von einer Verlagerung des Wochenmarkts in diesen Bereich die Rede.

Sowohl die Verkehrsexperten im Stadtplanungsamt als auch bei der für den Busverkehr zuständigen infra machten allerdings kein Hehl daraus, dass sie zwar ebenfalls für ein Freihalten der Bustrasse sind – aber strikt gegen die nun beschlossene Variante. Denn nach ihrer Ansicht ist mit erheblichen Fahrgastverlusten zu rechnen, wenn die Busse nur noch in einer Richtung vor der Neuen Mitte stoppen.

Nicht zumutbar

Wer aus dem Süden der Stadt kommt, muss künftig von der Freiheit aus knapp 200 Meter dorthin laufen. Älteren und gehbehinderten Menschen sei das nicht zuzumuten, so infra-Verkehrschef Klaus Dieregsweiler im Gespräch mit den FN – zumal sich die Strecke nochmals verlängere, wenn man in die alte Fußgängerzone in der Schwabacher Straße möchte. Dieregsweiler war zwar zu Gast in der Sitzung, wurde aber zu seinem erkennbaren Unmut nicht gebeten, seinen Standpunkt zu erläutern.

Doch auch Grünen-Sprecher Harald Riedel hakte an diesem Punkt ein. Der öffentliche Nahverkehr sei durch die Aufgabe der Haltestellen vor dem Drogeriemarkt Müller und in der Hallstraße in den zurückliegenden Jahren ohnehin nach und nach aus dem Innenstadt-Kern verdrängt worden, monierte er. Eine Entwicklung, die mit „dieser Hauruck-Aktion“ weiter vorangetrieben werde.

Riedel plädierte ebenso wie Dietmar Helm (CSU) dafür, die Entscheidung zu verschieben und sie in der Zusammenschau mit anderen drängenden Verkehrsfragen zu erörtern: einem Verkehrskonzept etwa, einem Parkleitsystem und der noch zu untersuchenden Möglichkeit, Gegenverkehr in der gesamten Friedrichstraße zuzulassen.

Vertagung für "mindestens drei Jahre"

Dies allerdings hätte eine Vertagung des Themas für „mindestens drei Jahre“ zur Folge, so Baureferent Krauße - denn schneller sei alles auf einmal nicht anzupacken. Einen Beschluss in Sachen Busverkehr brauche man aber jetzt.

Kein Verständnis für den strammen Gegenwind zeigte SPD-Fraktionschef Sepp Körbl. Seiner Ansicht nach ist die Fußwegstrecke von der Freiheit bis zur Neuen Mitte für Fahrgäste durchaus zumutbar, zudem findet er ebenso wie der OB: „Wir vergeben uns doch mit dieser Entscheidung nichts.“ Denn die heutige Bustrasse an der Adenaueranlage werde nicht umgestaltet und anders genutzt, so lange nicht über das Thema Wochenmarkt entschieden ist. Damit ist nach Stand der Dinge nicht vor dem Jahresende zu rechnen.

 

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