Unangenehme Überraschungen im Gebälk

6.7.2007, 00:00 Uhr
Unangenehme Überraschungen im Gebälk

© Kamm

Vorsichtig steigt Pfarrer Winfried Buchhold über die alten Balken. Mit kritischem Blick mustert er dabei die imposante Konstruktion des Turmdachs seiner Kirche. «Im Endeffekt sind doch wesentlich mehr Balken marode als wir vorher angenommen haben», sagt der Pfarrer und klopft an einen der morschen Sparren.

Bereits im vergangenen Jahr haben die Fachleute herausgefunden, dass das Turmdach der St. Veitskirche einer dringenden Generalüberholung bedarf. Balken waren gebrochen, angefault oder vom Holzwurm befallen. Außerdem war der Ringanker völlig morsch. Die größten Sorgenfalten trieben den Fachleuten dabei vor allem die unteren beiden Stockwerke des insgesamt viergeschossigen Turmdachs ins Gesicht. «Der untere Teil des Dachs stammt noch aus dem 15. Jahrhundert, während der ursprünglich wesentlich höhere obere Abschnitt im Jahr 1781 abgesägt und durch neue Balken ersetzt wurde, die jetzt noch einigermaßen in Ordnung sind», erklärt Winfried Buchhold.

Beachtliches Gewicht

Seit gut einem Monat sind die Zimmerleute deshalb damit beschäftigt gerade in den unteren beiden Stockwerken ganze Balken in mühevoller Kleinarbeit auszuwechseln und neu einzuzapfen. Der marode Ringanker auf dem Mauerwerk ist dabei schon fast komplett durch neue Balken ersetzt und geschlossen. Außerdem wurde ein neuer wuchtiger Holzbalken als Unterzug knapp unterhalb des Dachstuhl quer in das Sandsteinmauerwerk des Turms eingezogen. «Damit wird das beachtliche Gewicht des Dachstuhls und der Ziegel künftig noch einmal in der Mitte abgefangen», erklärt Pfarrer Buchhold.

Zusätzlich wird der gesamte Dachstuhl noch mit etwa ein Meter langen Gewindestangen im Mauerwerk verankert. Um sämtliche marode Balken austauschen und ausbessern zu können, soll in den nächsten Wochen schließlich noch der obere Teil des Dachgebälks mit einem Autokran abgehoben werden, bevor die Holzarbeiten etwa Ende Juli abgeschlossen sind. Direkt im Anschluss rücken dann die Dachdecker und Flaschner an, um das Turmdach von St. Veit wieder neu einzudecken und einzublechen.

Die alten Ziegel und die ursprüngliche Dachlattung wurden bereits im Mai abgenommen. Einen Teil dieser alten, handgefertigten Ziegel aus dem vorletzten Jahrhundert verkauft die Kirchengemeinde für fünf Euro pro Stück im Pfarramt. «Der Erlös des Ziegelverkaufs fließt selbstverständlich in die Turmsanierung, den jeder Cent wird hier dringend gebraucht», so Winfried Buchhold.

Katholiken helfen aus

Über 200 000 Euro soll die Sanierung des Turmdaches kosten. Noch ein paar Euro mehr könnten dazu kommen, wenn tatsächlich auch noch eine neue Induktionsläutanlage in den Turm eingebaut wird, wie es dem Pfarrer vorschwebt: «Das alte Läutwerk verursacht unglaublich große Schwingungskräfte im Glockenstuhl, die möglicherweise auch für die Balkenbrüche verantwortlich sind.»

Dennoch ist er zuversichtlich, dass die nötigen finanziellen Mittel zusammenkommen. Von den rund 70 000 Euro, die die Kirchengemeinde aus Eigenmitteln aufbringen muss, sind bereits über 30 000 Euro an Spenden aus der Bevölkerung eingegangen», freut sich der Pfarrer. Überhaupt sei das Interesse der Veitsbronner am Kirchturm groß. «Die Bevölkerung interessiert sich und identifiziert sich mit ihrem Turm.»

Begeistert ist der Pfarrer von der Unterstützung seiner katholischen Glaubensschwestern und -brüder in Veitsbronn. So stellt die katholische Kirchengemeinde nicht nur den Erlös ihres Sommerfestes der Turmsanierung zur Verfügung, sondern hilft momentan auch beim Läuten zu Hochzeiten und Beerdigungen aus.